Augsburg
Früherer Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz gestorben

Benediktinermönch war von 1993 bis 2004 Oberhirte - Kardinal Marx würdigt: "Geschätzter Seelsorger" - Am Montag um 18 Uhr Trauergeläut im ganzen Bistum

02.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:50 Uhr
Den Festgottesdienst zu seinem 90. Geburtstag feierte Viktor Josef Dammertz (M.) noch selbst. Am Montag ist er gestorben. −Foto: Cassian Jakobs

Augsburg - Der frühere Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz ist mit 90 Jahren in seinem ehemaligen Kloster, der Erzabtei St. Ottilien, gestorben.

Das teilte die Erzabtei am frühen Montagmorgen mit - knapp drei Wochen vor der Weihe seines Nach-Nach-Folgers Bertram Meier. An dessen Bischofsweihe hätte er gerne noch teilgenommen, wie Meier am Vormittag berichtete: Er habe sich auf den Akt am 21. März gefreut, habe Dammertz bei Meiers letztem Besuch am Freitag versichert. Am Montagabend läuten um 18 Uhr zum Zeichen der Trauer alle Glocken im Bistum Augsburg.

Der promovierte Kirchenrechtler Dammertz leitete das Bistum Augsburg vom 30. Januar 1993 bis zu seiner Emeritierung am 9. Juni 2004. Vor seiner Ernennung durch den damaligen Papst Johannes Paul II. war Dammertz 15 Jahre lang Abtprimas der Benediktinischen Konföderation mit Sitz in Rom.

Mann des Ausgleichs

Der Benediktiner, der 1953 in die Erzabtei St. Ottilien am Ammersee eintrat, stammte aus Schaephuysen am Niederrhein. Vergangenes Jahr hatte er im Juni anlässlich seines 90. Geburtstages einen feierlichen Gottesdienst in der Klosterkirche zelebriert. Der damalige Augsburger Generalvikar und aktuelle Stellvertreter des Diözesanadministrators, Harald Heinrich, hielt die Festpredigt. Er würdigte damals das bischöflicher Wirken von Dammertz: "Du, lieber Bischof Viktor Josef hast dich eingesetzt für das ungeborene Leben für junge Mütter und Familien in Not. Du hast den bischöflichen Hilfsfonds Pro Vita gegründet. Du hast von den Gläubigen viel Solidarität bekommen. " Dammertz sei ein "Mann des Ausgleichs" gewesen, sagte Heinrich. Er habe das Bistum durch eine "vorsichtige, jedoch klare und kompetente kirchenrechtliche Sicht wieder zu einer Einheit geführt". Das sei nicht in spektakulären Auftritten geschehen, "sondern still und leise".

2005 übergab der Verstorbene den Hirtenstab des heiligen Ulrich an Bischof Walter Mixa, bei dessen Weihe 1996 in Eichstätt er selbst teilgenommen hatte. In den letzten Jahren lebte Dammertz zurückgezogen in der Abtei St. Ottilien, deren Erzabt er vor seiner Wahl zum Abtprimas zwei Jahre lang war.

Ernannter Bischof Meier: "Guten Hirten verloren"

"Mit Bischof Viktor Josef Dammertz verliert unsere Diözese einen Bischof, der als guter Hirte aufmerksam auf die ihm anvertrauten Schafe gehört hat", würdigte Diözesanadministrator Bertram Meier am Vormittag den Verstorbenen. Dammertz sei ein Mann der leisen Töne, aber durchaus auch entschlossen, den Weg der entschiedenen Mitte zu gehen, gewesen. Noch am vergangenen Freitag habe er ihn gemeinsam mit Domkapitular Harald Heinrich besucht. "Wir haben zusammen den Rosenkranz gebetet. Bischof Viktor Josef war zwar schon sehr schwach, aber er hatte noch die Kraft, ganz fest meine Hand zu drücken. Er sagte mir, sich schon so sehr auf meine Bischofsweihe zu freuen und mir die Hand auflegen zu wollen. " Das sei ihm nun nicht mehr vergönnt.

Kardinal Marx kondoliert

Am Vormittag trafen erste Kondolenzen in. So würdigte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Verstorbenen als "fürsorglichen Hirten, geschätzten Seelsorger und überzeugten Ordensmann". Er sei unter großem Engagement Mitglied der Bischofskonferenz gewesen, heißt es in einem Beileidsbrief an den ernannten Bischof von Augsburg, Bertram Meier. Dankbar denke er dabei an dessen langjährigen Vorsitz der Kommission für Geistliche Berufe und kirchliche Dienste und die Mitarbeit in der Kommission Weltkirche. Marx schrieb weiter, als was er Dammertz sieht: Er sei "ein Benediktiner mit Bezug zur Welt und zum Glauben, ein Seelsorger, standhaft in seiner Kirche und mutig in der Verkündigung, ein Priester aus Überzeugung und Leidenschaft für das Evangelium, ein Freund und treuer Wegbegleiter" gewesen.

Beerdigung in Augsburg

Kardinal Reinhard Marx feiert am Samstag, 7. März, um 9.30 Uhr das Pontifikalrequiem im Augsburger Dom. Die Predigt hält der ernannte Bischof von Augsburg, Bertram Meier. Der Sarg mit dem Leichnam des Altbischofs wird am Donnerstag um 17.30 vom Augsburger Domkapitel Dom empfangen. Nach einer Messe wird der verstorbene Diözesanbischof bis Freitagabend in der Gertrudkapelle im nördlichen Chorumgang im offenen Sarg aufgebahrt sein, damit sich die Gläubigen von ihm verabschieden können. Am Freitag um 18 Uhr singt das Domkapitel die Totenvesper, anschließend wird der Sarg geschlossen.

Marco Schneider