Ingolstadt
Der Bewundernswerte

01.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:23 Uhr

Er gilt in weiten Teilen Europas als Delikatesse, um seinen Lebenswillen ranken sich Legenden. Es gibt ihn in fast allen Gewässern im Donauraum – und doch gehört er eigentlich nicht hierher. Die Rede ist vom Aal. Sein Lebenszyklus ist bewundernswert: Er schlüpft in der Sargassosee im westlichen Atlantik – auch wenn dort bislang noch nie laichende Aale gesichtet wurden.

Die kleinen, durchsichtigen Weidenblattlarven (so heißen die jungen Aale) machen sich dann auf die tausende Kilometer lange Reise bis vor die europäischen Küsten. Dort angekommen verwandeln sie sich binnen 24 Stunden in die klassische Aalform. Allerdings sind sie zunächst noch durchsichtig (Glasaal).

Während die Männchen im küstennahen Brackwasser bleiben, machen sich die Weibchen auf, Rhein, Elbe und Oder hinaufzuschwimmen. Selbst der Rheinfall bei Schaffhausen ist kein Hindernis. Dann leben die Fische zum Teil viele Jahre in Flüssen und Seen und kehren wieder in die Sargassosee zurück, wo sie laichen und sterben.

Doch die enorme Wanderleistung ist nicht das einzige, was den Aal so außergewöhnlich macht. Studien haben gezeigt, dass er einen extrem ausgeprägten Geruchssinn hat: Aale können einzelne Moleküle riechen. Das wurde bislang bei keinem anderen Lebewesen nachgewiesen.

Die bei uns lebenden Aale werden als Jungtiere vor allem von Fischereivereinen ausgesetzt. Wenn sie geschlechtsreif sind, treten auch sie ihre Wanderschaft flussabwärts an – diejenigen, die überleben, landen im Schwarzen Meer. Ob sie von dort aus je die Sargassosee erreichen, ist bislang nicht erforscht.