Charles M. Huber Huber wurde als unehelicher Sohn des senegalesischen Diplomaten Jean-Pierre Faye und der deutschen Hausangestellten Olga Huber in München geboren. Er wuchs größtenteils bei seiner Großmutter mütterlicherseits in Großköllnbach
Ein Niederbayer im Senegal

Der Schauspieler, Autor und Politiker Charles M. Huber hat sich im Land seines Vaters niedergelassen

17.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:01 Uhr
Ein Mittler zwischen Deutschland und dem Senegal: Charles M. Huber inmitten von Kindern, die ihn begeistert empfangen. −Foto: Privat

Charles M. Huber Huber wurde als unehelicher Sohn des senegalesischen Diplomaten Jean-Pierre Faye und der deutschen Hausangestellten Olga Huber in München geboren. Er wuchs größtenteils bei seiner Großmutter mütterlicherseits in Großköllnbach (Markt Pilsting, Landkreis Dingolfing-Landau) auf und lernte seinen Vater erst mit 28 Jahren kennen.

Herr Huber, wie kam es zur Entscheidung, künftig - statt in Berlin, München oder in Großköllnbach im Landkreis Dingolfing-Landau - im afrikanischen Senegal zu leben?
Charles M. Huber: Es war keine einfache Entscheidung, da ich mit allen Orten auch mit meinem Herzen sehr verbunden bin. Auch mit Berlin. In Straubing hatte ich eine Wohnung besessen und konnte dem niederbayerischen Teil meiner Seele Genüge tun, den Dialekt sprechen, mit dem ich aufgewachsen bin. Auf der anderen Seite suche ich auch immer neue Herausforderungen, da ich mich mit meinen 62 Jahren noch zu jung fühle, um mich aufs Altenteil zurückzuziehen. Nachdem ich mich stark für eine Neuausrichtung der Afrikapolitik der Bundesregierung engagiert habe, in der Form wie sie jetzt auch von ihr gehandhabt wird, habe ich mir gedacht - warum nicht auch einmal in Afrika leben? Ich habe seit 2004 ein Haus im Senegal und gerade eine Schule eröffnet, in der im Laufe des nächsten Jahres 1000 Kinder unterrichtet werden. Als "alter niederbayerischer Handwerker" musste ich natürlich auch immer selbst mit Hand anlegen.

Das passt ja jetzt ganz gut zu Ihrer Autobiographie mit dem Titel "Ein Niederbayer im Senegal". War das irgendwie ein alter Wunsch, mal fest im Senegal zu leben?

Huber: Meine senegalesischen Vorfahren haben hier nach der Kolonialzeit Frankreichs die Politik Senegals geprägt. Léopold Sédar Senghor als Staatspräsident, sowie Caroline Faye und Demba Diop, mein Onkel und meine Tante, als Minister. Hier genießt meine Familie immer noch hohes Ansehen und auch ich bin hier kein Fremder. Ich habe die letzten zwei Jahre sechs Delegationen aus Politik und Wirtschaft in den Senegal gebracht, dessen jetziger Präsident Macky Sall international hohes Ansehen genießt. Würde ich die Vorzüge des Landes in puncto Sicherheit und Demokratie nicht kennen, welche hier eine lange Tradition haben, hätte ich diese Entscheidung so sicher nicht getroffen. Das Land ist im globalen Ranking unter denjenigen Ländern, wo sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren am stärksten entwickeln wird. Es ist schön, diese Entwicklung vor Ort mitzuverfolgen und vielleicht weiterhin den einen oder anderen Teil dazu beitragen zu können.

Was sagen Ihre Familie und Ihre Freunde dazu?
Huber: Ich bin überrascht, dass die meisten Menschen meiner Umgebung diesen Schritt zwar als mutigen, aber auch als positiven Schritt sehen. Auch meine mittlerweile erwachsenen Kinder. Zwei von vier haben ihr Studium bereits beendet. Einer von ihnen ist selbst im Ausland, in den USA, um dort seinen Doktor, den sogenannten PhD, im Finanzwesen zu machen. Deutschland ist nach wie vor ein attraktives Land, aber ich habe mich dazu entschlossen, auch wenn ich den Senegal schon sehr gut kenne, noch mehr über meine zweite Heimat zu erfahren. Dies betrifft besonders die Sprache Woloff. Das Wissen über andere Kulturen im Allgemeinen hat auch meine politische Arbeit entscheidend mit geprägt. Ja, es gibt aber auch Menschen, die nicht nur mich vermissen, sondern ich umgekehrt auch sie. So ist das Leben nun einmal.

Geben Sie, gerade was medizinische Versorgung und soziale Sicherheit angeht, mit so einer Entscheidung nicht viel auf?
Huber: Nun lebe ich hier doch mit gewissen Privilegien. Ich habe wie gesagt ein Haus, für das ich keine Miete zahlen muss, die medizinische Versorgung ist besser als man glaubt - wenn man sich diese leisten kann. Und schließlich ist Senegal ja auch lediglich drei Flugstunden von Lissabon und sechs Stunden von München oder Berlin entfernt. Und was die soziale Sicherheit anbelangt: Sie mag in Deutschland auf Grund seiner wirtschaftlichen Stärke zweifellos stärker vorhanden sein, als in afrikanischen Ländern. Ich habe aber bereits auch so mehrfach meinen Beruf gewechselt, weil ich mich darauf nicht verlassen wollte, dass alles so gut und sicher bleiben würde wie es ist und habe damit letztlich Recht behalten. Jetzt wechsle ich einmal das Land. Der Garantieanspruch nach absoluter Sicherheit ist und bleibt eine beherzte Illusion. Egal wo und in welchem Land.

Fehlt dem Niederbayern in Ihnen da nicht am Ende auch etwas - der gute Schweinebraten aus der Heimat etwa?
Huber: Sicher. Aber das ist für mich eben ein Grund, öfter nach Bayern zu kommen. Wenn das Verlangen zu stark wird, setze ich mich halt in den Flieger.

Wie oft werden Sie in Zukunft noch nach Deutschland kommen?
Huber: Früher bin ich vier- bis fünf Mal pro Jahr in den Senegal geflogen. So werde ich es nun in die umgekehrte Richtung machen. Die Sommermonate Juli bis September habe ich vor, gesamt in Europa zu verbringen. Zu dieser Zeit ist diese Region für mich die schönste auf Erden. Italien, Spanien, Griechenland, die Normandie und auch der Balkan zählen zu meinen Favoriten. Neben Berlin gehören London, Paris und Lissabon für mich zu den spannendsten Städten.

Schauspieler, Autor, Bundestagsabgeordneter - Sie haben ziemlich viel erlebt in Ihrem Leben, oder?
Huber: Sie haben den Zahntechniker vergessen, der Beruf, den ich eigentlich gelernt habe, ehe ich zum Film kam. Ich denke jeder Mensch muss seine Bestimmung finden, den roten Faden, der sich durch sein Leben zieht, praktisch die Quelle seines Antriebs. Im Nachhinein weiß ich, dass es mir ein Anliegen war, Afrika und Deutschland näher zusammen zu bringen, schon als Künstler, vor allen Dingen als Schauspieler.

Sie waren der erste Seriendarsteller mit afrikanischen Wurzeln außerhalb der USA. Für Deutschland war das in den 1980-er Jahren geradezu revolutionär.
Huber: Die Serie "Der Alte" lief erfolgreich in 125 Ländern, nicht nur in Europa, sondern auch in Afrika. Als Politiker hatte ich durch meine Funktion als Außen-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitiker die Möglichkeit, den Zug in Richtung des europäischen Nachbarkontinents anzustoßen. Dies war aus vielen Gründen notwendig. Ich denke, dass dies auch irgendwie meine Berufung war. Es war zumindest der Hauptgrund, warum ich überhaupt in die Politik eingetreten bin. Gerade der Entwicklungspolitik wurde zu Beginn meines Mandats keine große Wichtigkeit beigemessen. Das hat sich inzwischen stark verändert. Damit bin ich erst einmal zufrieden und lehne mich etwas zurück. Aber wer mich kennt, weiß, dass mir noch so Einiges einfallen wird. Migration kann man nur durch gerechte und inklusive Arbeitsverteilung auf unserem Planeten aufhalten. Die Problematik des Klimawandels, aber auch das Thema Wasserrechte und -versorgung stellt uns in diesem Zusammenhang jetzt schon vor große Herausforderungen. Nicht nur in Afrika.

Die Fragen stellte

Alexander Kain.

ZUR PERSON
Charles M. Huber, geboren 1956 in München als Karl-Heinz Huber, wurde als Schauspieler bekannt durch die Fernsehserie "Der Alte". Von 2013 bis 2017 war er Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU).