Eichstätt
"Da hilft nur ein klarer Neuanfang"

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Der zweite Mann im Bistum Eichstätt nach dem Bischof: Generalvikar Isidor Vollnhals (65) ist seit fünf Jahren im Amt, davor war er 18 Jahre lang Münsterpfarrer in Ingolstadt. Im Gespräch mit dem DK nimmt er Stellung zur „schmerzlichen Entwicklung“ bei den Kirchenaustritten und ergründet die Ursachen dafür - Foto: Knopp

Der Generalvikar der Diözese Eichstätt, Isidor Vollnhals, über die Situation in Egweil.

Herr Vollnhals, ist das Thema "Kreuzbrüder" aus Sicht der Diözese jetzt ausgestanden, mit der Amtsenthebung von Kaplan Johannes Weise?

Vollnhals: Ausgestanden ist es zunächst nicht. Es gab viele Verletzungen und auch Spaltungen. Die zu heilen, das ist sicher ein längerer Prozess. Wir hoffen auf einen neuen Mitarbeiter, einen neuen Priester in Egweil. Der muss auf die Leute zugehen, und wir werden das unterstützen. Wir hoffen andererseits, dass Kaplan Weise woanders sein Glück und seine Zufriedenheit findet, wir wollen ihm ja nichts in den Weg legen. In dieser Situation hilft beiden Seiten nur eine klare Trennung, ein klarer Neuanfang.

 

Wer kommt neu nach Egweil und wann?

Vollnhals: Es wird zum 1. September, zum Schulbeginn, ein neuer Priester kommen - als Mitarbeiter im Pfarrverband. Das war Kaplan Weise ja auch. Er war nicht nur für Egweil zuständig, auch wenn es im Dorf immer das Bewusstsein gab: Das ist unser Pfarrer. Das war die alte Dorfstruktur - ein Dorf, ein Pfarrer. Aber das haben wir halt nicht mehr.

 

Finden Sie denn jemanden, der in dieser Situation nach Egweil geht? Das ist doch ein Schleudersitz. Der Neue gilt vielleicht vielen als "Notnagel".

Vollnhals: Es wird nicht einfach. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich jemand findet. Wir sind da noch im Gespräch.

 

Es sieht aber so aus, als ob die "Kreuzbrüder" in Egweil bleiben werden, mit freien Strukturen außerhalb der kirchlichen Räume. Wie passt das zu Ihrer Erwartung, dass sich Herr Weise und seine beiden Freunde aus der Diözese oder zumindest aus dieser Pfarrei zurückziehen?

Vollnhals: Wir hoffen, dass das nicht eine private freikirchliche Initiative wird. Kaplan Weise gehört ja rechtlich noch dem Orden der Dominikaner an. Ab dem 1. August ist sein Provinzial der Dominikaner für ihn zuständig, nicht mehr der Bischof.

 

Weise will aber nicht zu den Dominikanern zurück.

Vollnhals: Wenn die "Kreuzbrüder" in Egweil bleiben, führt das zu einer weiteren Polarisierung und genau zu den Parallelstrukturen in der Seelsorge, die wir immer ansprechen. So groß ist Egweil jetzt auch nicht. Selbstverständlich kann jeder im Wirtshaus beten - das ist ja toll, wenn da gebetet wird. Aber das sind dann Gegenangebote - und zwar nicht nur zum Pfarrer, sondern auch zu den Gremien, zum Pfarrgemeinderat.

 

Wird es darüber noch ein Gespräch mit Herrn Weise geben?

Vollnhals: Wir haben noch einiges mit ihm zu klären. Wir hoffen, dass diese Polarisierung abgebaut wird. Das ist genau der Punkt, den wir leider immer wieder beklagen mussten: dieses ganz starke Freund-Feind-Denken. Wer das Projekt "Kreuzbrüder" nicht unterstützt, der wurde von ihren Anhängern nicht bloß schief angesehen, sondern da sind schon böse Dinge passiert, anonyme Briefe und solche Sachen.



Bischof Gregor Maria Hanke steht jetzt bei vielen als Buhmann da, weil er das Projekt beendet hat, aus seiner Sicht die Notbremse gezogen hat. Wie kommt die Diözese aus dieser Geschichte unbeschadet heraus?

Vollnhals: Ich nehme ein Bild aus dem Fußball: Der Verteidiger muss auch mal dazwischengrätschen und sagen, jetzt geht's nicht mehr. Der Bischof ist dieser privaten Initiative jahrelang sehr offen und großzügig gegenübergestanden. Immer in der Hoffnung, dass dieses private Experiment nicht die Seelsorge stört. Der Kaplan hätte sich einfügen sollen in das Team derer, die verantwortlich sind. Aus diesem langmütigen Zuschauen ist dann letztlich das entstanden, was Sie die "Notbremse" nennen.

 

Wenn die "Kreuzbrüder" in Egweil bleiben, dann führt das wohl zwangsweise zur Konfrontation mit Ihnen?

Vollnhals: Das haben wir nicht in der Hand, das ist das Problem. Jeder kann da leben, wo er sich die Wohnung sucht. Das ist grundgesetzlich verbürgt. Wir würden es aber bedauern, wenn durch dieses Dort-Wohnen-Bleiben die Polarisierung bleiben oder sich noch verstärken würde. ‹ŒDK

 

Das Gespräch führte

Richard Auer.