Dietmar Helm aus Fürth will die Pflanze als nachhaltigen Wirtschaftsfaktor etablieren

Dietmar Helm aus Fürth will die Pflanze als nachhaltigen Wirtschaftsfaktor etablieren

07.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:28 Uhr
"Wir spielen auf Sieg", sagt Dietmar Helm. Er will für die CSU den Chefsessel im Fürther Rathaus erobern. −Foto: Pelke

Fürth - Mehr Hanf für Franken: Dietmar Helm, der Fürther CSU-OB- Kandidat, setzt sich für eine "Hanf-Revolution" ein.

 

Wie ein Blumenkind schaut Helm nicht aus. Der 51-jährige Landwirt hat auch nicht die Legalisierung von Marihuana im Sinn. Der Fürther CSU-Politiker wirbt dagegen für Hanf als Wundermittel für das prognostizierte "Post-Plastik-Zeitalter".

Der als Droge in Verruf geratene Naturstoff biete das Potenzial, völlig neue Wege in der Wirtschaft einzuschlagen, ist sich Helm sicher. Mit Hilfe der Hanfpflanze könnten Kunststoffe "nachhaltig und klimaneutral" ersetzt werden, sagt Helm und verweist auf bereits bestehende Pläne der Spielwarenindustrie, beispielsweise Bausteine nicht mehr aus Plastik, sondern teilweise aus Hanf zu fertigen.

Helm ist kein Hanf-Romantiker. "Mir geht um es Wertschöpfung und Arbeitsplätze. " Der männliche Nutzhanf könnte - im Gegensatz zum weiblichen Drogenhanf - der Rohstoff der Zukunft werden. Helm ärgert sich, dass die Amerikaner die Faser nach dem Krieg einst ins Verruf gebracht und beispielsweise durch ihre Baumwolle ersetzt haben. Heute könne Deutschland vom Hanf-Anbau enorm profitieren. Der rohstoffarme Exportweltmeister könnte das Kraut massenweise selber produzieren.

 

Der 51-jährige CSU-Politiker träumt davon, dass die fränkischen Landwirte in nicht allzu ferner Zukunft den Hanf-Rohstoff für die kunststoffverarbeitende Industrie in Franken liefern könnten. Für die Landwirtschaft wäre der Hanf die Chance, sich klimaneutral neu aufzustellen. Aktuell könnten die wenigen fränkischen Hanfbauern ihre Hanfernte kaum an den Mann bringen, ärgert sich Helm. Nach den Plänen von Helm soll die Politik für die Erforschung des Hanf-Kunststoffs mehr Geld in die Hand nehmen. Von den Forschungsmitteln könnte auch Fürth als Hightech-Standort profitieren.

Spaßeshalber hat Helm den Hanf auch schon selber angebaut, erzählt er. Neben einem Maisfeld habe er das Nachtschattengewächs als Blühstreifen gepflanzt. In kürzester Zeit sei der Hanf drei bis vier Meter hoch in den Himmel geschossen. Aus den Fasern der Pflanze könnte Kleidung oder mit dem entsprechenden Know-how auch Kunststoff-Alternativen hergestellt werden. Die Pflanzenreste könnten als Bau- oder Brennstoffe verwendet werden. Hanfbriketts oder Hanfpellets seien eine schnell nachwachsende und daher viel umweltfreundlichere Alternative zu dem wesentlich langsamer wachsenden Holz für den Kachelofen aus dem Wald.

Auf kommunaler Ebene habe er bereits versucht, Netzwerke zwischen Hanf-Bauern und der Wirtschaft in die Wege zu leiten. Immer wieder stößt Helm mit seiner Hanf-Idee dabei auf Vorurteile. "Bei Hanf denkt jeder sofort an Drogen. Das ist scheinbar tief verwurzelt in der Gesellschaft. " Helm und seine Hanf-Pläne haben auf Anhieb selbst seine CSU-Parteifreunde nicht vom Hocker gehauen. "Am Anfang ist mir ein rauer Wind ins Gesicht geweht. " Selbst innerhalb seiner eigenen Fraktion im Fürther Stadtrat habe er als Fraktionsvorsitzender viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis allen klargeworden sei, worum es Helm bei seiner Hanf-Initiative gehe: Für Hanf als nachhaltigen Wirtschaftsfaktor und nicht für Hanf als illegalem Rauschfaktor.

Trotz oder gerade wegen seiner Vorliebe für das "Wunderkraut" ist Helm mit deutlicher Mehrheit zum OB-Kandidaten in seiner Heimatstadt gekürt worden. Der 51-jährige Landwirtschaftsmeister und Geschäftsführer einer Spezialwerkstatt für Traktoren geht im März für die CSU gegen Amtsinhaber Thomas Jung (SPD) ins Rennen. "Wir spielen auf Sieg", sagt Helm. Die Kleeblattstadt dürfe sich nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen, sagt Helm, der sich zunächst in der evangelischen Gemeinde und später bei den Grünen in der Kommunalpolitik engagiert hat. Die frühe Sozialisation bei der Öko-Partei erklärt vielleicht seine Vorliebe für eher unorthodoxe oder - je nach Sichtweise - visionäre Wahlkampfthemen wie den Hanf-Anbau. "Mir geht's darum jetzt die Weichen zu stellen, bevor andere mit dem Hanf erfolgreich sind. "

DK

Nikolas Pelke