Dietfurt
China-Flair auf 30 Quadratmetern

16.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

"Bayrisch China" wird Dietfurt auch genannt - die kunstvoll verzierten Fächer schmücken als Dekoration das Büro von Pia Pritschet.

Zwischen Schirmchen und Fächern, neugierigen Gästen und zahllosen Prospekten: Pia Pritschets Schreibtisch steht in der Dietfurter Tourist-Info - da geht es manchmal ganz schön stressig zu. Die Chefin hätte deshalb gerne mehr Platz.

Dietfurt (DK) Irgendwie chinesisch. Goldfarbene und dunkelrote, kunstvoll verzierte Fächer und Schirmchen liegen auf den Schränken und Vitrinen - mitten in der Tourist-Info mit all ihren zahllosen Broschüren und Prospekten für Besucher. Irgendwie ein Fremdkörper, aber irgendwie auch ein Hingucker.

Hier ist das Büro von Pia Pritschet. Die 30-Jährige ist Tourismus-Chefin der Stadt Dietfurt im Landkreis Neumarkt. Dass es hier chinesisch zugeht, liegt an dem Spitznamen, den die Stadt an der Altmühl schon seit dem Mittelalter trägt: "Bayrisch China". "Der Legende nach wollte einst der Bischofskämmerer in Dietfurt Steuern eintreiben, die Bürger haben aber die Tore verrammelt", erklärt die 30-Jährige. "Da hieß es dann, dass wir wie die Chinesen hinten den Mauern sitzen." Mit diesem Image macht die Stadt jede Menge Werbung. "Wir sind in China wahrscheinlich bekannter als in Deutschland", sagt die Tourismus-Chefin und lacht.

Um den Chinesenfasching oder andere Veranstaltungen wie zum Beispiel den Bayrisch-Chinesischen Sommer am ersten Juli-Wochenende zu organisieren, hat sie allerdings kein abgetrenntes Büro, wo sie in Ruhe arbeiten kann. Ihr Büro, besser gesagt ihr Schreibtisch, ist in der Dietfurter Tourist-Info. Inklusive Publikumsverkehr. Es sind vor allem Radler und Wanderer, die hier am Dietfurter Rathausplatz bei Pia Pritschet reinschneien und sich nach Ausflugszielen und Routen erkundigen. "Man muss hier schon multitaskingfähig sein und an allen Fronten gleichzeitig kämpfen", sagt die 30-Jährige. "Manchmal kommen auf einen Schlag zehn Touristen und dann fängt das Telefon an zu klingeln." 100 000 Übernachtungen zählt das kleine Städtchen Dietfurt an der Altmühl mit seinen rund 6300 Einwohnern. Ganz schön viel.

Entsprechend sieht es auch im Büro aus. Direkt am Empfang liegen die wichtigsten Broschüren und ein abreißbarer Stadtplan aus. Die Stadt hat ein einheitliches Marketing-Konzept. An einem stilisierten Symbol erkennt man, bei welchen Prospekten es ausschließlich um Dietfurt geht. Am Tisch daneben und auf dem Aufsteller davor stapeln sich die Informationen, die sich mit den Nachbarlandkreisen und dem Altmühltal befassen - in der Region gibt es viel zu erleben.

Zwischen den Fenstern hängt eine großflächige Stadtansicht, gezeichnet von einem Gast. Hinter dem Empfangstresen, auf den beiden gegenüberliegenden Schreibtischen, stehen zwei Drucker - und haufenweise Akten und Dokumente. Arbeit ist hier jedenfalls keine Mangelware. Und dann ist da noch eine große, schwere Vitrine mitten im etwa 30 Quadratmeter großen Raum. Ein Blick hinein verrät: Hier dreht sich wieder alles rund um China. Kleine, bunt getöpferte Figuren sind dem Brunnen am Rathausplatz nachempfunden, bei dem das Wasser aus einem Stein fließt, der wie ein Chinese samt typischer Kopfbedeckung aussieht. "Der Chinesenbrunnen ist eines unserer Wahrzeichen", erklärt Pia Pritschet. In der Vitrine gibt es auch chinesische Essstäbchen, Glücksknoten, Tischgarnituren oder Dekofächer - kleine Souvenirs aus Bayrisch China eben.

So richtig glücklich ist die Chefin mit ihrem Büro aber nicht. "Manchmal ist es sehr laut hier", sagt die 30-Jährige. "Preisverhandlungen mit Geschäftskunden oder Beschwerdemanagement sind da schwierig." Ein Umzug - das wäre der große Traum von Pia Pritschet. "Die Bücherei gegenüber ist umgezogen, da könnte unsere Bayrisch-China-Ausstellung rein. Dann hätten wir auch die Möglichkeit uns zu vergrößern. Die Pläne sind schon gemacht." Eine schöne, große Auslage, ein gemütliches Plätzchen für die Gäste, wo man sich auch mal hinsetzen kann - und sich mitten in Bayern ein bisschen wie in China fühlen kann.