Ingolstadt
Die Raupe Nimmersatt

Buchsbaumzünsler macht sich massiv breit und frisst alles kahl

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Die gefräßigen Raupen des Buchsbaumzünslers. −Foto: Weissbrod/dpa

Ingolstadt (DK) Grün und gefräßig bahnen sich die Raupen ihren Weg, bis die befallenen Pflanzen kaum noch Blätter tragen: Der Buchsbaumzünsler breitet sich seit Wochen fast explosionsartig in Bayern aus. Ingolstadt gilt neben München und Freising als einer der drei am meisten betroffenen Räume im Freistaat.

Das überaus warme Wetter schon im April mit teils hochsommerlichen Temperaturen hat diese Entwicklung nur begünstigt. Ursprünglich stammt der kleine Falter (rechts) aus Ostasien und war im Jahr 2006 erstmals in Deutschland gesichtet worden, vermutlich durch den Handel mit Baumschulware eingeschleppt. Seither breitet er sich über zwei, drei Generationen im Jahr rasant aus. Manche Gartenfachleute befürchten, dass es bald keine Buchspflanzen mehr geben wird, weil der Zünsler alles ratzekahl abfrisst.

"Auf unseren Friedhöfen ist die Situation katastrophal", sagt Ulrich Linder vom Ingolstädter Stadtgartenamt. Sein Personal stellt seit gestern Container auf, damit befallene Pflanzen entsorgt werden können. "Wir haben den Zünsler aber auch sonst überall in der Stadt." Viele Bürger würden hilfesuchend anrufen. Wolfgang Kreckl vom Institut für Pflanzenschutz bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan kann das nur bestätigen: "Das Auftreten ist heuer ganz besonders massiv."

Das Problem bei der Bekämpfung des Schädlings: "Wenn man den Befall äußerlich sieht, ist es meist schon zu spät", sagt Kreckl. "Die Gartenbesitzer erzählen dann, das sei von gestern auf heute passiert, dabei haben sie es nur nicht erkannt. Der Buchsbaumzünsler beginnt sein zerstörerisches Werk nämlich tief drin im Busch und frisst sich von innen nach außen. So bleibt er lange Zeit unbemerkt, bis es zu spät ist. Die grünen Raupen haben eine ideale Tarnfarbe, sodass man sie leicht übersieht. Die Bekämpfung ist nur im ersten Larvenstadium erfolgreich, da sind sie aber nur einen halben Zentimeter groß und kaum erkennbar." Das zweite Problem nennt Peter Hecker, Fachberater für Gartenkultur im Landratsamt Eichstätt: "Die wenigsten Bürger erkennen den Zünsler überhaupt." Er empfiehlt den Klopftest an Zweigen, dann falle der Kot der Raupen herab und man wisse, dass schnelles Handeln angesagt sei. Der Befall im Kreis halte sich aber noch in Grenzen. Im Raum Pfaffenhofen ist der Schädling dagegen ein Thema: "Bei uns sind vor allem Orte im nördlichen Kreis betroffen, Ernsgaden und Vohburg oder Geisenfeld", sagt Karl Huber vom Landratsamt.

Absammeln hilft anfangs, was sonst noch? "Es gibt im Fachhandel biologische Mittel aus dem Neem-Baum, und einen Bazillus, der die Raupen tötet", sagt Stadtgärtner Ulrich Linder. "Wir wenden das punktuell im Klenzepark oder im Anatomiegarten an, ansonsten entsorgen wir den befallenen Buchs." Gar nichts zu tun, sei der falsche Weg, heißt es unisono. "Zur Not stark schneiden", empfiehlt Wolfgang Kreckl. "Der Buchs ist austriebswillig und kommt wieder." Das muss wohl auch Heidi Hofmann aus Ingolstadt tun. Seit fast 20 Jahren gestaltet sie in ihrem Garten den Buchs im Dutzend zu gefälligen Formen, und jetzt das: alles von innen heraus braun. "Das tut weh", sagt sie.

Findige Gärtner haben nun eine giftfreie Methode für kleinere Pflanzen entdeckt: Einfach für einen Tag lang einen dunklen Müllsack überstülpen, wenn die Sonne drauf scheint - die Hitze darunter tötet die Larven des Zünslers ab.

Horst Richter