Ingolstadt
Vermisstenanzeige mit unerwartetem Ausgang

Ingolstädter sitzt in Thailand im Gefängnis - Angeblich mit falschem Ausweis gereist

16.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:02 Uhr
Symbolbild Polizei −Foto: dpa

Ingolstadt (DK) Er gilt in seiner Firma als ein zuverlässiger und verantwortungsbewusster Mitarbeiter. Umso mehr wunderten sich jetzt die Kollegen eines 55 Jahre alten Ingolstädters über sein Ausbleiben nach seinem Urlaub. Einer erstattete schließlich vor wenigen Tagen Vermisstenanzeige bei der Polizei, in großer Sorge, dass dem Verschwundenen etwas passiert sein könnte. Inzwischen ist klar: Dem Mann ist nichts zugestoßen, er ist wohlauf, sitzt aber an seinem Urlaubsort im Gefängnis.

Der 55-Jährige ist in der Ingolstädter Partyszene kein Unbekannter, zeitweise hat er als DJ gearbeitet und ist bei allen möglichen Ereignissen unterwegs, um Fotos zu machen. Seit rund fünf Jahren arbeitet er in einem Manchinger Betrieb und hatte, wie es aus seinem Umfeld hieß, jedes Jahr um dieselbe Zeit für einige Wochen Urlaub in Thailand gemacht. Allerdings war er bisher stets pünktlich wieder am Arbeitsplatz erschienen.

Heuer jedoch nicht, sein erstes Reiseziel war Pattaya gewesen. Ein guter Freund, der ihn seit mehr als 20 Jahren kennt, startete vergangene Woche einen Aufruf in einem sozialen Netzwerk. Der Ingolstädter hätte am 5. Mai wieder in der Firma erscheinen sollen, es gebe aber kein Lebenszeichen von ihm. Sein Handy sei seit 6. April, dem Tag seiner Einreise in Thailand, ausgeschaltet. "Wer kann Angaben machen, in welchem Hotel oder ob er sich in Pattaya aufgehalten hat?", fragte der Bekannte. Ein Kollege des Vermissten schaltete die Polizei ein.

"Inzwischen habe ich über die Deutsche Botschaft einen Brief von ihm bekommen, in dem er mir mitteilt, dass er im Gefängnis sitzt", sagte der Freund gegenüber unserer Zeitung. "Er war gleich bei seiner Einreise am 6. April festgenommen worden. Angeblich soll er mit einem gefälschten Ausweis unterwegs gewesen sein. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, warum sollte er das denn tun?" In dem Schreiben hatte der Ingolstädter mitgeteilt, mit vielen anderen Häftlingen in einer Art Turnhalle eingesperrt zu sein. Der 55-Jährige werde wohl so schnell nicht wieder in die Heimat zurückkehren. "Das kann Monate dauern", befürchtet der auswärts wohnende Bekannte. Er will sich erst einmal um die Wohnung des Mannes in der Altstadt kümmern.

Die Polizei in Ingolstadt hatte über die Botschaft eine sinngemäße Mitteilung erhalten. Demnach war der Ingolstädter direkt am Flughafen mit falschen Papieren festgenommen worden. "Es gibt also keinen Vermisstenfall, die Sache ist für uns damit vorerst erledigt", hieß es.

Horst Richter