München
Computertomografie fürs Handgepäck

Luftamt Südbayern testet schnellere Sicherheitskontrolle am Flughafen München - Auspacken nicht mehr nötig

18.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:50 Uhr
Sicherer und schneller: Die modernen Kontrollstellen am Terminal 2 des Münchner Flughafens. −Foto: Flughafen München

München (DK) Sie sind lebenswichtig, kosten aber Zeit und Nerven: die Sicherheitskontrollen an Flughäfen.

Da müssen Handys und Laptops aus Taschen und Koffern hervorgeholt werden, müssen Münzen aus der Hosentasche gefischt werden, müssen Gürtel oder Schmuckstücke abgelegt und Jacken ausgezogen werden. Das dauert. Gerade jetzt zur Hauptreisezeit kommt es häufig zu langen Warteschlangen, und manchmal wird es ziemlich knapp mit dem Abflug. Am Münchner Flughafen soll sich das jetzt ändern - dank hochmoderner Doppel-Kontrollspuren.

Das Pilotprojekt ist am Terminal 2 des Münchner Flughafens gestartet, wo Passagiere von Lufthansa und deren Kooperationspartnern anlanden: Dort testet das Luftamt Südbayern der Regierung von Oberbayern seit März eine neuartige Kontrollstelle. Ziel ist, das Verfahren trotz eines noch höheren Sicherheitsstandards zu vereinfachen und für Passagiere komfortabler zu gestalten.

Vor allem läuft es dort viel schneller, denn die Fluggäste legen ihre Taschen und Koffer samt Inhalt in die Wannen - Laptops, Smartphones oder erlaubte Flüssigkeiten kann man im Handgepäck lassen. Denn auf den neuen Förderbändern befinden sich hochsensible Prüfgeräte mit Computertomografie-Technik zur Kontrolle des Handgepäcks. Zugleich durchlaufen die Passagiere die Kontrollstelle über Körperscanner der neuesten Generation.

Für das Sicherheitspersonal wird der Inhalt des Handgepäcks dreidimensional auf dem Monitor dargestellt. Auf diese Weise können Gegenstände wesentlich leichter angeschaut und damit als gefährlich oder ungefährlich eingestuft werden. Ein Auspacken ist nur noch in sehr seltenen Fällen erforderlich. Da die Computertomographen neben Fest- auch Flüssigsprengstoffe detektieren, müssen mitgeführte erlaubte Flüssigkeiten, etwa Kosmetika, nicht mehr ausgepackt werden.

Bei Gegenständen, die von der Dichte und Konsistenz Sprengstoffe sein könnten, erzeugt der Computertomograph einen Verdachtsalarm. In dem Fall sind weitere Kontrollmaßnahmen zur Klärung nötig.

Beim Start des Pilotprojekts "Alternative Kontrollstelle Flughafen München" erklärte Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU), die Sicherheit im Luftverkehr habe oberste Priorität, dennoch wolle man die Kontrollen für Passagiere auf ein Minimum beschränken. "Die Automatisierung hilft uns hier extrem. "

Die Testphase dauert noch bis Ende des Jahres. Doch schon die Erfahrungen in den ersten Monate sind vielversprechend: Der Passagierdurchsatz konnte um 160 Prozent gegenüber den konventionellen Kontrollspuren gesteigert und gleichzeitig die Sicherheit erhöht werden, teilt die Regierung von Oberbayern auf unsere Anfrage mit. Auf einer konventionellen Kontrollspur werden durchschnittlich 100 Passagiere pro Stunde gecheckt. Auf der Pilotkontrollspur liegt der Durchsatz bei jeweils 260 Passagieren pro Stunde. Die Kontrollabläufe seien somit wesentlich effizienter und effektiver. Das Projekt werde von allen beteiligten Stellen bereits jetzt als erfolgreich eingestuft und sei "zukunftsfähig". Das Feedback der Passagiere fiel ebenfalls positiv, so die Regierung.
Aktuell ist das Luftamt Südbayern dabei, die Prozessabläufe weiter zu optimieren. Zudem sei demnächst mit einer noch kürzeren Auswertezeit des Sicherheitsscanners zu rechnen. Abschließend heißt es: "Bei weiterhin erfolgreichem Verlauf der Testphase ist angedacht, im kommenden Jahr im Terminal 1 des Flughafens München eine neue Kontrollstelle mit drei Kontrollspuren dieser Art zu errichten. Wo es die Platzverhältnisse zulassen, planen wir ausschließlich mit diesen modern gestalteten Kontrollspuren. "

Der Flughafen München ist, gemessen am Passagieraufkommen, der zweitgrößte Deutschlands: 2018 lag es bei insgesamt mehr als 46 Millionen Passagieren. Etwa 8,8 Millionen abfliegende Passagiere nutzten die zentrale Fluggastkontrollstelle im Terminal 2.
 

Suzanne Schattenhofer