Speichersdorf
Altmeister des Yoga

Sigmund Feuerabendt feiert seinen 90. Geburtstag

21.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Hohe Ehre: Der Präsident der Deutsch-Indischen Gesellschaft Oldenburg Nepal Lodh zeichnet Sigmund Feuerabendt aus. −Foto: Fehr

Speichersdorf (DK) Er ist Altmeister des Yoga und Universalgelehrter. Sigmund Feuerabendt, der 35 Jahre in Ingolstadt gelebt und dort Anfang der 70er-Jahre die erste deutsche Yogaschule gegründet hat, wurde nun 90 Jahre alt. Und feiert das gleich mit mehreren Feiern.

Ingolstadt ist ihm wichtig, noch heute erinnert er sich immer wieder an die Donaustadt, in der er vom Pionier zum Meister des Yoga wurde. Er erinnert sich an die Menschen, an seine Schülerinnen und Schüler, am Anfang wenige, am Ende mehr als 2500 - oder an sein Spiel frühmorgens auf der "wunderbaren Münster-Orgel mit der ganz besonderen Akustik". Am Mittwochabend hat Sigmund Feuerabendt, Yogameister, Autor von mehr als 70 Büchern, Philosoph, Komponist und Musiker seinen 90. Geburtstag gefeiert.

In seinem wunderbaren Anwesen in Speichersdorf bei Bayreuth, wo er gemeinsam mit seiner Frau Helga ein halb verfallenes markgräfliches Forsthaus mit Nebengebäuden in eine Yogaschule, ein Seminarhaus und Kulturzentrum umgebaut hat, sitzt er an diesem Abend in der Orangerie des parkähnlichen Gartens, den er "Flur Akademos" nennt und der unmittelbar in die umliegende Natur übergeht, wie auf einer kleinen Bühne. Die Vögel zwitschern munter am lauen Sommerabend, und der Jubilar spricht zu seinen Gästen. Der humanistisch gebildete Mann erzählt, er lässt die Gedanken schweifen. Es geht ihm um Freundschaft und Frieden, um die Ehe und die Liebe, um Kultur und Menschenrechte, um Demokratie und Kompromisse. Er redet von Glück, das ihn begleitet, von Begegnungen, von "Fügungen, dass so etwas wie das Seminarzentrum entstehen musste". Er zitiert Friedrich Schiller, schwärmt von Richard Wagner und Franz Liszt und führt den Schriftsteller Jean Paul an, zu dessen treuesten Verehren er gehört. Seit 1954 ist Feuerabendt Mitglied der Jean-Paul-Gesellschaft und eines der ersten Mitglieder der Richard-Wagner-Gesellschaft. Für seine Untersuchungen über den fränkischen Schriftsteller erhielt er die Silberne Jean Paul-Medaille. Vor fünf Jahren hat Feuerabendt in seinem Garten ein Denkmal zu Ehren Jean Pauls enthüllt. Dessen Humor er auch schätzt: "Ohne Humor könnte man das Alter gar nicht aushalten", sagt Feuerabendt.

Zeitlebens hat er, 1928 in Bayreuth geboren, Yoga betrieben, gemeinsam mit seiner Frau unzählige Lehrer ausgebildet. Auch das hat ihn gesund und agil gehalten. Feuerabendt, dessen Lebensmotto "Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!" ("Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende!") lautet, ist dabei ein Verfechter des ganzheitlichen Ansatzes. Die Beweglichkeit des Körpers gehe mit der des Geistes einher. "Wer Yoga betreibt, wird denkerisch unbefangen."

In der geistigen Nachfolge von Boris Sacharow, dem Wiederentdecker des Hatha-Yogas in Deutschland, der 1959 bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatte Feuerabendt 1971 in Ingolstadt die erste Yogaschule gegründet. Anfangs durchaus gegen große Vorbehalte aus der Bevölkerung, vor allem wenn es um das Nackt-Yoga ging. Was ihm auch Warnungen von Pfarrern von der Kanzel eingebracht hat. Nach und nach wuchs das Interesse am Yoga und die Akzeptanz. Auch Sepp Mißlbeck, dritter Bürgermeister der Stadt Ingolstadt, erinnerte sich in unserer Zeitung 2008 an den Meister. Mehr als 20 Jahre hinweg habe er jeden Dienstagmorgen von fünf bis sechs Uhr Yoga gemacht hat. Unter Anweisung von Sigmund Feuerabendt, der zu ihm ins Haus kam.

Und auch heute ist der Freundeskreis in Ingolstadt und der Region noch groß, bestehen enge Verbindungen. Zur zweiten Feier am morgigen Samstag fahren Ingolstädter nach Speichersdorf, um gemeinsam mit anderen Schülern Feuerabendts und diversen Gästen Werke des Jubilars vorzutragen.

Die, die ihren Freund und charismatischen Meister am Mittwochabend fast drei Stunden mit Gedichten und Reden, mit Musik und Deklamationen gefeiert und geehrt haben, sprachen von Sigmund Feuerabendt als "einem Menschenfreund", von einem "liebenden Philosophen", von "unermüdlichem Elan und großer Schaffenskraft" und von "positiver Lebensenergie". Der Präsident der Deutsch-Indischen Gesellschaft Oldenburg, einem "Verein für Kulturaustausch und Völkerverständigung", würdigte Feuerabendt für seine Taten und sein Wirken. "Er ist ein Glücksfall, ein Multiplikator unserer Ideen", sagte Nepal Lodh.

 

Katrin Fehr