Langenbruck
Die Erinnerung bleibt

Marktgemeinde gedenkt der Absturzopfer von Langenbruck - Angehörige beeindruckt von Anteilnahme

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
Gedenkfeier nach 50 Jahren: Sieben britische und zwei österreichische Angehörige der am 9. August 1968 bei Langenbruck tödlich verunglückten Flugzeugpassagiere waren gestern zur Gedenkfeier auf den Langenbrucker Friedhof gekommen. −Foto: Foto: Richter

Langenbruck (DK) In einer bewegenden Feier gedachte die Gemeinde Langenbruck im Landkreis Pfaffenhofen am Sonntag der 48 Opfer des Flugzeugabsturzes vor 50 Jahren. Neun Hinterbliebene aus England und Österreich waren nach Bayern gekommen und zeigten sich ergriffen von der Anteilnahme nach so langer Zeit.

Als die Reichertshofener Musikanten am Ende der Trauerstunde am Friedhof "God Save The Queen" anstimmten, gab es da und dort kein Halten mehr, die Tränen flossen. Tony Baxter aus Liverpool ist einer der Angehörigen, die damals einen geliebten Menschen verloren, seine Schwester Jean (24) saß in der Unglücksmaschine. "Es ist unglaublich und sehr beeindruckend, wie die Menschen hier die Erinnerung wachhalten und sich um das Grab kümmern", sagte er. "Dafür möchte ich mich von Herzen bedanken, denn es hilft uns sehr, über alles hinwegzukommen", erklärte er auch im Namen seiner Landsleute.

Sein Vater hatte zuerst von dem Absturz erfahren, die Nachricht verbreitete sich in Liverpool wie ein Lauffeuer. Des McLindon (77) lebte gleich um die Ecke der Baxters, er verlor Schwester Maureen, erst 20 Jahre alt. Danny und Martin Fletcher trauern um ihre Schwester Mary (25), Paul O'Hara verlor gleich sechs Angehörige. Für ihn bedeutete die Gedenkstunde eine "nachgeholte Beerdigung", weil seine Familie den damals zehnjährigen Buben von der Beisetzung ferngehalten hatten. Seine beiden Cousinen Aurelia Hutter und Patricia Moser waren gestern aus Innsbruck nach Langenbruck gekommen.

Der Langenbrucker Pfarrer Michael Schwertfirm machte im Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Katharina das ganze Ausmaß des Grauens deutlich, indem er die Erinnerungen von Pater Sebastian Redl vortrug - jenem Geistlichen, der nach dem Absturz zufällig vorbeikam und unbeirrt zwischen rauchenden Trümmern und verstümmelten Leibern herumgegangen war, um den Toten die letzte Ölung zu geben. Sein Bild - aufgenommen von Heinz Wolf - war um die Welt gegangen. Dieser Akt sei für viele Angehörige großer Trost gewesen. Der Pater habe lange Zeit nicht über das Schreckliche sprechen können.

Die Angehörigen der Opfer waren vor der Trauerfeier zum Gedenkkreuz an einem Langenbrucker Pendlerparkplatz gefahren und hatten auch die Absturzstelle an der Autobahn besucht. Es sei ein beklemmendes Gefühl gewesen, dort zu stehen und sich das Geschehen vorzustellen, berichteten einige. Der Acker birgt offenbar immer noch das eine oder andere Relikt von jenem "schwarzen Freitag", wie Bürgermeister Michael Franken den Unglückstag in seiner Ansprache am Langenbrucker Gemeinschaftgrab nannte. Dort sind Leichenteile bestattet, die bei der Bergung niemandem zuzuordnen waren. So entdeckte unsere Zeitung just am Jahrtag des Unglücks einen türkisfarbenen Halskettenanhänger, der vermutlich von einem der vielen Opfer stammt.

Die Vickers Viscount 700 war am Nachmittag des 9. August 1968 auf der Autobahn aufgeschlagen, offenbar hatte der Kapitän eine Notlandung versucht. Die Trümmer waren in ein angrenzendes Feld geflogen. Als Unglücksursache war laut offiziellem Bericht ein Ausfall der Elektrik, des Funks und Navigationssystems ermittelt worden.

Horst Richter