Beatmungsgeräte made in Ingolstadt

Die Firma Trimatec hat unter Mitwirkung eines Anästhesisten eine Maschine entwickelt, die bei Audi in Produktion gehen soll

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Beatmungsgeräte, wie hier in einer Berliner Klinik, sind in Zeiten von Corona nötiger denn je. Eine Ingolstädter Firma hat ein Gerät entwickelt, das bei Bedarf eingesetzt werden könnte. −Foto: Nietfeld, dpa

Ingolstadt - Zusätzliche Beatmungsmaschinen werden für die Corona-Pandemie auch in Deutschland händeringend gesucht.

 

Um Spitzen abzudecken, könnten - sozusagen als Backup - schon bald solche Maschinen in größerer Stückzahl in Ingolstadt gefertigt werden. Nach Informationen unserer Zeitung hat ein Projektteam der im Ingolstädter Südosten ansässigen Trimatec GmbH unter Mitarbeit eines Anästhesisten der Region in Rekordzeit von knapp zwei Wochen einen vollfunktionsfähigen Prototypen entwickelt. Die Beatmungsgeräte werden nach DK-Informationen bei Audi in Ingolstadt in Produktion gehen.

Im Münchener Kabinett jedenfalls soll die Arbeit des 2001 in Ingolstadt gegründeten Start-ups, das normalerweise Steuerungs- und Regelsoftware für automatisierte Anlagen entwickelt, auf große Anerkennung gestoßen sein. So wurden unlängst die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sowie einige weitere Kabinettsmitglieder vor dem Firmengebäude im Gewerbegebiet Manchinger Straße gesehen.

Schon in wenigen Tagen wird das Projekt wohl der Presse vorgestellt. Auf die Frage, ob Trimatec die Informationen unserer Zeitung bestätigen könne, antwortete am Freitag ein Firmensprecher: "Wir sind aktuell an dem Projekt dran, zum Schutz unserer Partner können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht mehr sagen. "

Die Beatmungsgeräte sollen zu nahezu 100 Prozent manuell gefertigt werden können. Es brauche dazu lediglich eine etwa 5000 Quadratmeter große Halle, Tische, Fächer für die etwa 30 bis 40 einzelnen Komponenten sowie Schaltkästen, wie es aus informierten Kreisen heißt. Der Umbau einer bestehenden Produktionslinie bei dem Autobauer wäre nicht nötig. Ein solcher würde mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die von Trimatec entwickelte Maschine sieht zwar ganz anders aus als eine herkömmliche, in Intensivstationen eingesetzte Beatmungsmaschine, soll aber laut informierten Kreisen für die Notfallbehandlung durchaus eine geeignete Alternative sein. Bei der Entwicklung dürfte jedenfalls der medizinische Rat des erfahrenen Anästhesisten eine wesentliche Rolle gespielt haben. Denn die Anforderungen an eine Maschine für eine durch das Coronavirus stark angegriffene Lunge sind anders als bei einem normalen sich in Narkose befindenden Patienten. Das Produktionsziel soll dem Vernehmen nach zunächst im vierstelligen Bereich liegen. Es könnten aber auch noch einige mehr werden.

Doch was sind das für Menschen, die vermutlich Tag und Nacht schuften, um in nur zwei Wochen Software und Prototyp für ein Gerät zu entwickeln, das eigentlich gar nicht ihrem Firmenportfolio entspricht? Wenn ihre Entwicklung Wirklichkeit wird, wird man sicher noch einiges von ihnen hören.

DK

Ruth Stückle