München
Corona-PK: Söder informiert mit Wissenschaftlern

03.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:29 Uhr
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, sitzt in der Staatskanzlei. −Foto: Peter Kneffel/dpa

In einer Pressekonferenz am Freitagvormittag hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen informiert. Eine neue Studie mit der sogenannten "Münchner Kohorte" von Infizierten soll Aufschluss geben. Außerdem berät ein Gremium mit Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen künftig die Staatsregierung.

In Bayern breitet sich das Virus derzeit schneller aus, als in anderen Bundesländern. Noch mindestens bis 19. April gelten die Kontakteinschränkungen in Deutschland. 

An der Pressekonferenz nahmen teil: Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU), Ulrike Protzer  (Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München) sowie Michael Hoelscher (Leiter der Abteilung Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum der Universität München).

Die wichtigsten Aussagen der Teilnehmer der Pressekonferenz in der Übersicht

Ministerpräsident Markus Söder präsentierte am Freitag eine neue Expertenkommission, die die bayerischen Politiker künftig berät. Es gehe auch darum, die langfristige Perspektive zu bekommen."Ich bin sehr dankbar, dass sich unsere Wissenschaft in den Dienst der Gemeinschaft stellt." Jeder könne auf seiner Baustelle einen großen Beitrag leisten, die Staatsregierung zu beraten. Alles müsse täglich abgewogen werden. Söder betonte: "Es geht ums große Ganze." Die neu gegründete Experten-Komission besteht nicht nur aus Virologen, sondern ist laut Söder breit aufgestellt. 

Die Neuinfektionen seien in Bayern unter 10 Prozent auf 9,4 Prozent gesunken. Söder führte das auf die getroffenen Maßnahmen zurück. Er verwies auf die Verdoppelungsrate, die jetzt bei über sechs Tage läge. "Das reicht noch nicht, aber der Trend ist erkennbar". Die strengen Maßnahmen durchzuhalten lohne sich, gerade an Ostern sei das aber schwierig, sagte Söder. 

Tropenmediziner Michael Hoelscher von der LMU München leitet ein neues Forschungsprojekt, das Erkenntnisse für Bayern und ganz Deutschland liefern soll. "Uns fehlen belastungsfähige Daten zu Infektionen", sagte er am Freitag in München. Eine nicht unerhebliche Zahl der Infizierten zeige keine Symptome. "Das bedeutet, es gibt eine nicht unerheblich Zahl von nicht erkannten Infektionen", sagte Hoelscher. 

Die neue "Covid-19-Kohorte" mit Münchner Patienten, die wissenschaftliche Erkenntnisse bringen soll, soll ein Jahr lang tätig sein.  "In München haben wir viele unabhängig von einander Infizierte." Das sei ein wichtiger Unterschied zu der Studie, die gerade im Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Dort soll eine Karnevalssitzung die Epidemie befeuert haben.

In der kommenden Zeit werden deshalb 3000 Menschen in Bayern untersucht - mehrmals, mittels Abstrichen und Blutentnahmen. Wichtige Daten werden datenrechtlich geschützt gesammelt.  Mit dieser Stichproben-Analyse sollen Erkenntnisse für die Dynamik der Pandemie für die gesamte Bevölkerung gewonnen werden. 

Virologin Ulrike Protzer: "Wir haben die Situation in Italien gesehen und gerechnet. Wir waren neun Tage dahinter. Das war erschreckend, deswegen war es wichtig, schnell zu handeln." Bayern befinde sich immer noch in einer Phase des exponentiellen Wachstums, auch wenn die Kurve sich bereits abflache. "Es ist aber nicht so, dass wir aus der Wachstumskurve heraus sind." Auch Virologin Protzer lobt den Enthusiasmus der Bevölkerung. "Die Zeit brauchen wir, um in der Forschung weiterzukommen" - etwa um antivirale Medikamente, die gegen Covid-19 wirken, zu finden. 

Auf eine Journalistenfrage nach Tests und die Validität der Daten sagt Protzer: "Wir testen mindestens genauso viel wie Südkorea." Die aktuellen Daten seien jedoch nur Hochrechnungen. 

Wissenschaftsminister Bernd Sibler: "Wir alle spüren, dass wir in einer sehr schweren Krise unterwegs sind", sagt Sibler. "Wir haben die Zahl der Intensivbetten ausgeweitet." Die Forschungsstärke der Universitätskliniken in Bayern "spielen wir jetzt aus". Die Expertenkommission und die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern. Ob die Maßnahmen gelockert werden können, könne die Politik nur auf Basis von Expertenwissen und Zahlen entscheiden. Man werde sich auch international vernetzen und die Daten zur Verfügung stellen.

Die Pressekonferenz können Sie hier noch einmal verfolgen:

 

 

Julian Bird