München/Gütersloh
Stiftung: Zu wenig Personal in bayerischen Kitas

28.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:47 Uhr
Gummistiefel und Regenhosen von Kindern hängen an einem Regal. −Foto: Christian Charisius/Archiv

Einen satten dreistelligen Millionenbetrag braucht es, um die Kitas in Bayern mit genügend Personal auszustatten. So zumindest sieht es die Bertelsmann-Stiftung. „Nachjustieren“ empfiehlt die zuständige Ministerin. SPD und Freie Wähler kritisieren die Regierung.

In den bayerischen Kindertagesstätten (Kitas) fehlt es weiterhin deutlich an Personal. Zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsmann-Stiftung mit Sitz in Gütersloh in ihrem am Dienstag vorgestellten neuen Ländermonitoring zur frühkindlichen Bildung. Gemessen an den Empfehlungen der Stiftung müssten zusätzlich knapp 8000 Vollzeitkräfte angestellt und weitere 344 Millionen Euro jährlich dafür bereitgestellt werden.

Sollen zudem alle Krippen und Kindergärten im Freistaat mit professionellem Leitungspersonal ausgestattet werden, würden zusätzlich mehr als 4500 Vollzeitbeschäftigte benötigt. Dies würde weitere 275 Millionen Euro jährlich kosten, wie die Bertelsmann-Stiftung vorrechnete.

In den bayerischen Kinderkrippen zeigt sich im Ländervergleich bundesweit das größte regionale Qualitätsgefälle beim Personalschlüssel. So habe 2017 eine Krippenfachkraft in den oberfränkischen Landkreisen Hof und Coburg rein rechnerisch zwei Kinder mehr betreuen müssen als im oberbayerischen Landkreis Rosenheim.

Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) sieht manche Kommunen in Bayern in der Pflicht, den Personalschlüssel in Kitas zu erhöhen. Dort müsse durchaus nachjustiert werden, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk (BR). „Es wurde teilweise auch versäumt, die Erzieherinnen vor Ort zu halten.“ Schreyer sprach für Anreize aus, etwa kostengünstige Wohnungen oder pauschalierte Überstundenvergütung, damit Erzieherinnen in den Städten gut leben können.

Die SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Natascha Kohnen, beklagte, dass zum demnächst beginnenden Kindergartenjahr immer noch viele Eltern ohne Betreuungsplatz dastünden: „Bayern braucht dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher.“ In den Kitas gehe es aber nicht nur um Betreuung, sondern vor allem um Bildung und die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes, sagte Kohnen. Deshalb sei eine Qualitätsoffensive für die Kinderbetreuung notwendiger denn je.

Die sozialpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Kerstin Celina, meinte: „Unsere Kleinsten verdienen es, dass die Betreuerinnen und Betreuer Zeit für sie haben.“ Um die Kinderbetreuung im Freistaat zu verbessern, brauche es viele zusätzliche, gut ausgebildete Kräfte.

Nach Überzeugung von Freie Wähler-Landtagsfraktionschef Hubert Aiwanger hat es die Staatsregierung versäumt, rechtzeitig für genügend Betreuungspersonal an Kitas zu sorgen. Als Sofortmaßnahme empfahl er, mehr Tagesmütter einzusetzen, die allerdings anständig bezahlt werden müssten.

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitorings „Frühkindliche Bildungssysteme“ sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik und weiteren amtlichen Statistiken. Stichtag für die Datenerhebung war der 1. März 2017. Personalschlüssel und Leitungsausstattung sind zwei zentrale Qualitätsmerkmale von Kitas.

Ländermonitoring

dpa