München
Tiefzinsen quälen die Sparkassen

04.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:49 Uhr
Ein Sparkassenlogo spiegelt sich in einer Schaufensterscheibe. −Foto: picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Kaum Zinsen, kaum Ertrag. Die Sparkassen müssen sich immer mehr anstrengen, und verdienen doch immer weniger. Es wird gespart und gespart. Und jetzt blicken Bayerns Sparkassenvertreter mit Bangen auf die kommende Tarifrunde.

Die Luft für Bayerns Sparkassen wird wegen der Nullzinspolitik der EZB immer dünner: Obwohl die 64 kommunalen Geldhäuser ihr Geschäft ausweiten und nach Kräften sparen, sinken die Zinsüberschüsse als Haupteinnahmequelle kontinuierlich. Die Auswirkungen der Niedrigzinsen seien sowohl für die Sparkassen als auch deren Kunden immer stärker zu spüren, sagte Sparkassenverbandspräsident Ulrich Netzer am Mittwoch in München.

Die an die Kundschaft ausgereichten Kredite stiegen 2019 um knapp fünf Prozent auf 142,3 Milliarden Euro. Auf der anderen Seite wuchsen auch die Einlagen der Kunden um knapp 5 Prozent ebenso flott auf 175 Milliarden. Doch der Zinsüberschuss schrumpfte um 1,7 Prozent auf 3,2 Milliarden.

Dennoch müssen Sparkassenkunden nach Netzers Einschätzung keine flächendeckenden Strafzinsen für kleine Guthaben fürchten: „Es geht primär um die größeren Beträge“, sagte der Verbandschef.

Im vergangenen Jahr profitierten die Sparkassen vom Anstieg der Aktienkurse an den Finanzmärkten, so dass unter dem Strich sogar ein um 10 Prozent auf 832 Millionen Euro gestiegener Jahresüberschuss blieb. Doch die Zukunftsaussichten sind wenig erfreulich: Der Zinsüberschuss ist wegen der niedrigen Zinsen innerhalb von fünf Jahren um 500 Millionen Euro geschrumpft, und wird in den nächsten Jahren weiter zurückgehen. „Wir verlieren noch mal einen kräftigen Brocken“, sagte Netzer dazu.

Gleichzeitig steigen die Aufwendungen, und großen Spielraum für Kostensenkungen gibt es nicht mehr. Denn die Sparkassen sparen ohnehin seit Jahren, wo es nur geht: Im vergangenen Jahr wurden bayernweit 65 Filialen geschlossen, Ende 2019 gab es noch 2195 Geschäftsstellen im Freistaat. „Wir haben 7000 Mitarbeiter weniger als vor fünf Jahren“, sagte Netzer.

Das wirft die Frage auf, wie die Sparkassen langfristig noch profitabel arbeiten können, wenn die Zinsen so niedrig bleiben. „Der volkswirtschaftliche Schaden ist größer als der Nutzen“, sagte Netzer.

In diesem Jahr stehen Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst an, zu dem auch das Sparkassenpersonal zählt. „Ein Tarifabschluss in Höhe der Vergangenheit ist für die Sparkassen nicht vorstellbar“, sagte Netzer.

dpa