Bahn rechnet nach Streik der Lokführer weiter mit Verspätungen

08.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:09 Uhr

Berlin/München (dpa) Der am Mittwochmorgen beendete Lokführerstreik kann nach Einschätzung der Deutschen Bahn noch bis zum Abend bundesweit den Fernverkehr behindern. Verspätungen seien weiterhin möglich, sagte ein Konzernsprecher am Berliner Hauptbahnhof.

Allein am Dienstagabend seien durch den flächendeckenden Ausstand 200 Fernzüge stehen geblieben, mehr als 2500 Nahverkehrszüge konnten nicht fahren. 160 Güterzüge standen am Morgen noch still.

Massive Einschränkungen gab es im Regional- und S-Bahn-Verkehr in Ballungsgebieten wie Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Auch Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen waren betroffen.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, zeigte sich im ARD-Morgenmagazin zufrieden: "Die Leute haben reagiert, haben das Verkehrsmittel Eisenbahn gemieden, so dass wir am Ende des Tages einen guten Erfolg vermelden können." Man werde über mögliche weitere Streiks entscheiden, falls die Bahn ihre Blockadehaltung nicht aufgebe. Einen unbefristeten Ausstand schloss Weselsky aber aus.

Die GDL hatte ihre Mitglieder zu einem neunstündigen Streik aufgerufen, der am Dienstag um 21.00 Uhr begann und am Mittwoch um 6.00 Uhr zu Ende ging. Nach Gewerkschaftsangaben fielen dabei insgesamt 80 bis 90 Prozent der Züge aus.

Laut Bahn waren besonders Regional- und S-Bahnen betroffen. Dass es auch nach dem Streik Probleme gab, lag vor allem daran, dass Züge zunächst nicht dort standen, wo sie um diese Zeit benötigt wurden.

In der Nacht gab es nach Angaben des Konzerns die größten Schwierigkeiten in den Ballungsräumen. In Stuttgart traf es Besucher des Volksfestes Cannstatter Wasen, die nicht mit der S-Bahn nach Hause kamen. In Berlin ersetzten teilweise Busse die S-Bahn-Züge. Am Morgen rollte in Hamburg der S-Bahn-Verkehr nach Bahnangaben mit minimalen Beeinträchtigungen wieder an.

Nach Aussage einer Unternehmenssprecherin gab es bundesweit keine größeren Zwischenfälle: "Die Reisenden waren sehr gut informiert. Deshalb blieb es an den Bahnhöfen ruhig."

Die Bahn forderte die GDL auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, legte aber kein neues Angebot vor: "Unsere Angebote liegen auf dem Tisch. Wir wollen darüber endlich ohne Vorbedingungen mit der GDL sprechen. Dazu ist die GDL leider bisher nicht bereit", hieß es.

Außer den Lokführern waren zu dem Streik auch Zugbegleiter, Bordgastronomen sowie Disponenten aufgerufen, die in den Leitzentralen Züge und Personal koordinieren. Die Lokführer-Gewerkschaft kämpft dafür, auch für diese Kollegen Tarifverhandlungen führen zu können. Sie verlangt für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.

In der vergangenen Woche hatten 91 Prozent der bei der Bahn angestellten GDL-Mitglieder in einer Urabstimmung für einen Arbeitskampf votiert. Zuvor hatte es zwei Warnstreiks gegeben.