Berlin/Hamburg/München
München bekommt Zuschlag für die nächste Automesse IAA

03.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:50 Uhr
Der Eingang West zum Gelände der Messe München. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Deutschlands größte Automesse geht nach München. Damit verliert die deutsche Hauptstadt die Endauswahl des VDA. Der Verband war nicht überzeugt, dass in Berlin alle geschlossen hinter der Idee standen.

Berlin ist als Austragungsort im Rennen um die nächste Internationale Automobilausstellung (IAA) leer ausgegangen. Der Vorstand des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hat sich stattdessen am Dienstag einstimmig auf München geeinigt. Die dritte Stadt in der Endauswahl des Verbands war Hamburg. Dass München den Zuschlag bekommen würde, hatte sich in den Stunden zuvor bereits angedeutet. Erst am Morgen verlautete aus VW-Kreisen, dass der Konzern die bayerische Landeshauptstadt bevorzuge.

München habe auch damit überzeugt, „die Innenstadt und citynahe, hochattraktive Plätze als Event Locations zur Bühne der IAA zu machen“, hieß es vom VDA. „Als Technologie- und starker Industriestandort und Sitz zahlreicher Hightech-Konzerne, Start-ups und Forschungseinrichtungen sowie innovativer Unternehmen der Automobilindustrie ist München ein ausgezeichneter Partner zur Neuausrichtung der IAA.“

Die alle zwei Jahre stattfindende Messe wurde über Jahrzehnte in Frankfurt ausgerichtet. Nach sinkenden Besucherzahlen und viel Kritik an dem Branchentreff suchte der Verband einen neuen Ort und ein neues Image für die Leistungsschau der Autoindustrie. Sieben Städte und Messen hatten sich beworben, um die Messe künftig auszurichten. Schließlich blieben München, Hamburg und Berlin im Rennen.

Bei Sachkennern außerhalb der entscheidenden Gremien galt in den Wochen zuvor Berlin als Favorit. Messechef Christian Göke wollte die Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule zu einem zentralen Schauplatz der IAA machen. Dort sind schon viele Veranstaltungen mit Millionen von Besuchern reibungslos über die Bühne gegangen, von der Silvesterparty bis zur Einheits-Jubiläumsfeier.

Doch schließlich überwogen Zweifel, ob alle Beteiligten von der Idee überzeugt seien, die IAA künftig in der Bundeshauptstadt zu veranstalten. Vor allem die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hatte Kritik des Koalitionspartners auf sich gezogen, nicht zu 100 Prozent hinter den Messeplänen zu stehen. Pop war der Präsentation der Bewerbung vor dem VDA in Berlin ferngeblieben.

Pop bedauerte am Dienstag die Entscheidung des Verbands. „Leider hat mit München nun das Prinzip Subvention gewonnen“, teilte sie mit. „Berlin war zurecht nicht bereit, sich eine Messe zu kaufen. Statt eines Neuanfangs geht es nun weiter nach dem Motto „Keine Experimente“.“

Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD), und die Messe der Hauptstadt gratulierten nach der Entscheidung der Stadt München zur IAA. „Unsere Gratulation gilt München, deren Konzept die Mehrheit des VDA-Vorstands überzeugen konnte“, teilte der Berliner Messechef Christian Göke mit. „Ich bin mir sicher, dass unser Ansatz der Branche vor allem auch international einen glaubhaften, kraftvollen und wegweisenden Neustart ermöglicht hätte.“

Von Müller hieß es: „Auch an der Isar kann die IAA ein neues Kapitel aufschlagen, von der das Industrieland Deutschland im Zeitalter von Digitalisierung und neuer Mobilität profitieren kann.“

Die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Berlin, Beatrice Kramm, bezeichnete die Entscheidung als „herbe Enttäuschung“. Eine Veranstaltung „mit dieser internationalen Strahlkraft hätte zahlreiche neue Arbeitsplätze und mehr Wertschöpfung für die gesamte Metropolregion bedeutet“.

Ähnlich äußerte sich auch Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. „Berlin hätte sich auch weltweit als Metropole der modernen Mobilität profilieren können“, teilte er mit. „Dazu hätte es allerdings einen Senat gebraucht, der geschlossen eine solche Idee unterstützt.“

Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus kritisierte ebenfalls den Senat. „Wer wie die rot-rot-grüne Koalition der Mobilität Steine in den Weg legt, kann kein Aushängeschild für Mobilitätskonzepte der Zukunft sein“, teilten der Fraktionsvorsitzende, Burkard Dregger, sowie der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Gräff, mit.

Kritik gab es aber auch am VDA. „Eine Mobilitäts-Messe der Zukunft ist in München kaum zu erwarten“, teilte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, mit. „Der VDA wollte sich der aus Berlin geäußerten Kritik augenscheinlich nicht stellen und hat sich stattdessen für ein „Weiter so“ und eine dicke Finanzspritze aus München entschieden.“

dpa