Landshut
Aufregung im Landshuter Rotlicht-Gewerbe

Obwohl es in der der Stadt kein Sperrgebiet gibt, sollen Bordelle nun aus dem Zentrum verdrängt werden

12.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:38 Uhr
Alexander Schmid

Landshut (DK) Landshut ist eine der wenigen Städte in Bayern, wo es keinen Sperrbezirk und deshalb mehr Prostituierte und Bordelle als anderswo gibt. Doch jetzt ziehen die Behörden die Daumenschrauben an - auch wegen des neuen Prostituiertenschutzgesetzes, das in Ingolstadt bereits für einen Rückgang der Straßenprostitution gesorgt hat. In alteingesessenen Landshuter Bordellen könnte schon bald die rote Laterne für immer ausgehen.

Zwischen "20 und 25 Bordelle" gibt es nach Angaben des Ordnungsamts in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt mit ihren 70000 Einwohnern - teilweise mitten im historischen Stadtzentrum. Etwa "100 Damen und Herren" böten dort ihre Dienste an, erklärt Ordnungsamts-Chef Fritz van Bracht. Das ist viel für eine Stadt in dieser Größe - und liegt am fehlenden Sperrbezirk. Die Stadt hat schlicht versäumt, eine solche Verbotszone für Prostitution einzurichten. Überliefert ist in der Verwaltung als Grund, dass man vor Jahren im Stadtrat der Meinung war, dass in einer kreuzbraven und erzkatholischen Stadt wie Landshut nicht nötig sei. Falsch gedacht. Das Geschäft mit der käuflichen Liebe blüht im Herzen Niederbayerns und wer hier alles anschafft, ist nur schwer überschaubar. Alle zwei Wochen werde das internationale Personal in den Betrieben durchgetauscht, sagt der Ordnungsamtsleiter.

Doch jetzt gibt es Aufregung im Landshuter Rotlicht-Gewerbe. In vielen altbekannten Häusern werden wohl bald die roten Laternen abgeschaltet. "Wir sind dabei, die Strukturen zu erschüttern und lahmzulegen", bestätigt van Brachts Kollege vom Baureferat, Baudirektor Johannes Doll. Die Schonfrist für Betriebe, die jahrzehntelang geduldet wurden, ist vorbei. Gabriella D. (Name geändert), Hausdame in so einem Etablissement, befürchtet: "Die müssen bald alle zumachen." Und das, obwohl in Landshut, anders als in Städten wie Passau und Ingolstadt, Regensburg oder Augsburg, auch in Zukunft kein Sperrbezirk geplant ist.

Grund für den neuen Kurs ist zum einen das neue Prostituiertenschutzgesetz, das vor einem Jahr in Kraft getreten ist. Es soll die Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter verbessern. Es beinhaltet neben schärferen Meldepflichten und verbesserten Sicherheitseinrichtungen in Bordellen unter anderem auch veränderte bauliche Voraussetzungen. Die Bordelle müssen zum Beispiel "über geeignete Aufenthalts- und Pausenräume für Prostituierte und für Beschäftigte" sowie eine "angemessene Ausstattung mit Sanitäreinrichtungen für Prostituierte, Beschäftigte und Kundinnen und Kunden" vorweisen. Das hat in Ingolstadt zum Beispiel dazu geführt, dass sich laut Auskunft der Stadt der Straßenstrich deutlich verkleinert hat. Das Rathaus dort führt das teilweise auf "die strengeren Regelungen der Fahrzeugausstattung" zurück.

Ähnlich verhält es sich in den alteingesessenen kleinen Landshuter Betrieben, die zum Teil in alten Gebäuden untergebracht sind. Laut Gabriella D. könnten die neuen Richtlinien in diesen stadtbekannten Etablissements aus baulichen Gründen nur schwer umgesetzt werden.

Doch die Verwaltung zieht die Daumenschrauben auch aus einem anderen Grund an. Überprüft werden die Betriebe nämlich auch dahingehend, ob sie baurechtlich überhaupt an den jeweiligen Stellen zulässig sind. Jahrzehntelang seien die Betriebe stillschweigend "geduldet" worden, erklärt Baudirektor Doll. Damit ist es nun vorbei. Auch das Puff in bester Altstadt-Lage muss mit einer Überprüfung rechnen. Ob es an dieser Stelle überhaupt zulässig ist, da ist sich van Bracht nicht sicher. Die Betreiber müssen sich unter Umständen auch eine neue Bleibe suchen, im Industriegebiet im Landshuter Norden zum Beispiel. Dort ist Gewerbe aller Art auch in Zukunft erlaubt.

Alexander Schmid