Aufatmen nach Mixas Rückzug

22.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:05 Uhr

Augsburg (DK) Mit Erleichterung hat die katholische Kirche auf das Rücktrittsangebot des Augsburger Bischofs Walter Mixa reagiert. Der 68-Jährige will nach eigenen Angaben mit seinem Gesuch Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang im Bistum Augsburg ermöglichen.

Der schwere Schritt verdiene Respekt, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in Bonn. Der Präsident der Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sprach von einer "großen Erleichterung". Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke nannte den Schritt einen Befreiungsschlag. Der für die Kirchen zuständige bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sagte: "Die Entscheidung ist zu respektieren. Sie ist in gewisser Weise folgerichtig." Mixa erneuerte seine Entschuldigung: "Alle, zu denen ich ungerecht gewesen sein mag, und alle, denen ich Kummer bereitet habe, bitte ich heute noch einmal um Verzeihung." Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" nannte den Rücktritt überfällig.

 
Mixa hatte am Mittwochabend dem Papst seinen Rücktritt als Augsburger Oberhirte sowie als katholischer deutscher Militärbischof angeboten. Es gilt als sicher, dass Benedikt XVI. das Gesuch annimmt. Vom Vatikan gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Zollitsch sagte, Mixa habe der Kirche in zahlreichen Funktionen "vielfältige Impulse" gegeben. Er werde auch in der Bischofskonferenz fehlen.

Bischof Mixa hatte vor kurzem eingestanden, Heimkinder in seiner früheren Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in Oberbayern geschlagen zu haben, nachdem er zunächst jede Gewalt "reinen Herzens" bestritten hatte. Jedoch sprechen die Opfer in eidesstattlichen Versicherungen von brutalen Prügeln, während Mixa nur Ohrfeigen einräumte. Hinzu kommen Vorwürfe, Mixa habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975 bis 1996) Geld zum Schaden einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet. Dies wird derzeit von einem Sonderermittler und einer Münchner Anwaltskanzlei geprüft.

Wer auch immer die Nachfolge für Mixa übernimmt, im Bistum Augsburg findet er verbrannte Erde vor: Mehr als 600 Menschen sind in diesem Jahr allein in der Stadt Augsburg aus der Kirche ausgetreten.