Nürnberg
Zahl der Arbeitslosen in Bayern sinkt auf knapp 244 000

28.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:51 Uhr
Ein Schild der Agentur für Arbeit hängt an einer Wand. −Foto: Bernd Wüstneck/dpa/Archivbild

Der milde Winter hat die Arbeitslosigkeit im Freistaat trotz nachlassender Konjunktur stärker zurückgehen lassen als erwartet. Doch die Ausbreitung des Coronavirus sorgt in vielen Unternehmen für Unsicherheit.

Der milde Winter hat trotz der derzeitigen konjunkturellen Abkühlung für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Bayern gesorgt. Im Februar waren 243 786 Menschen ohne Arbeit. Das sind 2,3 Prozent oder 5716 Personen weniger als im Januar, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte.

Die Arbeitslosenquote reduzierte sich leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent. Im Vergleich zum Februar vor einem Jahr liegt die Arbeitslosigkeit jedoch um 2,5 Prozent oder 6012 Personen höher. Der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart, empfahl Arbeitgebern bei Beratungs- und Informationsbedarf zum Kurzarbeitergeld in Folge der Ausbreitung des Coronavirus, sich mit der lokalen Arbeitsagentur in Verbindung zu setzen. „Aus aktuellem Anlass wissen wir, dass sich viele Betriebe in Bayern Gedanken machen, dass durch das Coronavirus Lieferengpässe oder Schutzmaßnahmen entstehen können, die erhebliche Arbeitsausfälle verursachen. Die Arbeitsagenturen sind auf solche Situationen gut eingestellt.“

Aktuell befinden sich den Angaben zufolge 337 617 Menschen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen - das sind 6747 mehr als vor einem Jahr. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter rückläufig. Die den Agenturen und Jobcentern neu gemeldeten Stellen liegen in den ersten beiden Monaten des Jahres mit 50 129 Angeboten um fast 10 000 oder 16,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt sind zurzeit 115 245 Stellen zu besetzen. Insbesondere in den konjunktursensiblen Branchen wie Industrie und Zeitarbeit gehen die Stellenmeldungen zurück. Dagegen werden im Gesundheits- und Sozialwesen, im Bildungsbereich und in der öffentlichen Verwaltung mehr Mitarbeiter nachgefragt als im vergangenen Jahr.

Laut Hochrechnung der Arbeitsagentur hatten im Dezember rund 5,738 Millionen Menschen im Freistaat einen sozialversicherungspflichtigen Job - das sind im Vorjahresvergleich 1,5 Prozent mehr. Der Aufbau hat sich jedoch verlangsamt. Während die Beschäftigtenzahl in der Zeitarbeit und der Industrie unter dem Niveau des Vorjahrs liegt, wird in den Dienstleistungsberufen weiter Beschäftigung aufgebaut. Der Fachkräftebedarf der bayerischen Unternehmen sei weiter hoch, sagte Regionaldirektor Holtzwart. Das zum 1. März 2020 in Kraft tretende Fachkräfteeinwanderungsgesetz helfe, den Bedarf der Unternehmen zu decken. Durch die Einrichtung einer zentralen Servicestelle Berufsanerkennung bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) würden die Verfahren zur Anerkennung von Berufsabschlüssen beschleunigt.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mahnte, die Coronavirus-Epidemie verschärfe die Gefahren für Konjunktur und Arbeitsmarkt. Von der Bundesregierung erwarte er nun wirtschaftspolitische Impulse. Dazu gehörten die Senkung der Unternehmenssteuern auf 25 Prozent, die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, ein Industriestrompreis von unter fünf Cent, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten, die Streichung der Erbschaftssteuer und ein unkomplizierterer Einsatz von Kurzarbeit.

Bayerns DGB-Chef Matthias Jena sagte, zur Stärkung der Binnenkonjunktur brauche es einen armutsfesten Mindestlohn. „Von 9,35 Euro kann im reichen Bayern niemand leben, erst recht nicht in großstädtischen Lagen. Hier müssen wir schnell in Richtung 12 Euro kommen.“ Außerdem brauche Bayern ein Tariftreue- und Vergabegesetz sowie einfachere Allgemeinverbindlicherklärungen von Tarifverträgen, um die Tarifbindung zu stärken.

Pressemitteilung der Regionaldirektion Bayern zum Arbeitsmarkt im Februar 2020

Pressemitteilung Zentrale Servicestelle Berufsanerkennung (ZSBA)

dpa