Beim neuen RS6 Avant hat Audi zwei Modelle verschmolzen

21.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:16 Uhr

−Foto: Audi

Irgendetwas stimmt hier nicht. Audi wollte uns eigentlich den RS6 Avant der vierten Generation präsentieren – doch was uns der Autobauer unter strengster Geheimhaltung in einer Halle zeigt, ist zweifellos ein verschärfter A7.

Oder doch nicht? Wir gehen näher ran. Tatsächlich: „RS6“ ist auf dem Grill zu lesen. Wir reiben uns verwundert die Augen und gehen einmal ums Auto herum. Der hintere Teil des Fahrzeugs ist wirklich ein muskulöser A6 Avant. So etwas gab es bei Audi noch nie: Zwei Autos zu einem verschmolzen. Um sich vom Standard-A6 zu unterscheiden haben sie bei Audi alle Register gezogen. Nur das Dach, die vordere Tür und die Heckklappe stammen noch von der Basis.

Die Designer haben das Top-Modell der Reihe gewaltig in die Breite gezogen: 40 Millimeter pro Seite, das bleibt vor allem in der Heckansicht selbst Laien kaum verborgen. „Weiter kann man das Blech kaum ziehen“, erklärt ein Audi-Experte. Auch die zwei mächtigen ovalen Endrohre stechen sofort ins Auge.

Doch nicht nur beim Äußeren haben sich die Ingolstädter mächtig ins Zeug gelegt. Befeuert wird der RS6 Avant von einem 4,0-Liter-V8-Biturbo mit 600 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 800 Newtonmetern. Standardmäßig ist das Fahrzeug bei 250 km/h abgeregelt, optional sind 280 und sogar 305 km/h drin – bei letzterer Variante ist dann beispielsweise die Carbon-Keramik-Bremse an Bord. Von Null auf 100 km/h geht es in 3,6 Sekunden.

Ein 48-Volt-Hauptbordnetz soll den Boliden gleichzeitig auch auf Effizienz trimmen. Geht der Fahrer im Geschwindigkeitsbereich zwischen 55 und 160 km/h vom Gas, rekuperiert der Mildhybrid Energie – oder „segelt“ bis zu 40 Sekunden bei ausgeschaltetem Motor. Dank Riemen-Starter-Generator soll der Motor im Anschluss kaum merklich wieder anspringen. Bis zu 0,8 Liter auf 100 Kilometer soll das Ganze einsparen. Auch eine Zylinderabschaltung ist an Bord: Bei geringer Last legen sich vier Töpfe vorübergehend schlafen.

Neu ist auch der RS-Knopf am Lenkrad, mit dem sich zwei Fahrprogramme vorkonfigurieren und blitzschnell auswählen lassen. Der Konkurrent BMW hat diese praktische Funktion schon länger im Angebot, deshalb drängte Audi-Chef Bram Schot angeblich auch in letzter Minute die Entwickler noch zum Einbau jener Taste.

Serie ist ein Luftfederfahrwerk, optional ist das sportlichere Fahrwerk mit Dynamik-Ride-Control erhältlich – letzteres soll Nick- und Wankbewegungen reduzieren. Standardmäßig rollt der RS6 Avant auf 21-Zoll-Felgen zu den Kunden – maximal sind 22-Zöller montierbar. Anfang nächsten Jahres soll der RS6 Avant bei den Händlern stehen. Den Preis verrät Audi noch nicht.

Sebastian Oppenheimer