Wolfsburg/München/Stuttgart
Abgasstandard WLTP führt bei Autoverkäufen zu Turbulenzen

12.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:29 Uhr
Audi-Fahrzeuge stehen im Emdener Autoterminal zur Verschiffung bereit. Foto. Jörg Sarbach −Foto: Jörg Sarbach

Deutschlands Autokonzerne sind oft stetige Verkaufssteigerungen gewöhnt - doch zuletzt brachte der Sonderfaktor Abgas-Standards Kratzer in die Absatzstatistik. Kann es bald wieder aufwärts gehen?

Die deutschen Autobauer hadern weiter mit dem neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP.

Branchenprimus Volkswagen handelte sich im September ein herbes Minus bei den Auslieferungen ein, auch bei BMW hätte es besser laufen können. Und VW rechnet - wie die Tochter Porsche - mit anhaltenden Belastungen für die Verkäufe in den kommenden Monaten, wie die Unternehmen am Freitag mitteilten.

Bei den Wolfsburgern schlägt die Umstellung auf das neue Prüfverfahren (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) nach wie vor am stärksten durch. Die Kernmarke VW Pkw und andere der zwölf Fahrzeugmarken des Konzerns hatten bereits schwache Absatzzahlen vorgelegt - nun stand für den September mit insgesamt 827 700 ausgelieferten Wagen ein Minus von 18,1 Prozent zu Buche.

Volkswagen kommt unter anderem wegen der Vielzahl an Motor-Getriebe-Varianten bei der Typgenehmigung mit WLTP nur schleppend voran. Andererseits waren die Ingenieure des Konzerns in der Dieselkrise zudem noch mit anderen Dingen wie Software-Updates für manipulierte Dieselautos beschäftigt. Seit dem 1. September dürfen keine Fahrzeuge mit alten Prüfstandards mehr zugelassen werden. Das führte in den Monaten Juli und August zu einem Abverkauf alter Autos. So steht im Volkswagen-Konzern nach neun Monaten noch ein Plus von 4,2 Prozent auf 8,13 Millionen Fahrzeuge.

Aber die kommenden Monate bleiben wohl schwierig. „Auch im Oktober werden wir in Europa noch Auswirkungen sehen. Für November und Dezember rechnen wir in dieser Region wieder mit stärkeren Monaten“, sagte VW-Konzernvertriebschef Christian Dahlheim.

Neben den Problemen in Europa, wo im September über ein Drittel weniger Autos an Kunden ausgeliefert wurden als im Vorjahresmonat, läuft es derzeit auch in China nicht mehr so rund. Die Kunden dort warten wegen des Zollstreits mit den USA ab und greifen nicht mehr so beherzt im Autohaus zu. Die Volksrepublik steht derzeit für fast die Hälfte aller Auslieferungen im VW-Konzern - da fällt ein Rückgang um zuletzt fast 6 Prozent schmerzlich ins Gewicht.

Porsche - Renditeperle in der Firmengruppe - hat nach neun Monaten rund 6 Prozent Autos mehr verkauft als im Vorjahr, insbesondere im Juli und August gaben die Stuttgarter Gas. Auch hier dürften die kommenden Monate eine Herausforderung bleiben. Porsche-Vertriebschef Detlev von Platen geht davon aus, am Jahresende mindestens die Zahl von 2017 erreichen zu können. Die VW-Oberklassetochter Audi hatte im September gut ein Fünftel weniger Autos verkauft als vor einem Jahr.

Bei BMW sorgt die WLTP-Umstellung durch die Hintertür für Kopfzerbrechen, denn eigentlich hatte der Konzern das Thema der Zertifizierung seiner Automodelle bereits fast abgehakt. Doch auch bei den Münchnern stand im September in Europa ein Absatzrückgang von knapp 5 Prozent zu Buche, was aber auch am schwachen britischen Markt lag. Mit Verweis auf die „Verwerfungen“ durch WLTP und hohe Rabatte hatte BMW vor zwei Wochen sogar seine Gewinnprognose kappen müssen.

BMW-Vertriebschef Pieter Nota sprach angesichts „außergewöhnlicher Herausforderungen“ von einem stabilen Absatzergebnis. Bei der Kernmarke legten die Autoverkäufe um 0,8 Prozent auf 200 710 zu. Den Rückstand auf Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern beim Absatz von Premium-Wagen konnten die Bayern so aber nicht verkürzen, obwohl die Schwaben einen herben Einbruch zu verkraften hatten. Nach neun Monaten hat Mercedes-Benz einen Vorsprung von knapp 149 000 Autos.

dpa