Mit Kelheims erstem „Fellows Ride“ will ein Abensberger Paar auf ein Tabu-Thema aufmerksam machen. Geplant sind eine große Bike-Tour durch den Landkreis, ein Kinoabend und ein rockiges Benefizkonzert. Viele Biker, die Mut machen wollen, sind gesucht.
In vielen Familien ist Depression Thema. Doch öffentlich darüber reden, fällt vielen schwer. Betroffene und Angehörige sorgen sich, stigmatisiert zu werden. Ein Abensberger Paar will am Samstag, 30. September, die Depressionshilfe ins Licht rücken und holt dafür erstmals den „Fellows Ride“ nach Kelheim. Dabei setzen Biker ein Zeichen.
Stephie und Jo Bader hoffen auf viele Motorradfreunde, die mit ihnen eine Tour durch die Region unternehmen wollen – und damit ein sichtbares Zeichen für ein Tabu-Thema setzen. Zum Abschluss steigt ein rockiges Benefizkonzert.
Stephie und Jo Bader sind selbst leidenschaftliche Motorradfahrer. Sie kennen den „Fellos Ride“ schon länger. Nun holen sie ihn in den Landkreis. Beruflich arbeitet Stephie Bader bei der Caritas Kelheim. An diese soll der komplette Reinerlös gespendet werden.
150 Kilometer durch den Landkreis Kelheim
Für Teilnehmer des ersten Kelheimer „Fellows Rides“ stellten sie eine zweiteilige Tour zusammen. Jeder Teil ist 75 Kilometer lang. Das Paar hofft, auf viele Teilnehmer. „Damit die Aktion ein Erfolg wird, braucht es Biker, die den Fellows Ride unterstützen“, sagen die Abensberger. „Je mehr Motorräder, umso besser.“
Die Motorrad-Demos, die sonst eher durch Großstädte wie Frankfurt, Kiel oder Berlin rollen, gehen zurück auf Dieter Schneider. Er initiierte die Aktion, die inzwischen auch durch andere Länder tourt, nachdem sich sein Sohn im Alter von 23 Jahren in einer schweren Depression das Leben nahm. Mit dem „Fellows Ride“ wollen Schneider wie die Baders aus Abensberg die schwere seelische Erkrankung aus der Tabuzone holen und helfen, Suizide zu verhindern.
Aktion will auf Depression aufmerksam machen
Dass auch im Landkreis viele Menschen von Depression und ihren Folgen betroffen sind, geht aus dem Jahresbericht 2022 des Krisendienstes Psychiatrie Niederbayern hervor. Rund um die Uhr sind Experten auch für Menschen aus dem Kreis Kelheim unter der bayernweit einheitlichen und kostenlosen Rufnummer (0800) 655 3000 erreichbar. Auch Mitbetroffene und Angehörige erhalten dort Beratung und Hilfe.
Betroffene: So sieht es im Landkreis Kelheim aus
Bezirksweit wurde 2022 die Nummer 7842 Mal angerufen, das war an die 2800 Mal öfter als noch 2021. Meist melden sich laut Jahresbericht die Betroffenen selbst. Seltener Angehörige. Im Durchschnitt sind die Klienten 42 Jahre alt. Frauen (55,3 Prozent) rufen etwas häufiger an als Männer (44,6 Prozent). 243 Mal wählten Betroffenen aus dem Kreis Kelheim Hilfe. Im ersten Quartal 2023 war es 65.
Laut dem Jahresbericht des Krisendienstes suchen Betroffene oder Angehörige meist in psychiatrischen Krisen, sprich in Zuständen schwerer Depression, Ängsten, Panik oder auch bei psychosozialen Nöten wie Problemen im privaten Umfeld, aus Sorge um Angehörige oder in akuten Belastungssituationen Hilfe.
In anderen Landkreisen und kreisfreien Städten Niederbayerns gibt es mittlerweile auch mobile Teams für persönliche Krisenintervention. Im Kreis Kelheim gibt es so etwas bislang nicht
So soll die Bike-Tour verlaufen
Doch zurück zur Premiere des „Fellows Rides“ in Kelheim:
Los geht es am Samstag, 30. September, 11 Uhr, vom Kelheimer Landratsamt aus durch das Altmühltal in Richtung Prunn über Painten und Ihrlerstein nach Neustadt und Abensberg. Von dort weiter nach Rohr zum Gasthof Sixt, wo das Mittagessen geplant ist,
Am Nachmittag folgt Etappe 2 über Langquaid, Herrngiersdorf zurück nach Abensberg, mit einem Abstecher in die Hallertau und schließlich über Mauern und Mühlhausen zum Ziel in Biburg. In den Pausenorten wird es kleine Kundgebungen geben, so Stephie und Jo Bader. Alle Pausenorte wie die Abschluss-Location seien so gewählt, dass man sich gegebenenfalls drinnen aufwärmen kann.
Landrat Martin Neumeyer ist der Schirmherr
Als Schirmherrn haben die Baders Landrat Martin Neumeyer gewonnen. Unterstützung sagte auch Neustadts 2. Bürgermeister Günter Schweiger zu, der auch Obermeister der Zweiradinnung Niederbayern-Oberpfalz ist.
Landrat Neumeyer betont: „Es ist wichtig, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und Betroffenen und Angehörigen zu vermitteln: Ihr seid nicht allein.“
Angesprochen fühlen sollen sich von Biketour, Benefizkonzert und dem Kino-Abend am Freitagabend (s. Infokasten) alle, die sich für das Thema interessieren. Auch Landratsamt, Caritas Kelheim und die Katholische Erwachsenenbildung unterstützen die Aktionen.
Der Kelheimer Fellows Ride und das weitere Rahmenprogramm
Benefizaktion: Treffpunkt zum Fellows Ride Kelheim ist am Samstag, 30. September, 10 Uhr, am Kelheimer Landratsamt (Donaupark 12). Dort gibt es Getränke und Brezen. Schirmherr der Aktion ist Landrat Martin Neumeyer. Die Benefiz-Fahrt startet um 11 Uhr. Ziel ist gegen 16 Uhr der Klosterbiergarten in Biburg (Eberhardplatz). Wer mit seinem Motorrad mitfahren will, meldet sich an unter: www.fellowsride.com. Um eine Spende von 15 Euro wird gebeten.
Benefizkonzert: Im Biburger Klosterbiergarten geben FischerMuttisFreunde ab 17 Uhr ein rockiges Benefizkonzert. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zugunsten des Fellows Rides wird gebeten. Der Reinerlös geht an die Beratungsstelle für seelische Gesundheit der Caritas Kelheim.
Kino: Bereits am Freitag, 29. September, 18 Uhr, zeigt das Roxy-Kino in Abensberg den Film „Ride, don’t Hide“. Vorverkauf unter: www.roxy-kino.de, Eintritt: 10 Euro (fünf Euro gehen an den sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas Kelheim).