Stadtschall-Festival: Balladen, Punk und Rock'n'Roll

20.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:47 Uhr
Sie rockten im Jugendzentrum Zoom: Illegale Farben. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) 17 Bands und Solokünstler an acht verschiedenen Locations – zum fünften Mal stellten das Stadtmarketing und ABConcerts um Andi Baierl am Samstag das Stadtschall-Festival auf die Beine, erstmals auch mit Open-Air-Bühne auf dem Rathausplatz.

Musik ist in der Stadt. Überall sind gut aufgelegte Leute unterwegs – übrigens nicht nur junge. Sie schlendern mit einem Glas Wein durch eine der Kneipen oder einer Flasche Bier über den Lenbachplatz. Hier ist so etwas wie der Hauptumschlagplatz, wo sich irgendwann jeder über den Weg läuft. Während an einigen Orten sofort die Bude voll ist, brauchen andere Locations ein wenig, um in die Gänge zu kommen. So etwa das Barbeque, das mit seiner Freiluftbar erst später so richtig attraktiv wird. Wer sich mit Progressive Future House auskennt, ist absolut begeistert von dem, was DJ DanEP hier abliefert.

Bereits am frühen Abend ist der Lindenkeller gut gefüllt, als Williams Orbit mit fantastisch zeitlosem Indie-Rock, vierstimmigem Gesang, intensiver Dynamik und enormer Lautstärke, aber doch klarem Sound die Grundmauern des alten Gebäudes zum Zittern bringt. Später überzeugt Southern Dawn aus Villach mit tollem Gesang aus rauer Kehle, virtuosen Lead-Gitarrensolos, knallenden Drums und groovigem Bass.

Bekannte Hits des guten alten Rock’n’Roll in eigener Verpackung präsentiert die Rock’n’Roll Noise Explosion im Ecker’s, unter anderem auch mit Texten in bayrischer Mundart. Es gibt viel Beifall und auch ein paar Leute, die sich zu einem Tänzchen hinreißen lassen.

Auf der Open-Air-Stage bieten dann Adulescens eine Mischung aus Post Rock, elektronischer Klubmusik und astreinem, mehrstimmigem Gesang. Die dann folgende Band The Fume bringt verzerrten Gitarrenklang, wummernde Bassgitarre und knackigen Schlagzeugsound, so wie es sich für rotzigen Garagenpunk gehört.

Im Herzoganger schlägt Songwriter Stumfol ungemein ehrliche Songs, mit Texten mitten aus dem Leben an. Er hingegen beeindruckt schon allein durch seine groß gewachsene Statur und seine lockige Haarpracht: Der irische Songwriter David Hope gewinnt schnell die Herzen des Publikums, vermischt virtuose Folk- und Roots-Musik mit intelligenten Texten und eingängigen Refrains. Und es gibt ruhige Klänge von Amber Rubarth, die, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, mit sanften, folkmäßig angehauchten Balladen im proppenvollen Herzoganger eine ganz besondere Nähe zu ihrem Publikum aufbaut.

Der Kontrast könnte nicht krasser sein: Wer sich die volle Dröhnung geben möchte, schaut bei den Illegalen Farben im Zoom vorbei, jener Punkcombo aus Köln, die unter anderem ihre aktuelle Single „Staub“ hinlegt.

Im Heimat 2 sind Künstler aus der Region unterwegs. Isabelle Pabst aus Aichach und Band etwa – bombastisch, was sie mit ihrer Stimme so alles anstellt. Die vier machen Musik, die mitunter leicht daherkommt, dann wieder vor Tiefgang strotzt. Und im Heimat 2 sind auch die lokalen Helden wie Anthony Penea und Ursl Beyer zu hören, die melodiöse Songs liefern, bei denen der Zuhörer gern mal ins Sinnieren kommt, „Ich hab genug“ etwa. Ähnlich wie den beiden gelingt auch Bob Hater das Kunststück, zum Nachdenken anzuregen, dabei jedoch irgendwie auch richtig gute Laune zu verbreiten.

Jonny Cräsh, das sind zwei Schlagzeuger und ein Mann am Synthesizer, die im Lenbach auftreten. Musik, die man selten hört. Natürlich verstehen sie ihr Handwerk, sind ausgezeichnete Instrumentalisten – was dabei herauskommt, ist für die Schrobenhausener Musikliebhaber offenbar dennoch ein wenig ungewohnt.

Paincake, kurzfrstig für Palmcourtbeats eingesprungen, liefert eine gute Performance ab und spielt im Zoom Punkrock erster Klasse mit gutem Solo- und zweistimmigen Gesang. I.Explode.I betritt die Bühne und spielt Punkrock, ehrlich und direkt und mit viel Herzblut. Zu später Stunde kommen sie, die Lokalmatadoren Zach Mathieu mit Leadsänger Andi Baierl. Immer in Bewegung spielen sie Post Hardcore, Indie Rock und treibenden Alternativrock in gewohnt extremer Lautstärke.

Vom Ablauf her klappt es beim Stadtschall wie am Schnürchen. Wenn es an diesem Festival etwas zu mäkeln gibt, dann, dass es so gut wie unmöglich ist, sich sämtliche Acts anzuhören. Denn einige rocken zur selben Zeit die Bühne. Selbstverständlich bleibt dabei nicht aus, dass nicht jeder Act bei jedem Zuhörer gleichermaßen gut ankommt. Dennoch sind es interessante Künstler, die Andi Baierl ins Boot geholt hat, Leute, die Spaß haben an ihrer Musik. Und es ist grade der Stilmix – und somit das Wechselbad der Gefühle –, das am Stadtschall so enormen Spaß macht.