Schrobenhausen
"Der Stadtschall entwickelt sich weiter"

08.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Gitarre, Verstärker, Mikrofon - so kennt man Andi Baierl. Der Musiker und Agent war von Anfang an eine der treibenden Kräfte hinter der Idee Stadtschall. Jedes Jahr gelingt es ihm, besondere Bands und Musiker nach Schrobenhausen zu locken. Heuer werden sogar Acts aus Amerika und Schweden auf den Bühnen stehen - Foto: privat

Schrobenhausen (SZ) Andreas Baierl spricht mit unserer Zeitung im Interview über die neue Auflage des Stadtschall-Festivals.

Herr Baierl, das Stadtschall-Festival geht in die fünfte Runde. Auf welche Neuerungen können sich die Besucher dieses Jahr freuen?

Andi Baierl: Auf alle Fälle freuen können sich die Besucher auf die Open-Air-Bühne am Lenbachplatz. So etwas haben wir heuer erstmals dabei. Dort werden die sogenannten Headliner (Hauptgruppen, Anm. d. Red.) spielen. Das sind The Fume aus Schweden und Adulescens aus Aichach. Auch die Zahl der Musiker ist so hoch, wie noch nie – dieses Jahr kommen 16 Bands nach Schrobenhausen. Wir wollten einfach für den fünften Geburtstag des Stadtschalls das Angebot ein wenig vergrößern und mehr bieten.

 

Wenn wir nun schon bei den Bands sind: Nach welchen Kriterien wählten Sie denn die Acts aus, die beim Stadtschall dabei sein sollen?

Baierl: (lacht) Zunächst muss eine Band gut sein. Aber im Ernst . . . Natürlich versuchen wir, immer wieder etwas Neues zum Stadtschall zu bringen. Eine schwedische Band – wie The Fume etwa – war noch nie dabei und da wurde es mal Zeit. Ich möchte das Programm immer möglichst kunterbunt gestalten. Aber jeden kann man nicht bekommen. Es kommt eben auch immer darauf an, wer gerade verfügbar ist. Eine Band, die auf Tour ist, wird sicherlich nicht am Stadtschall teilnehmen.

 

Ihre Arbeit als Agent hilft doch sicherlich dabei, den einen oder anderen Musiker zu kennen und anzusprechen?

Baierl: Klar läuft mir bei meiner Arbeit hin und wieder ein Künstler über den Weg, den ich mir beim Stadtschall gut vorstellen könnte. Zum Beispiel wird es dieses Jahr erstmals eine Live-Elektroband geben.

 

Dann ist es also einfach für Sie, an die Bands ranzukommen? Wie kommt der Kontakt ansonsten zustande?

Baierl: Den einen oder anderen kenne ich schon. Und ich habe Kontakte zu Agenturen aus der Zeit des Cantona-Liveclubs. Manchmal treten die an uns heran und wir schauen dann, was finanziell machbar ist und was eben nicht. So muss man sich das Prozedere vorstellen.

 

Gibt es denn einen Künstler oder eine Band, auf die Sie sich heuer ganz besonders freuen?

Baierl: Ich finde es toll, dass The Fume extra aus Schweden anreisen, um beim Schrobenhausener Stadtschall mitmachen zu können. Die sind nicht auf Tour, sondern kommen nur für diesen Abend nach Deutschland. Und ich freue mich sehr auf Amber Rubarth aus Nashville. Sie kommt für eine große Tour nach Europa – Frankreich, Schweiz. Britannien. Sie wird diese Tour quasi mit dem Stadtschall beginnen, was natürlich etwas Besonderes ist.

 

Eine Musikrichtung ist aktuell wieder auf dem Vormarsch, die eher selten von Bands aus dem Schrobenhausener Land gemacht wird: Hip Hop und Black Music. Ist denn beim Stadtschall 2015 etwas aus diesem Genre vertreten?

Baierl: (nachdenklich) Eigentlich weniger. Das hat einen ganz einfachen Grund: Wie Sie schon sagten, gibt es hier in der Region einfach sehr wenige Hip-Hop-Bands. Auch Black-Music-Gruppen findet man selten. Aber es wird eine hörenswerte Soul-Band geben und es wird eine DJ-Bühne geben, wo sicherlich nicht nur ein Stück aus dem Bereich Hip Hop gespielt werden wird. Und wir planen gerade ein deutschsprachiges Hip-Hop-Konzert am 6. November im Jugendzentrum Zoom – also völlig losgelöst vom Stadtschall.

 

Wenn Sie auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicken: Wie hat sich in Ihren Augen der Stadtschall entwickelt?

Baierl: Ich weiß noch, wo es den Stadtschall zum ersten Mal gab. In jeder Location spielte eine Band – es müssten sieben Auftritte gewesen sein. Einen Tag vor der Veranstaltung hatten wir ganze hundert Tickets verkauft. Die Stimmung war dementsprechend und wir standen am Morgen des Stadtschalls zusammen und dachten: ,Okay – es war einen Versuch wert’. An der Abendkasse kamen dann noch rund 400 verkaufte Karten dazu, was die Bilanz rettete. Insgesamt hat sich der Stadtschall seither kontinuierlich entwickelt. Wir haben immer versucht, eins draufzusetzen und so haben sich auch die Besucherzahlen nach oben entwickelt . . .

 

. . . mit wie vielen Besuchern rechnen Sie dieses Jahr?

Baierl: Ich hoffe, dass wir an die Zahlen des vergangenen Jahres herankommen. 2014 hatten wir 800 bis 1000 Besucher. Bleibt es dabei, sind wir schon sehr zufrieden.

 

Aber weshalb wird eine solche Veranstaltung nicht ähnlich groß, wie etwa in Neuburg? Dort kommen zu vergleichbaren Abenden bis zu 3000 Leute und wenn man sich die Bands anschaut, die in Schrobenhausen spielen, müssen es nicht 2000 Besucher weniger sein.

Baierl: Das ist natürlich immer eine Frage des Geldes, des Budgets. Wir sind abhängig von den Eintrittsgeldern und vom Sponsoring. Von der Stadt bekommen wir keine Förderung. Es geht auch gar nicht darum, mehr Geld für Bands auszugeben. Es geht auch um bessere Technik und natürlich um Werbung.

 

Das Festival hat also noch Entwicklungspotenzial. Wo sehen Sie den Stadtschall in fünf Jahren – beim Zehnjährigen also?

Baierl: Es soll wachsen. Es wäre sicherlich schön, wenn wir bei Besucherzahlen ankommen, wie es sie aktuell in Neuburg gibt. Auch eine überregionale Wahrnehmung wäre toll, damit Leute aus München kommen, um aufs Stadtschall zu gehen. Unrealistisch ist das nicht – mit Cantona hat es schließlich auch geklappt.