Seehofer holt sich sein Mandat

Landtagswahl: Alle anderen abgeschlagen – Das sagen die Gegenkandidaten

16.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:40 Uhr
CSU-Stadtrat Andy Vogl klebt die "Danke"-Zettel auf die Seehofer-Plakate. −Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Horst Seehofer hat sein Landtagsmandat im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen problemlos errungen. Weit abgeschlagen fanden sich die Bewerber der anderen Parteien.

Der Ministerpräsident war am Sonntagabend nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen, obwohl ein Interview eigentlich vereinbart war. Seehofer war als gefragtester Mann der Medien offenbar vollkommen ausgebucht.

Gebannt starrte Horst Winter auf die mit deutlicher Verspätung eintrudelnden Wahlergebnisse. Als 15 von 21 Gemeinden ausgezählt waren, lag der Sozialdemokrat noch unter der Zehn-Prozent-Marke. Winters Zwischenbilanz: „Dass die FDP raus ist, das ist gut.“ Dann ging das Bangen weiter, obschon klar war, dass es für einen Platz im Maximilianeum nicht reichen würde.

Nachdem er gegen Schluss der Auszählung Peter von der Grün noch knapp hinter sich ließ, erreichte Winter mit 12,5 Prozent der Stimmen Platz zwei und damit immerhin sein Minimalziel. Sein persönliches Ziel von 10 000 Erststimmen hatte er allerdings verfehlt. Dass die Partei teilweise mehr Stimmen bekommen hat als er persönlich, sei für ihn „bei Weitem nicht zufriedenstellend“. In Neuburg, so Winter, habe ihm die Geschlossenheit gefehlt. „Sie haben mich einstimmig nominiert, aber nicht einstimmig unterstützt.“

„Etwas Enttäuschung“ machte sich in den späten Abendstunden auch beim FW-Kandidaten Peter von der Grün breit, für den 10,4 Prozent der Wähler stimmten. „Einerseits ist es schön, dass wir hier ein besseres Ergebnis als landesweit erzielt haben, auf der anderen Seite hätte ich mehr erwartet – als jemand, der im Landkreis tief verwurzelt ist.“ Vor allem die guten Ergebnisse aus Waidhofen, wo er herkommt, und aus Rennertshofen, wo er jetzt wohnt, hätten ihn sehr gefreut, „aber der Amtsbonus und der Name Seehofer haben halt sehr gezogen“, kommentierte er seinen politisch schwergewichtigen Gegner. Auf jeden Fall habe er ein Wahlergebnis eingefahren, „auf das man aufbauen kann“, findet der Jurist. Und wie steht es um seine Hoffnungen auf einen der bis dato 18 Sitze der Freien Wähler im Landtag? „Ausgeschlossen ist es nicht. Aber es wird schwer.“

Von einer „Riesenenttäuschung“ sprach FDP-Kandidat Wolfgang Schmidt, für den 1,6 Prozent der Wähler gestimmt haben. „Mit so etwas habe ich nicht gerechnet“, gestand er. Im Wahlkampf, an Infoständen und bei Veranstaltungen habe er nicht den Eindruck gehabt, dass er mit seinen politischen Anliegen auf so wenig Interesse stoße. Immerhin: Trotz der eigenen Niederlage fand er anerkennende Wort zum Ergebnis von Horst Seehofer: „Das ist sensationell.“

Maßlos enttäuscht war gestern Abend auch Rupert Ebner, der Kandidat der Grünen. Er bekam 5,7 Prozent der Stimmen, ein Ergebnis, das er als „brutal“ empfand. „Das ist wirklich deprimierend“, sagte er in einer ersten Stellungnahme. Mit einem so schlechten Ergebnis habe er auch im Hinblick auf seinen enormen Einsatz im Wahlkampf nicht gerechnet, versicherte er: „Das ist schon heftig. Das tut schon richtig weh.“ Ebner dachte gestern in einer ersten Reaktion sogar ganz ans Aufhören. „Dann ist die politische Karriere des Rupert Ebner beendet“, sagte er.

1,8 Prozent der Stimmen holte Reinhold Deuter, der für die Piraten antrat – „nicht das berauschendste Ergebnis“, wie er einräumte. „Ein bisschen mehr hätte ich mir schon erhofft.“ Andererseits sei es eben auch ein ungleiches Rennen gewesen: „Dass man gegen die Übermacht von Horst Seehofer schlechte Karten hat, war klar.“ Ans Aufhören denkt Deuter aber trotz aller Enttäuschung nicht. „Wir sind ja noch eine relativ junge Partei“, sagte er. „Die Leute müssen uns erst noch richtig kennenlernen.“

„Die Linke ist in Bayern noch keine Alternative“, bedauerte Roland Keller. Auch bei ihm hatte es nur zu einem niedrigen einstelligen Ergebnis gereicht. 1,9 Prozent der Wähler hatten für ihn gestimmt. Seine Erwartungen waren höher gewesen. „Kein Erfolg“, wertete er selbst, „aber wir werden mit unserer Arbeit weitermachen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein großer Name so viel ausmacht. Anscheinend ist der Wert eines Ministerpräsidenten nicht hoch genug einzuschätzen.“