Windräder nur mit Zuschuss wirtschaftlich darstellbar

08.03.2021 | Stand 06.05.2021, 3:34 Uhr

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Eine "echte Energiewende" und keine "Energieerzeugungswende", das ist es, was die Welt braucht. Statt fast nicht mehr finanzierbare Beträge in immer aufwendigere Stromerzeugungsanlagen zu stecken, ist es viel wichtiger, Maßnahmen zu fördern, die den Energieverbrauch in den verschiedenen Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie verringern.

Die vier in der Hagenau geplanten Windräder lassen sich momentan nur wirtschaftlich darstellen, weil sie mit etwa zehn Millionen Euro bezuschusst werden. Zwischen drei und vier Cent Förderung pro erzeugter Kilowattstunde Strom erhalten nach derzeitigem Stand die Betreiber neuer Windkraftanlagen in unserer Region, da der Marktpreis für Strom an der Strombörse derzeit bei etwa vier Cent liegt. In Südbayern wird wegen der ungünstigen Windausbeute den Windradbetreibern ein Zuschlag von bis zu 35 Prozent auf die garantierte Einspeisevergütung gewährt, bezahlt wird dieser von allen Bürgern über die steigende EEG-Umlage. In Gegenden mit einer größeren Windhäufigkeit bekommen die Betreiber zwischen null und zwei Cent Förderung. Da man sich zwischenzeitlich über alle Parteigrenzen hinweg einig ist, dass sich Bayern mit seiner heutigen Industrialisierung auch in 20 und 30 Jahren nicht annähernd selbst mit erneuerbarem Strom versorgen wird können, wird der deutschland- und europaweite Ausbau der Stromnetze der einzig sichere Weg sein, die Stromversorgung Bayerns auch in ferner Zukunft zu sichern. Um den Klimawandel zumindest zu verlangsamen, ist es erforderlich, dass in diesen europäischen Stromnetzen so viel Strom aus erneuerbaren Quellen als möglich fließt. Dieser wird in Nordeuropa in Form von Wasserkraft, in Südeuropa in Form von Photovoltaik und in Küstennähe und windreichen Hochlagen durch Windkraftanlagen erzeugt.

Zudem natürlich auch in den übrigen Gegenden in einer Vielzahl von kleinen Anlagen, die CO2-neutral Strom erzeugen. Eine kleinteilige, eigenständige Stromversorgung ist in Deutschland, Bayern oder im Landkreis definitiv nicht möglich. Und schon gar nicht in einer einzelnen Kommune, man denke hier nur an die Firmen Leinfelder oder Südstärke bei uns. Energiesparen ist der einzig wahre Schlüssel, um den CO2-Ausstoß dauerhaft zu verringern. Neben dem Strom ist die Heizenergie ein großer Verursacher von CO2.

Hier könnte in unserer Gegend ein großes Einsparpotenzial liegen, würde man auf Fernwärme aus erneuerbaren Energiequellen setzen. Gerade in unserer Region fällt sehr viel Schadholz an, welches beim Verbrennen in der Hackschnitzelanlage zwar auch CO2 freisetzt, aber eben nur so viel, wie die Bäume vorher aus der Luft gebunden haben. Kalte Nahwärme wie sie die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) propagiert, setzt dagegen ausschließlich auf den effizienten Einsatz von Strom, der aber gerade in den Wintermonaten in Bayern nicht in ausreichendem Maße aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht und so zum Teil aus ausländischen Kohle- oder Atomkraftwerken käme.

Einzig neue Freiflächenphotovoltaikanlagen sind in Bayern derzeit imstande, ohne staatliche Förderung erneuerbaren Strom zu realen Marktpreisen zu erzeugen, wie der Schornhof in Berg im Gau zeigt. Wie viel und vor allem welche landwirtschaftlichen Grundstücke langfristig für die Stromerzeugung verwendet werden sollen, ist eine politische Frage. Da es sich aber in gewisser Weise um eine Flächenstilllegung handelt, liegt hier die Akzeptanz in der Bevölkerung sicherlich höher, als in den Maisplantagen zur Biogaserzeugung. Strom aus Biogas hat aber in gewisser Menge seine Berechtigung, da er im Gegensatz zum Strom aus Sonne und Wind für kurze Zeit gespeichert werden kann. Dieser Vorteil wird aber mit mindestens doppelt so hohen Erzeugungskosten teuer erkauft. Nicht akzeptabel ist für mich die Forderung der BEG, dass PV-Freiflächenanlagen nur dort genehmigt werden sollen, wo eine Bürgerbeteiligung garantiert ist. Wenn ein Landwirt allein oder mit ein paar Berufskollegen eine Anlage errichten und betreiben will, darf er nicht gezwungen werden, den Weg über eine Genossenschaft zu gehen. Dies käme meiner Meinung nach einer Enteignung gleich.

Martin Kappelmaier

Gachenbach