Radwegvollversorgung - oder -überversorgung?

20.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:59 Uhr
Hunderte Quadratmeter Ackerfläche sind zwischen Weilach und Gachenbach zum asphaltierten Radweg geworden - das wäre gar nicht nötig gewesen, meint unser Leser Bernhard Seitz.? −Foto: Hofmann (Archiv)

Zum Artikel "Ein weiterer kleiner Schritt zur Radwegvollversorgung" (SZ vom 12. Dezember): Es wird ein Radweg zwischen Weilach und Gachenbach für 600000 Euro aus dem Boden gestampft und euphorisch ein weiterer Lückenschluss im Radwegenetz bejubelt.

Dass in zirka 300 Meter Abstand und in Sichtweite des neuen Radweges bereits ein perfekt ausgebauter, asphaltierter Weg zwischen den beiden Ortschaften existiert, ist dabei offenbar bedeutungslos, vielleicht sogar unbekannt?

Bereits ein Bruchteil der Bausumme des Radweges hätte ausgereicht, den vorhandenen Weg auszuweisen und ortsunkundige Radfahrer auf diese Straße aufmerksam zu machen. Jeder vernünftige Radfahrer wird ein solches Angebot annehmen und nutzen, wie er es auch bereits in der Vergangenheit ohne den neu gebauten Radweg getan hat.
Ein weiteres Beispiel für den sorglosen Umgang mit Steuergeldern ist der Radweg zwischen Autenzell und Weilach, für den ein ähnlich hoher Betrag investiert wurde. Auch hier existierte damals bereits die Verbindungsstraße über die Spitalmühle nach Weilach und in der Verlängerung sogar bis Sattelberg. Der damals gebaute Radweg verläuft ebenfalls parallel und in Sichtweite zur genannten Verbindungsstraße und ist in meinen Augen ebenso überflüssig wie der nun einweihte Radweg nach Gachenbach.

Vielleicht sollten die verantwortlichen Planer sich über vorhandene Ausweichstrecken für Radfahrer informieren, bevor Steuergelder in sechsstelliger Höhe für überflüssige Radwege ausgegeben werden. Die bisherige Praxis ist für mich ein weiterer Beleg dafür, dass für solche Vorhaben Geld, das den Verantwortlichen nicht gehört, von diesen besonders gern und besonders leichtfertig ausgegeben wird. Geld, das an anderer Stelle sinnvoller und wirtschaftlicher eingesetzt werden kann.

Um jedem Missverständnis vorzubeugen: Ich bin passionierter Radfahrer und ziehe Radwege oder ruhige Nebenstraßen jeder Staatsstraße vor. Wenn Radwege jedoch ohne vernünftigen Grund oder nur wegen öffentlicher Zuschüsse gebaut werden, fehlt mir dafür jegliches Verständnis.

Bernhard Seitz,
Schrobenhausen