Windraddebatte: "Falsche Panikmache"

05.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:19 Uhr

Zur Diskussion um Windkraft im Hagenauer Forst:Unter der Überschrift "Wald wird zum Industriestandort" erschien am 3. November ein Leserbrief in der SZ, bei dem sich ein Hörzhausener Bürger angstvoll gegen dieses Projekt wendet.

Hier möchte ich einige Fehler dieses Briefes richtig stellen:

1. Es beginnt bei der Überschrift. Der Hagenauer Forst kann durch ein Windrad gar nicht zum Industriestandort werden, denn er ist bereits seit langem Standort einer der größten Waffenhersteller der BRD und damit seit langem Industriestandort. Ein Windrad mit einer Standfläche von zirka 100 Quadratmeter spielt bei diesen Dimensionen überhaupt keine Rolle.

2. Der Verfasser hat eine völlig irrige Vorstellung von den Himmelsrichtungen. Im Norden der geplanten Anlage leben nur die Sandizeller. Steingriff liegt im Osten und Gollingkreut im Westen der geplanten Anlage. Wenn es nun um den Schlagschatten (welch brutales Wort! ) geht, so werden die im Norden lebenden Sandizeller davon rein gar nichts merken, denn wenn die Sonne mittags 45 Grad hoch im Süden steht und das Rad bis zur Flügelspitze 250 Meter hoch ist, so ist der auf den Boden fallende Schatten des Windrades logischerweise auch nur 250 Meter lang. Im Sommer bei höher stehender Sonne ist der Schatten auf dem Boden noch kürzer. Ortschaften im Westen und Osten werden bei aufgehender beziehungsweise untergehender Sonne nicht vom Schatten erschlagen, sondern haben maximal für einige Minuten eine nicht wahrnehmbare Helligkeitsschwankung. Deswegen braucht niemand seine Grundstückspreise herunterrechnen.

3. Das geplante Windrad wird vom Verfasser als katastrophale Vogelschreddermaschine angesehen. Die Tatsachen sehen aber anders aus. Laut Statistik sterben pro Jahr und Windrad gerade einmal ein Vogel. Durch tausende Kraftfahrzeuge sterben sicher mehr Vögel. Ich habe noch nie einen toten Vogel unter einem Windrad gesehen, aber schon etliche auf der Straße. Falls es sich im Hagenauer Forst um geschützte Arten handeln würde, so wird ein Vogelmonitoring darüber Auskunft geben.

4. Die Wirtschaftlichkeit der Windräder ist sehr gut, ebenso wie die der Photovoltaik. Die Ergebnisse liegen regelmäßig über den Vorhersagen.

5. Es ist im bayerischen 10H-Gesetz, das höchstwahrscheinich sowieso wieder verschwindet, legitim vorgesehen, dass ein Stadtrat nicht an 10 H gebunden ist. Vor einigen Jahren wurden die Gemeinden noch verpflichtet, Windkraftgebiete auszuweisen.

6. Die vom Verfasser vorgeschlagene Alternative, nämlich die Förderung der Wasserstofftechnologie ist eine Illusion, die schon seit langem versucht wird und nicht funktioniert. Vor allem braucht man zur Herstellung von Wasserstoff sehr viel elektrische Energie und wo soll die bitte herkommen, wenn nicht von Windrädern?

Hartmut Giehl

Schrobenhausen