Ist es wirklich nur ein Höhenrausch?

02.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:33 Uhr

Zu ,,Stadtrat im Höhenrausch" (SZ vom 27. September):

Vor einigen Monaten fragte ich bei unserem Stadtbaumeister Axel Westermair an, ob es eine Möglichkeit gäbe, unseren Stadel im Innenhof, umzubauen und einer Eigennutzung als Wohnraum zuzuführen, ohne die Maße zu verändern. Sofort wurde ich auf den geltenden Bebauungsplan für dieses Gebiet verwiesen, der eine Nutzungsänderung des Gebäudes ausschließt. Dieser Bebauungsplan wurde vor 40 Jahren beschlossen und vom Stadtrat bis heute nicht mehr überarbeitet, zum Leidwesen der Anwohner. Ein Änderungsantrag dieses Plans würde mehrere Jahre dauern und eventuell mehrere Tausend Euro verschlingen, so die Worte von Westermair. Und nun lese ich in der SZ, dass keine 50 Meter von meinem Stadel entfernt die neue Skyline von Schrobenhausen entstehen soll. Sechs gigantische Wohnblöcke mit jeweils fünf Stockwerken winkt der Stadtrat durch, als handle es sich um die Frage nach scharfem oder süßem Senf auf der Leberkäsesemmel. Die betroffenen Anlieger spielen bei der Entscheidung scheinbar überhaupt keine Rolle.

Fünfstöckige Gebäude stehe unserer Stadt gut zu Gesichte, formulierte Stadtrat Günther Schalk und stimmte für den Bauantrag. Wie hätte er wohl gestimmt, würden diese Wohnblöcke in seiner Nachbarschaft entstehen? Als direkte Anlieger an der Regensburger Straße wird uns täglich ein schier unerträglicher Straßenlärm zugemutet. Auf der Südseite ragt das alte Lagerhaus der Firma Ein- und Verkauf in den Himmel wie die Eiger-Nordwand und raubt uns in den Wintermonaten jeden Sonnenstrahl. Und nun soll sich dieses Fiasko auch noch auf der Westseite fortsetzen.

Vielen Dank an die CSU-Stadträte, die diesem Gigantismus zugestimmt haben. Ihr lasst wirklich keine Chance aus, uns Anliegern das Wohnniveau in der unteren Vorstadt zu vermiesen. Ich bin kein Gegner einer Neubebauung des Pohler- Geländes, aber bitte mit Maß und Ziel und mit Rücksicht auf die gesamte Infrastruktur rund um dieses Baugebiet.

In 60 Wohneinheiten werden vermutlich knapp 200 Menschen ein neues Zuhause finden. Diese gehobenen Wohneinheiten werden sich vermutlich nur Doppelverdiener leisten können, die dem zufolge auch zwei Autos vorhalten müssen, um ihre Arbeitsstellen zu erreichen. Daraus resultierend wird das Verkehrsaufkommen in diesem Gebiet weiter zunehmen.

Stadtrat Stefan Eikam wies vor der Abstimmung auf dieses Problem hin und ermahnte die Stadtratskollegen, auch an zukunftsführende Verkehrsmaßnahmen zu denken. Voller Elan wird hier von der 20000-Einwohnerzahl gesprochen. Verkehrstechnisch befindet sich die Stadt Schrobenhausen aber eher auf dem Niveau einer 2000-Einwohner-Gemeinde. Dies wurde scheinbar im Höhenrausch von unserer Bürgervertretung nicht mehr wahrgenommen. Angesicht der Aussage von Stadtrat Bastian Fuchs, ein Stockwerk mehr oder weniger fällt doch gar nicht auf, frage ich mich, ob es sich tatsächlich nur um einen Höhenrausch oder am Ende nur um einen Rausch gehandelt hat. Leider zieht jede Art von Rausch eine Katerstimmung nach sich.

Werner Helmrich,

Schrobenhausen