Ein Fall von Größenwahn?

06.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:17 Uhr

Zu "Weg frei für eine Vision" (SZ vom 17. Mai):Die vorpfingstlichen Tage haben zum Stadtrat von Schrobenhausen die "geistige Eingebungen" gebracht.

Schon ist beim Stadtrat die alte Idee angekommen, die alte Stadthalle, sprich die über 100 Jahre alte Turnhalle, abzureißen und an dieser Stelle eine neue Stadthalle zu errichten - und leider kam mit der geistigen Eingebung der Größenwahn mit. Natürlich soll es gleich ein Bürgerzentrum sein mit einer Stadthalle, Jugendzentrum, Stadtbücherei und einer Stadtverwaltung für 75 Plätze.

Im Vordergrund sollte der Neubau einer bewirteten Stadthalle mit geeigneten Nebenräumen für kleine und größere Veranstaltungen sein. Schrobenhausen leidet unter dem Mangel an geeigneten Veranstaltungsräumen für Theater, Konzerte, große Veranstaltungen verschiedener Art und Konferenzen. Sicher ist es vonnöten, für das Jugendzentrum geeignete Räume zu errichten, das auch Räume der Stadthalle mit benützen kann. Die Verlegung der Stadtbücherei von der Gerolsbacher Straße in die Nähe des Stadtzentrums ist sicher in den nächsten Jahren nötig.

Was wir nicht so schnell bräuchten oder ob wir überhaupt neue Verwaltungsräume brauchen, möchte ich grundsätzlich in Frage stellen. Meines Wissens steht jedem städtischen Beamten und jedem städtischen Angestellten ein Schreibtisch mit Stuhl zur Verfügung, auch wenn die Stadtverwaltung in verschiedenen Gebäuden untergebracht ist.

Warum dieser Größenwahn? Wenn die Kostenschätzung jetzt schon bei 21 Millionen liegt - bis zur Fertigstellung werden die Herstellungskosten noch steigen, sicher auf über 25 Millionen. Nach Schätzung der Antragsteller vom Februar 2018 würde das Verwaltungsgebäude allein 8,5 Millionen kosten. Um was Ordentliches auf die Beine zu stellen, ist einmal notwendig, zu ermitteln, was wollen wir und was können wir uns leisten? Um eine ordentliche Planung zu erlangen, ist es unumgänglich, einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Dieser Wettbewerb kostet etwas Geld und wird durch neue Ideen gefruchtet. Bei der baulichen und finanziellen Verwirklichung ist beim Architektenwettbewerb eine abschnittsweise Herstellung zu berücksichtigen.

Machen wir uns nichts vor, dieses Projekt wird neue Schulden bringen. Dieses sogenannte Bürgerzentrum wird nicht für die jetzige Generation gebaut werden, die nachfolgenden Generationen haben ebenso den Nutzen davon und sollen auch an den Kosten beteiligt werden.

Wenn Bürgermeister Karlheinz Stephan beklagt, dass bei der Planung der Südwesttangente nichts vorwärts geht, kann ich nur feststellen: Dies ist gut so. Für das naturzerstörerische Projekt wurde schon eine Million für Planungen ausgegeben. Für dieses Geld hätte man in Schrobenhausen viele Straßen reparieren können und neue Radwege im innerstädtischen Bereich bauen oder verbessern können. Die Infrastruktur für Schrobenhausen verbessert sich nicht nur durch neue Straßentangenten, andere Einrichtungen wie die Stadthalle sind für das Mittelzentrum Schrobenhausen wichtig.

Günther Rief,

Schrobenhausen