Freinhausen
"Weltweit einmalig"

Vor zehn Jahren wurde das MBDA Testzentrum für integrierte Luftverteidigung in Freinhausen in Betrieb genommen

12.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:35 Uhr
Das ganze Areal liegt sehr abgelegen auf einem Hügel nördlich von Freinhausen. −Foto: MBDA

Freinhausen - Die Test- und Referenzanlage (TuRA) für das deutsche Flugabwehrraketensystem Patriot in Freinhausen wird an diesem Donnerstag zehn Jahre alt.

Insgesamt fünf Millionen Euro wurden allein in Gebäude und Infrastruktur investiert. Mittlerweile habe sich der Standort mit seiner einzigartigen Testanlage für Flugabwehrsysteme als Treffpunkt für Industrie und Streitkräfte fest etabliert, so das Unternehmen.

Die ehemalige Einsatzstellung der Luftwaffe für das Waffensystem Hawk wurde 2009 von MBDA Deutschland, damals LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH, erworben und kontinuierlich zum Testgelände für die integrierte Luftverteidigung ausgebaut. MBDA betreibt die Anlage in enger Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in Freinhausen.

Das ganze Areal liegt sehr abgelegen auf einem Hügel nördlich von Freinhausen. Neben den modernen Büro- und Laborgebäuden fallen vor allem ein Radar sowie ein Integrations- und Testgebäude (Radom) mit Stellplätzen für Großgeräte und HF-durchlässige 180-Grad-Kuppeln ins Auge. Was man nicht sieht, ist ganz viel Hightech, verschiedene Andockmöglichkeiten externer Ausrüstung inklusive der notwendigen Kommunikationsverbindungen und leistungsstarker Energieversorgung.

Der Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner (FW) ist die Ansiedelung zukunftsgerichteter und innovativer Industrien als eine wesentliche Aufgabe an. Und der Standort Freinhausen sei so etwas: "Mit seiner überregionalen Bedeutung als europaweit einzigartiges Testzentrum für die Luftverteidigung zeigt es das Potenzial unseres Landkreises. "

Aktuell läuft am Standort Freinhausen ein umfangreicher mehrwöchiger Systemtest der neuesten Softwareversion für Patriot. Mit zusätzlichem Gerät - unter anderem kommen zwei Radarstationen zum Einsatz - werden ergänzende Funktionalitäten in das bestehende System integriert, um auch neuartige Bedrohungsszenarien abbilden und entsprechende Gegenmaßnahmen testen zu können.

Nach dem Umzug der TuRA von Unterschleißheim nach Freinhausen war die erste Testkampagne im Jahr 2014 besonders bedeutsam. Es galt, die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Anlage zu beweisen - und zwar nicht nur der Bundeswehr, sondern auch den zahlreichen Teilnehmern, die aus den USA angereist waren. 2016 folgte ein breit angelegter Test im Zusammenhang mit einer neuen Softwareversion, in deren Folge auch Hardware-Komponenten geändert und die Kompatibilität mit den deutschen Adaptionen des ursprünglich US-amerikanischen Patriot-Systems überprüft wurde.

Auch 2019 gab es laut Unternehmen einen Meilenstein: Erstmals gelang es, alle Testfunktionalitäten der Anlage an einem Ort zusammenzuführen und damit die Möglichkeiten zur interoperativen Simulation und Datenaufzeichnung maßgeblich zu verbessert.

Nachdem 2020 die Modernisierung der Energieversorgung realisiert wurde, stehen laut MBDA auch für 2021 grundlegende Software-Updates an. Mit der Einführung einer modernen, IP-basierten Netzinfrastruktur wird ein neues Kapitel in Sachen Kommunikation aufgeschlagen. Außerdem werden 2021 weitere Funktionalitäten in das Waffensystem integriert. Erste Tests zur Trainingsfähigkeit des Systems und zur Interoperabilität wurden bereits absolviert - unter anderem durch Datenverbindungen zu anderen Systemen, erstmalig auch zu einer Awacs - gemeint ist ein fliegendes Radarsystem. Nach einer Genehmigung zur Nutzung könnte diese Software bei Missionen wie der zukünftigen "Very High Readiness Joint Task Force" der Nato eingesetzt werden.

"Um den zukünftigen Anforderungen unserer Streitkräfte gerecht zu werden, investiert MBDA in großem Umfang in innovative Technologien", sagt Jürgen Wlodarz, Mitglied der Geschäftsführung MBDA Deutschland. Das Testzentrum für Luftverteidigungssysteme sei "ein Beispiel für unser Engagement, die Streitkräfte langfristig und in enger Abstimmung vor dem Hintergrund eines immer dynamischeren Bedrohungsumfeldes zu unterstützen. "

"Was in den vergangenen zehn Jahren am Standort Freinhausen geschaffen wurde, ist in Deutschland, in Europa, vielleicht auch weltweit einmalig", ergänzt Jürgen Koneczny, Leiter des Programms Patriot. "Das gilt sowohl für die technologische Infrastruktur, die wir unseren Kunden zur Verfügung stellen, als auch für das gebündelte Know-how unserer Belegschaft zu Patriot und anderen Systemen der Flugabwehr und Luftverteidigung. Dieses Know-how wird immer wichtiger. Daher freue ich mich über das bisher Erreichte und blicke optimistisch in die Zukunft. "

Einen Festakt wie damals zur Einweihung kann es wegen der Corona-Bedingungen aktuell nicht geben.

SZ

Julia Röder