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Fußgänger frei auf dem neuen Lenbachplatz in Schrobenhausen

15.12.2021 | Stand 19.12.2021, 3:35 Uhr
Das rote Band zur Eröffnung des künftig autofreien Lenbachplatzes durchschnitt Bürgermeister Harald Reisner (Mitte) in coronabedingt kleiner Runde zusammen mit Vertretern der ausführenden Firmen und der Stadtverwaltung sowie den Fraktionssprechern im Stadtrat. −Foto: Ammer

Gute Stube und Feiermeile zugleich soll er werden, der neu gestaltete Lenbachplatz. Mit dem letzten Pflasterstein, der dort gelegt wurde, ist nun nach fünf Jahren zugleich die Innenstadtsanierung für rund 10,5 Millionen Euro abgeschlossen. Trotz des verhangenen Wetters zur Eröffnung am Mittwochvormittag kann man sich gut vorstellen, wie schön er bald schon sein wird, wenn das Leben auf dem von nun an autofreien Platz Einzug hält.

Am Ende wäre es fast noch an den letzten Pflastersteinen gescheitert. Coronabedingte Lieferengpässe. Doch nun ist er doch noch vor Weihnachten fertig geworden: Der Schrobenhausener Lenbachplatz ist am Mittwochvormittag feierlich eröffnet worden. Wenn auch in deutlich kleinerem Kreis als man sich das gewünscht hätte, den Vorschriften entsprechend nur mit einem gedanklichen Gläschen zum Anstoßen und unter Einhaltung von 2G-plus.

Als er den Platz das erste Mal betreten habe, erinnert sich Architekt Uwe Reil, dominierte ihn das Kleinsteinpflaster. Einst gefragt, heute nicht mehr zeitgemäß. Nun, fünf Jahre später, gibt der Lenbachplatz ein ganz anderes Bild ab. "Ich habe das Gefühl, dass er jetzt richtig Luft kriegt, er ist heller und die Fassaden kommen zur Geltung", freut sich Reil mit einem weiten Blick rundum. Fast scheint es ihm so, als müssten sich schon jetzt hier die Tische füllen und den Platz beleben, als könnten jeden Moment die Restaurantbesucher nach draußen drängen - und das, obwohl doch gerade Winter ist.

4,73 Millionen Euro bezahlt die Stadt

10,5 Millionen Euro hat die Innenstadtsanierung in Schrobenhausen gekostet, nach Abzug der Zuschüsse bleiben davon 4,73 Millionen Euro bei der Stadt. Eine finanzielle Belastung, die sich aus Sicht von Bürgermeister Harald Reisner (FW) definitiv gelohnt hat. "Das Ergebnis bestätigt uns darin, dass es die richtige Entscheidung war." Im März 2017 hatte der erste Bauabschnitt begonnen - nun, Mitte Dezember, ist Abschnitt vier endlich vollendet. Reisner (FW) spricht von einem "historischen Moment für die Stadt Schrobenhausen". Einer, den man gerne in größerem Rahmen begangen hätte - und den man im kommenden Jahr zusammen mit dem Abschluss der Rathaussanierung mit verschiedenen Veranstaltungen und einem Riesenrad ausgiebig feiern will.

Nachdem das Band durchschnitten ist, nutzt Reisner die Gelegenheit, dem Bauamt und den beteiligten Firmen zu danken. Das sei hervorragend abgelaufen. Etwas, das Architekt Reil gerne bestätigt: "Bauen ist Konfliktmanagement." Aber in Schrobenhausen sei das alles sehr zielorientiert gelaufen, "Probleme wurden von allen Seiten schnell aus der Welt geräumt". Auch den Geschäftstreibenden dankt Reisner, die die Belastungen durch die Bauphasen "meist klaglos über sich ergehen haben lassen".

Was man mit der Innenstadtsanierung erreichen wollte? Multifunktionale Flächen und eine barrierefreie Erschließung der Innenstadt, sagt Reisner. Dazu die Wasserläufe, die das Thema des alten Stadtbachs aufgreifen sollen, die neue Stadtbeleuchtung und der besondere Brunnen am Lenbachplatz in Verbindung mit der Fußgängerzone dort. Eine Entscheidung übrigens, für die es von Architekt Reil noch einmal ein besonderes Lob an den Stadtrat gab. Aus seiner Sicht könnte man das Thema auch noch weiter denken: "Was ist mit der Zeil? Sind dort Autos im Sommer sinnvoll?" Reisner erklärte, dass es im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans Überlegungen in dieser Richtung gebe.

Wie war sie noch, die Sache mit der Kunst?

Noch ist der Platz hinter den blauen Fußgängerzonen-Schildern recht leer. Mit der Gastronomie wird sich das im Frühling bestimmt ändern - es hätte aber auch anders kommen können. Für immer mit der Umgestaltung des Platzes verknüpft bleiben wird nämlich der Wettbewerb, mit dem die Stadt ein besonderes Kunstwerk für ihr Herzstück finden wollte. Nur, dass die von der Jury bestplatzierten Entwürfe im Stadtrat auf wenig Gegenliebe bis hin zu großer Ablehnung stießen. "Schrobenhausen ist anscheinend in der Form noch nicht für Kunst auf öffentlichen Plätzen bereit", weiß der Bürgermeister heute.

Gegen die Spielgeräte, die sich der Stadtrat stattdessen auf dem Lenbachplatz in vielen Facetten ausmalte, intervenierte hingegen die Regierung von Oberbayern. "Wer Geld gibt, schafft an" - und Reisner ist nicht böse darüber, dass der Platz nun erst einmal recht frei geblieben ist und im Zuge von Erfahrungswerten weiter ausgestaltet werden kann. "Lassen wir den Platz erstmal auf uns wirken", so der Bürgermeister. Schließlich will er, dass darauf der Spagat zwischen guter Stube und Partymeile gelingt.

SZ