Neuburg
Zweite Realität für die Kinder

In "NeuSobPolis" ist die erste Woche vorbei - Eine Zwischenbilanz

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
Patricia Viertbauer
  −Foto: Fotos: Viertbauer

Neuburg/Schrobenhausen (SZ) Die erste Woche in "NeuSobPolis" ist vorbei.

Fünf Tage lang haben 55 Kinder aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen erste Weichen für ihre eigene Stadt gelegt. Viel ist in dieser Zeit passiert und noch mehr werden die kommenden drei Wochen mit sich bringen. "Die Zeit in der ersten Woche ist wirklich wie im Fluge vergangen", sagte "NeuSobPolis"-Betreuerin Katharina Pietsch. Sie war die ganze Woche im Rathaus und im Arbeitsamt an der Seite der Kinder. Bei der Zusammenarbeit ist ihr viel aufgefallen. "Die Kinder sind so ideenreich und selbstständig", sagte sie. So müsse man die Kinder eher bremsen als anspornen. Der Einfall und die Weiterentwicklung von Plänen komme komplett alleine von den Bürgern der Kinderstadt. "Am faszinierendsten war die Bürgermeisterwahl, die einzig und allein von den Kindern gewünscht wurde", so die Betreuerin.

Natürlich gebe es auch Fälle von Langeweile und Heimweh - gerade im Mittagstief nach dem Essen - aber im Großen und Ganzen sei die Stimmung immer sehr gut und dynamisch. Dennoch würden sich die Organisatoren und Betreuer zusammensetzen und über Verbesserungen sprechen. "Die Geldmenge, die sich im Umlauf befindet, muss verringert oder die Preise müssen erhöht werden, weil jeder so reich ist, dass keiner mehr arbeiten muss. "

Am Geld-Aspekt in "NeuSobPolis" will auch Mitorganisator und Stadtteilmanager Jürgen Stickel in den kommenden Wochen arbeiten. "Es ist trotzdem faszinierend, wie die Kinder alle möglichen Zusammenhänge verstehen", meinte er im Gespräch mit unserer Zeitung. So hätten die Händler ihre Verkaufspreise erhöht, als sie gemerkt haben, dass auch die Leistungen der Feuerwehr preislich gestiegen sind.

Für ihn gab es in der ersten Woche der Kinderstadt einen Höhepunkt nach dem anderen. "Oft sind es auch nur Kleinigkeiten, aber zum Beispiel der Umgang unter den Kindern ist unglaublich dynamisch", so Stickel. Wenn Schwierigkeiten auftreten, sind es meistens keine sozial-zwischenmenschlichen, sondern technische. "So ist die Popcornmaschine immer mal wieder kaputt. " Obwohl das Projekt erst fünf Tage läuft, sieht man schon deutliche Strukturen, die sich herausbilden. Aus der anfänglichen Neugier und Skepsis hat sich "NeuSobPolis" laut Stickel als absoluter Selbstläufer etabliert. Schon ab Montagnachmittag sei die ganze Kinderstadt vernetzt und die Beziehungen der Kinder seien unkompliziert gewesen.

Auch die Akzeptanz der Eltern, sich völlig aus dem Geschehen herauszuhalten, war seinen Worten zufolge von Anfang an da. "Die Eltern sind begeistert, weil sie merken, dass ihre Kinder hier wirklich Spaß haben. " Er hat aber mit dieser Eigendynamik der Kinderstadt-Bürger gerechnet. So fühlen sie sich nicht als Teil eines Spiels oder Experiments, sondern sehen "NeuSobPolis" vielmehr als eine Chance an, ihr eigenes Leben zu gestalten. "Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir das Projekt erweitern, mit mehr Betreuern und Kindern in größeren Dimensionen", so Stickel über die nächsten Jahre in "NeuSobPolis".

Patricia Viertbauer