Donaumoos
„Wir würden wirklich gerne bleiben“

Der Motorradclub Wolfmen mit seinen Vorsitzenden aus dem Donaumoos sucht ein neues Vereinsheim

19.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr
Die Vorsitzenden der Wolfmen, Chapter Eichstätt: Jürgen Betz (links) und Frank Lanz. Sie suchen nach einem neuen Vereinsheim, aus der Ranch in Altmannstein müssen sie bis zum 1. September draußen sein. −Foto: Ammer

Donaumoos/Altmannstein (SZ) Seit zwölf Jahren sind die Wolfmen Eichstätt mit ihrem Chapter in Altmannstein (Kreis Eichstätt) zu Hause. Zum 1. September müssen sie raus aus der Ranch, ihr Mietvertrag endet.

Doch in Altmannstein würden sie gerne bleiben, wie die beiden Vorsitzenden Jürgen Betz und Frank Lanz, die beide im Donaumoos leben, berichten. Zu gut haben sie sich in den vergangenen Jahren eingelebt, zu viele Bekanntschaften sind entstanden. 
 
Es ist nicht immer leicht für die Rocker, an einem Ort Fuß zu fassen. Immer wieder stoßen sie auf Vorbehalte und Vorurteile. Viele davon kommen aus dem Fernsehen, da sind sich Jürgen Betz und Frank Lanz einig. Zum Beispiel hätten sie schon erlebt, dass sie mit den „Night Wolves“ verglichen werden. Ein Motorradclub, der als nationalistisch und anti-westlich gilt. Doch wegen der ähnlichen Rockerkluft würden sie über einen Kamm geschoren. „Dass die Night Wolves in Russland sind, interessiert dann nicht, da machen sie  keinen Unterschied“, wundert sich Jürgen Betz. Der erste Blick sei oft ausschlaggebend, fügt  Lanz hinzu.
 
Dabei wollen die Wolfmen Eichstätt gerade gegen Vorurteile vorgehen. „Wir wollen in dem Bereich, in dem wir unser Vereinsheim haben, auch eingemeindet sein und mit den Leuten etwas zu tun haben“, betont Jürgen Betz. Etwas, das ihnen in der Marktgemeinde Altmannstein im Schambachtal gelungen scheint. Die Wolfmen gehen im Faschingsumzug mit, sie organisieren eine Vatertagsausfahrt und während des Jahres eine oder zwei Partys. Ihre Veranstaltungen sind gut besucht, auch Einheimische kommen gerne vorbei, wissen die beiden Rocker. Zur Feuerwehr Altmannstein pflegen sie freundschaftliche Kontakte und auch sonst fühlen sie sich rundum wohl in der Marktgemeinde. „Wir sind eingesessen“, freut sich Jürgen Betz. Oft kämen auch Radfahrer oder Spaziergänger an ihrer Ranch vorbei. Wer neugierig ist, kann jederzeit auf ein Getränk hereinkommen, wenn die Wolfmen gerade da sind. Manche Altmannsteiner würden gar regelmäßig vorbeischauen.  „Wir waren da schon immer offen“, sagt Frank Lanz − und freut sich über die Neugier der Personen, die einfach vorbeikommen − „und sehen, dass wir nicht so sind“. Das ginge ja auch nicht, sind sich die beiden einig. Ihr Hobby ist kein billiges: „Wenn wir keinen Job hätten, könnten wir uns das nicht leisten.“
 
Doch nun sind die Mitglieder des Motorradclubs Wolfmen, Chapter  Eichstätt, auf der Suche nach einem neuen Vereinsheim. „Wir  würden gerne bleiben. Es ist schon Wehmut dabei“, spricht Jürgen Betz für alle.  Doch rosig sei die Lage momentan nicht − die Immobilienpreise sind hoch in der Region, die Mietobjekte wenige. Den zwölf Mitgliedern des Chapters steht auch nicht unendlich viel Geld zur Verfügung, das sie monatlich in die Miete stecken können. 
 
Die Ranch verlassen sie nicht gerne. Auch wenn sie   bei Hochwasser auf den Toiletten auch schon mal im Wasser  standen: „Es war gemütlich.“ Und die Lage am Bach sei ein Alleinstellungsmerkmal gewesen. 
Am liebsten wäre den Wolfmen für ihr neues Vereinsheim ein bisheriger Leerstand. Eine alte Werkstatt, die nicht mehr genutzt wird, vielleicht − oder eine alte Lagerhalle. Dann allerdings nicht zu groß, schließlich sollte man sie heizen können. Ein bisschen Lagerfläche hätten sie gerne, wobei sie auch selbst eine Trockenwand einziehen könnten, wenn es darum gehen sollte. Auch eine verlassene Gastwirtschaft wäre ideal, mit altem Tresen und getrennten Toiletten. Vorstellbar wäre für die Wolfmen auch,  etwas zu mieten, das sie selbst − über den Winter vielleicht − noch ein bisschen herrichten müssten. Hauptsache langfristig. „Wir wollen weg von der Vorstellung vom bösen Rocker mit Lotterhütte“, verdeutlicht Frank Lanz. Das ist ihr Vereinsheim nämlich ganz bestimmt nicht.   „Orgien feiern wir selten“, scherzt Jürgen Betz.  Trotzdem  wären die Wolfmen lieber am Ortsrand als mittendrin angesiedelt. Einfach, um niemanden zu stören, auch bei den   vier jährlichen Veranstaltungen nicht. 
 
„Es hat eigentlich nie etwas gegeben, auch bei der dreitägigen Feier zum Zehnjährigen gab es kein Problem“,  sagt Bürgermeister Norbert Hummel (CSU).  Bei ihm waren die Wolfmen ebenfalls schon, um nach einem geeigneten Leerstand zu fragen. Doch die Suche ist nicht leicht.  „Wenn ich etwas höre, sage ich ihnen das“, verspricht Hummel.  Dass die Wolfmen gerne in Altmannstein bleiben würden, versteht er gut. „Wo anders gibt es vielleicht Vorurteile.“ In Altmannstein habe es keine gegeben, zumindest keine, von denen Hummel gehört habe. „Sie sind angekommen, akzeptiert und anerkannt“, bestätigt der Bürgermeister  − und sie haben einen Bekanntenkreis im Ort. „Mir selber tut es Leid, wenn sie weggehen“, sagt Hummel.  
 Mehrere Mitglieder des Chapters kommen auch aus der Altmannsteiner und Beilngrieser Ecke − ebenso wie aus dem Bereich Neuburg-Schrobenhausen. Frank Lanz betont: „Wir würden wirklich gerne in Altmannstein bleiben.“
 
Wer einen Tipp   für die Wolfmen hat, kann per E-Mail an chapter@wolfmen-eichstaett.de Kontakt aufnehmen.