Waidhofen
"Wir müssen die Bürger mit einbinden"

100 Interessierte kamen zu einem Vortrag von Wolfgang Gröll über einen möglichen Dorfladen in Waidhofen

18.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:03 Uhr
Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk informierte in Waidhofen über das Konzept eines Dorfladens. −Foto: Drexler

Waidhofen (SZ) Eine Woche ist es her, dass der Edeka-Markt in Waidhofen schloss.

Der Wochenmarkt, den die Gemeinde am Donnerstag als schnelle Lösung anbot, wurde sehr gut angenommen. Abends stellte Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk rund 100 Interessierten im Pfarrheim eine andere Alternative vor. Ein Zuhörer war sofort bereit, sich am Dorfladen zu beteiligen.

Ein fertiges Konzept, wie es sich mancher Zuhörer vielleicht erhofft hatte, brachte Gröll nicht mit. Er betreut allein in Bayern etwa 180 Dorfläden, unterstützt die Betreiber bei der Gründung und Führung der Läden. "Es ist uns immer wichtig, dass die Konzepte vor Ort entwickelt werden", betonte der Unternehmensberater.

Er hatte eine Reihe von Beispielen mitgebracht. Sie zeigten, wie Dorfläden aussehen und betrieben werden können und was sie von einem Supermarkt unterscheidet. Größe habe nicht unbedingt etwas mit Gewinn zu tun, betonte Gröll. Ein Punkt, der ihm wichtig war, war die Regionalität. "Es funktioniert nur mit lokalen Kreisläufen. "

Waidhofen habe mit seiner Einwohnerzahl gute Voraussetzungen, dass ein Dorfladen funktionieren könne, sagte er. "Wenn wir keine großen Fehler machen. " Den Vorteil der Gemeinde sah der Dorfladen-Berater in den relativ kompakten Ortsteilen. Er machte aber auch klar: "Es ist teilweise harte Arbeit. "

Wie könnte so ein Modell nun aussehen? Gröll plädierte für eine Mischform mit Bürgerbeteiligung. Der Vorteil gegenüber einem privat geführten Laden: Die Mitgliedschaft ist offen und frei und jedes Mitglied hat eine Stimme. Ein Bürgerladen habe in der Regel auch eine höhere Akzeptanz als ein privat geführter Laden, war die Erfahrung von Gröll.

Die Gründung eines Dorfladens läuft in mehreren Phasen ab. In der sogenannten Sensibilisierungsphase geht es darum, die Bürger zu informieren und einen Arbeitskreis zu gründen. FW-Gemeinderat Herbert Ehrmeier war es wichtig, dass diesem Arbeitskreis auch Bürger angehören. "Wir müssen die Bürger mit einbinden", sagte er.

Als nächster Schritt steht eine Machbarkeitsstudie an. In deren Rahmen würden Gröll, Mitglieder des Gemeinderates und interessierte Bürger mögliche Standorte begutachten. Auf die Frage, wie viel Verkaufsfläche ein Dorfladen haben soll, meinte Gröll, dass das schwierig zu sagen sei. "Der kleinste hat 20, der größte 600 Quadratmeter. " Als Faustregel nannte der Berater 150 bis 300 Quadratmeter bei 1000 Einwohnern.

Auf mögliche Standorte ging Bürgermeister Josef Lechner (CSU) ein. Zum einen wäre das der frühere Edeka-Markt. Der hat eine Verkaufsfläche von rund 400 Quadratmeter, einschließlich der Nebenräume sind es 500 Quadratmeter Fläche. Der Nachteil: Bis auf den Einbau einer Klimaanlage sei hier in den vergangenen Jahren nichts investiert worden, sagte Lechner. Nach einem Gespräch mit dem Eigentümer ging er davon aus, dass Investitionen in Höhe von rund 250000 Euro nötig wären, um den Laden wieder auf Vordermann zu bringen. "Das würde eine große Nummer werden - die braucht stemmen. "

Weitere Standorte, die Lechner ansprach, waren ein Neubau auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der B300 oder auf dem Gelände, das für den Sozialwohnungsbau vorgesehen war. Auch die ehemalige Wirtschaft im Ort käme in Frage. Wegen des schlechten Zustandes müsste das Gebäude abgerissen und neu gebaut werden, so der Bürgermeister.

Bevor Gröll aktiv werden kann, muss der Gemeinderat zuerst einmal die Richtung vorgeben. In der Sitzung am Dienstag wird das Gremium darüber diskutieren. Ein Zuhörer sprach sich auf der Infoveranstaltung klar dafür aus, es auf jeden Fall zu probieren. "Ich würde 500 Euro investieren", sagte er und bekam dafür Applaus von den Anwesenden.

Gerlinde Drexler