Schrobenhausen
Wenn Menschen an ihre Grenzen kommen

Wer in Schrobenhausen in Not ist, sitzt nicht "mit dem Hut auf dem Rathausplatz"

29.11.2021 | Stand 04.12.2021, 3:35 Uhr
Martha Pelikan und Bernhard Hanke von der Pfarrcaritas Schrobenhausen helfen sozial schwachen Menschen. −Foto: Archiv

Schrobenhausen - "Die Not, die ist hinter der Wohnungstür", sagt Bernhard Hanke. Er wickelt im Büro die Aufgaben der Pfarrcaritas Schrobenhausen ab und weiß, wovon er spricht. Derzeit kauft er Pellets für Senioren und andere Bedürftige, damit sie im Winter heizen können. "Diese Menschen mit niedrigem Einkommen wohnen nicht in Neubauwohnungen, die über Zentralheizungen verfügen, sondern sie wohnen in Altbauwohnungen ohne zentrale Warmwasserversorgung. Das Wasser wird mit einem Elektroboiler warm gemacht und geheizt wird elektrisch. "Da kann es natürlich in kalten Wintern vorkommen, dass die Stromkosten explodieren - die Einkommen aber nicht", stellt Hanke fest.

Wer sich in so einer Situation an die Pfarrcaritas wendet, tut das nach seiner Erfahrung nicht leichtfertig: Alle Reserven sind aufgebraucht und die Unterstützung vom Amt braucht einfach länger. Hier kann die Pfarrcaritas kurzfristig und unbürokratisch einspringen. Zuerst wird überlegt, ob es staatliche Unterstützungsinstrumente gibt und wenn die Pfarrcaritas einspringt, wie die Übernahme der Kosten geregelt wird. Manchmal wird eine Teilzahlung vereinbart sowie eine Rückzahlung durch die Klienten in kleinen Beträgen. Das sei ganz wichtig, denn die Menschen wollen ihre Kosten selbst bestreiten. So bitten viele erst um Hilfe, wenn es gar nicht mehr anders geht: "Weil sie bis dahin alles versuchen, um das selber zu stemmen. Und weil sie sich furchtbar schämen", weiß Hanke. Wer glaubt, dass es in Schrobenhausen keine Notlagen gibt, der irrt: "Bei uns sitzt niemand mit dem Hut zwischen den Beinen am Rathausplatz", sagt Hanke, "aber die Mutter mit zwei Kindern, die abends daheim ist und nicht weiß, wie sie den nächsten Einkauf bestreiten soll, die gibt es."

Bei den Klienten der Pfarrcaritas handelt es sich um sozial schwache Menschen: Alleinerziehende oder alleinstehende, ältere Personen oder Menschen mit Erkrankungen physischer und psychischer Natur, die am Rande der Gesellschaft stehen. Hanke und seine Kollegin Martha Pelikan haben schon viele Fälle in Schrobenhausen erlebt, in denen Hilfe eiligst geboten war. So erzählt er von der alleinerziehenden Mutter, deren Geld zum Schulanfang nicht ausreicht, um Schulmaterial für die Kinder einzukaufen. Oder von dem Senior, der gesundheitliche Einschränkungen hat und deshalb umziehen muss. Nun braucht er eine neue Waschmaschine, weil es in der vorherigen Unterkunft eine Gemeinschaftswaschmaschine gab. Oder er braucht eine neue Matratze. Auch Zahnzuzahlungen sind problematisch: "Da kommen die Menschen oft an ihre Grenzen." So sei die Pfarrcaritas froh, Mittel zur Verfügung zu haben, um schnell einspringen zu können - Mittel, die aus den Caritassammlungen im Herbst und Frühjahr stammen oder aus Spenden, wie etwa über die Vorweihnacht der guten Herzen.

Martha Pelikan ist in Schrobenhausen das Gesicht der Pfarrcaritas: Sie steht für Hausbesuche und Gespräche zur Verfügung oder hilft dabei, Formulare auszufüllen, denn beim Anblick eines zehnseitigen Antrages sind manche Hilfesuchenden überfordert. Auch während Corona hielt Pelikan den Kontakt: Die Frage ist nicht immer, ob jemand in finanzieller Hinsicht über die Runden kommt, sondern auch auf menschlicher Ebene. Überwiegend Ältere oder Alleinerziehende besucht sie oder das Krankenhaus ruft bei ihr an, wenn es einen familiären Notfall gibt. Wenn zum Beispiel der langjährige Partner stirbt, die Kinder weit weg sind - dann gibt es Gesprächsbedarf. Die Menschen vertrauen ihr, weiß Hanke: "Sie ist gradlinig mit Herz und Verstand und lebenserfahren."

Als "Notnagel und Engel für alle Lebenslagen" hat Pelikan schon in vielen Fällen geholfen, denn es gibt auch in Schrobenhausen dramatische Beispiele. Wie das Ehepaar, das ein paar Tage vor Weihnachten in die Pfarrcaritas kam, weil beide unverschuldet arbeitslos geworden waren. Die Anträge beim Arbeitsamt waren gestellt, aber wie die sechs Wochen überrücken, bis Geld fließt? "Die Mutter saß weinend dort, denn sie konnten gerade noch die Miete und den Strom bezahlen, wussten aber nicht, was sie Weihnachten essen sollen und die Geschenke für die beiden Kinder waren sowieso schon gestrichen", erinnert sich Hanke. Ebenso wie an die drogenabhängige junge Frau, die ganz unten war, in der städtischen Obdachlosenunterkunft lebte. Irgendwann befreite sie sich aus dem Sumpf von Drogen und Arbeitslosigkeit. "Vor ein paar Jahren ist sie bei der Pfarrcaritas aufgetaucht, hat eine Spende gebracht und gesagt, ohne Euch würde ich heute nicht mehr leben", klingen diese Worte bei Bernhard Hanke bis heute nach - es war nicht nur die finanzielle Unterstützung gemeint, sondern auch das Nicht-fallen-lassen. Und er betont: "Ohne Spendenmittel sitzen wir auf dem Trockenen. Die Schrobenhausener ermöglichen die Hilfe durch ihre Spenden."

Vorweihnacht der Guten Herzen

• Sie können zweckgebunden für jede karitative, soziale oder ehrenamtlich tätige Einrichtung Ihrer Wahl spenden, auch für Schulen, Kindergärten, Kirchengemeinden und Vereine.

Wie können Sie spenden? Das Sonderkonto bei der Sparkasse Ingolstadt: IBAN DE80721500000000050500,
BIC BYLADEM1ING). Wichtig beim Verwendungszweck: Immer möglichst SOB dazuschreiben.

• Die Verwendung des gespendeten Geldes liegt ganz in Ihnen Händen. Tragen Sie einfach bei der Überweisung im Verwendungszweck die jeweilige Einrichtung ein, die Ihre Zuwendung erhalten soll. 100 Prozent Ihrer Spende werden weitergeleitet und womöglich aus freien Mitteln der Aktion sogar noch aufgestockt - so wird aus Ihrer Spende noch mehr.

• Wenn Sie keinen Spendenzweck angeben, geht das Geld in den Fond "Schrobenhausen hilft", der treuhänderisch von der Caritas verwaltet wird.

Wenn Sie eine Quittung für Ihre Spende benötigen, vermerken Sie bitte das Wort "Spendenquittung" auf dem Überweisungsformular. Spendenquittungen können allerdings nur bei vollständiger Angabe Ihrer Adresse erstellt werden. Bei Spenden bis zu einer Höhe von 300 Euro ist als Nachweis für das Finanzamt der Kontoauszug gültig. Sie sind also erst ab mehr als 300 Euro erforderlich.

Wie in jedem Jahr werden wir auch heuer wieder die Namen unserer Spenderinnen und Spender in der Zeitung veröffentlichen. Hierfür benötigen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen Ihre Zustimmung, die Sie uns idealerweise direkt per zusätzlichem Vermerk auf dem Überweisungsträger (Verwendungszweck: Veröffentlichung) erteilen. Beachten Sie bitte, dass wir Ihre Daten nicht veröffentlichen, sofern uns Ihre Einwilligung dazu nicht vorliegt.

Datenschutz: Die datenschutzrechtlichen Informationen für Spenderinnen und Spender können online unter der Adresse www.donaukurier.de/vorweihnacht im Artikel "Fragen und Antworten " jederzeit eingesehen und abgerufen werden.

SZ

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