Aresing
Weniger dicke Luft im Sitzungssaal

Beim zweiten Abschnitt der Rathaussanierung geht es nun auch um das "Aushängeschild"

31.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:45 Uhr
Ein bisserl 90er-Jahre-Stil vielleicht, aber ansonsten doch noch ganz in Ordnung: Stimmt, allerdings sind auf diesem Foto vom Sitzungssaal im Aresinger Rathaus die Abnutzungsspuren am Teppichboden und vor allem die Luft nach zweistündiger Sitzung nicht zu erkennen. −Foto: Hofmann

Aresing - Die Rathaussanierung geht dieses Jahr weiter. Zu tun ist eine ganze Menge, im Grunde alles keine übermäßig teuren Sachen, aber sie summieren sich. Auf eine halbe Million Euro. Im Aresinger Gemeinderat waren am Montagabend bis auf Roland Gaßner und Hermann Bachhuber (beide CSU) alle damit einverstanden.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Verwaltung im Rathaus mehr Platz und modernere Büros bekommen. Um diese dringend nötigen Maßnahmen umsetzen zu können, zog Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) ins Dachgeschoss - sein Büro dort, wenn auch dank der Holzverkleidung durchaus repräsentativ, ist doch immer noch ein Provisorium. Das soll nun im zweiten Bauabschnitt, dessen Umsetzung sich bis 2022 hinziehen dürfte, behoben werden. Zudem wird im Dachgeschoss ein neues Besprechungszimmer mit guter Digitalausstattung geschaffen, eine Einrichtung, deren Notwendigkeit gerade in der Coronazeit bewusst geworden ist. Und schließlich soll auch der Sitzungssaal des Gemeinderats im ersten Stock saniert werden. "Das ist unser Aushängeschild", sagte Angermeier, schließlich fänden hier auch Trauungen statt.

Seit 30 Jahren sei am Sitzungssaal nichts mehr gemacht worden, sagte Vizebürgermeister Georg Hartmann (FW), der vom Gemeinderat schon vor einiger Zeit mit der Betreuung des Umbaus beauftragt worden war. In der jüngsten Ratssitzung stellte er nun zusammen mit den Architekten Josef Angermeier und Petra Eberle die Planungen im Detail vor. Der Sitzungssaal soll einen neuen Bodenbelag bekommen - aber keinen Teppich mehr. Eine Schallschutzdecke sei erforderlich und vor allem eine kontrollierte Raumlüftungsanlage. Das Klima im Sitzungssaal, erklärte Hartmann, sei oft unerträglich - und das war keinesfalls politisch gemeint. Hartmann sprach damit vielmehr das Raumklima an: Wer selbst schon mal eine Ratssitzung verfolgt hat, der weiß, dass es ohne regelmäßiges Lüften nicht geht. Ein Gemeinderat, der bei offenem Fenster auch nicht-öffentlich tagt - "das darf normal gar nicht sein", vermutete Werner Dick (CSU). Also muss, und das weiß man nicht erst seit Corona, eine vernünftige Lüftungsanlage her.

Diese Anlage teilt sich der Sitzungssaal mit den neuen Besprechungsraum in Dachgeschoss. Die Anlage kann zwischen beiden Räumen umgeschaltet werden und ist somit billiger als eine größere, die beide Zimmer gleichzeitig belüften könnte. Angermeier verzichtet aus Kostengründen sogar völlig auf eine Klimatisierung seines Büros.

Er wird aber zumindest von der vorgesehenen Dachdämmung profitieren - die sei alleine schon deswegen erforderlich, sagte Petra Eberle, um die Energieeinsparvorgaben für das Gebäude erfüllen zu können. Auch an den Dachgauben muss gearbeitet werden - hier regnet es inzwischen zum Teil rein, weil die Holzverkleidung wegfault. Und wenn für diese Arbeiten eh schon ein Gerüst aufgestellt wird, soll das Gebäude gleich frisch geweißelt werden.

Einen größeren Eingriff wird es auch am Aufzug geben. Dringend ausgetauscht werden müsse bei der 30 Jahre alten Anlage zwar vorerst nur die Elektronik, sagte Hartmann, da aber abzusehen sei, dass schon bald keine Ersatzteile mehr zu bekommen sein dürften, wird nun auch die Technik erneuert. Der Technikraum soll dabei vom Dachgeschoss in den Keller wandern, was die Möglichkeit bietet, den im Dachgeschoss vorgesehenen Besprechungsraum in einer vernünftigen Größe einzuplanen.

Die Kosten von insgesamt knapp 500000 Euro (brutto und inklusive Honorarkosten) seien schon "spitz auf Knopf" berechnet, sagte Georg Hartmann, man habe sie bereits um 50000 Euro gedrückt. Und es gebe sicherlich noch weitere Einsparpotenziale, wenn man zum Beispiel auf die 22000 Euro teure neue Möblierung des Sitzungssaals verzichten würde, meinte Architekt Josef Angermeier. Sein Bruder, der Bürgermeister, räumte ein, dass eine halbe Million Euro für die Rathaussanierung schon "ein Haufen Geld" sei, aber wenn man so etwas anpacke, dann müsse man es eben richtig machen. Klaus Angermeier verwies auch auf die künftig konsequente Nutzung des Dachgeschosses: "Wir schaffen zusätzliche Räume."

Roland Gaßner dagegen würde lieber sparen und nur einige Reparaturen, zum Beispiel an den Gauben, erledigen. Ein eigenes Besprechungszimmer sei verzichtbar, wenn man einen Sitzungssaal habe, und dieser Saal sei auch noch in Ordnung, müsse also nicht saniert werden. Das habe, so Gaßner, alles noch zehn Jahre Zeit. "Natürlich kann man über den einen oder anderen Punkt streiten", sagte Andreas Zeitlmair (FW), aber ein Besprechungszimmer mit Digitalausstattung sei heute unverzichtbar: "Das ist Stand der Technik." Wenn man daheim umbaut, meinte Georg Haas (FW), "dann machst auch was Gscheits". Deswegen sollte jetzt nicht unnötig gespart werden.

"Es gibt gewisse Standards, die muss man einfach einhalten", plädierte auch Werner Dick für eine sinnvolle Renovierung, mahnte aber, die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Das sicherte Hartmann zu - "wir haben auch im ersten Bauabschnitt die Kosten immer im Auge gehabt", berichtete er. Am Ende sei man mit 216000 Euro ausgekommen - 10000 Euro weniger als kalkuliert.

Im zweiten Bauabschnitt sollen die Kosten nun auf zwei Jahre, 2021 und 2022, verteilt werden. Dass die Gemeinde ausgerechnet heuer knapp bei Kasse ist (wir berichteten), sah Klaus Angermeier nicht als Problem. Es sei sicherlich sinnvoll, den begonnenen Rathausumbau fortzuführen und nicht jahrelang liegenzulassen. Auch wenn im diesjährigen Haushalt Kredite aufgenommen werden müssen - der Zinssatz habe ja derzeit eine Null vor dem Komma. Den Gemeinderäten versprach der Bürgermeister, dass sie bei künftigen Detailentscheidungen zum Rathausumbau - zum Beispiel bei der Möblierung des Sitzungssaals oder der Digitalausstattung - weiterhin mitreden und mitentscheiden dürfen. Generell aber seien die Investitionen ins Rathaus sinnvoll und angemessen: "Das können wir uns gönnen - ohne schlechtes Gewissen", stellte Angermeier klar: "Wir kriegen keine goldenen Wasserhähne." Wobei, am Rande erwähnt, die Sanitäranlagen sowieso nicht Teil des aktuellen Sanierungspakets sind...

SZ

Bernd Hofmann