Schrobenhausen
Weltklasse auf vier Klarinetten

Vienna Clarinet Connection begeistert erneut im Pavillon der Musikschule

12.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:56 Uhr
Die Vienna Clarinet Connection mit (v. l.) Helmut Hödl, Hubert Salmhofer, Wolfgang Kornberger und Rupert Fankhauser. −Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) In Abwandlung des boshaften Bläserwitzes: "Gibt es Schlimmeres als zwei Querflöten? Ja, drei Querflöten!" wäre bei einem Konzert der Vienna Clarinet Connection berechtigt zu fragen: Gibt es Schöneres als drei Klarinetten? Ja, ein Klarinettenquartett!

Auch Musikschulleiter Rainer Maier und Michaela Butz, die Organisatorin des anschließenden Klarinettenworkshops, nahmen mit Freude im gut gefüllten Musikschul-Pavillon Platz. Denn die vier Musiker aus Wien, erwiesene Meister ihres Fachs, garantierten auch 2018 einen ebenso unterhaltsamen wie anspruchsvollen Konzertabend.

Wie stets tragen die locker improvisierten Moderationen zum Vergnügen bei, durch die sich leitmotivisch ("viele Jahre, weniger Haare") das zunehmende Alter der 1995 gegründeten Gruppe und ihrer Mitglieder zieht. Inhaltlich zieht das Programm "Café Europa 2.0" durch West und Ost und beweist bei den eigenen Kompositionen und Arrangements enorme musikalische Vielfalt ohne Beliebigkeit: Alles beginnt ganz klassisch mit Dvo?áks Slawischen Tänzen op. 46, schon nach kurzer Zeit aber swingt sich das Es-Dur-Impromptu aus D. 899 mit seinen perlenden Achteltriolen, sozusagen Franz Schuberts bester Chopin-Walzer, auf einmal aus dem Salon in den nächsten Pariser Jazzclub, bevor eine Hexenhochzeit auf dem Balkan ("O Bijav") virtuose Zigeunermusik durchscheinen lässt und der "Orientzauber" über die Wiener U-Bahn in die Neue Welt zum Klarinettenkönig Benny Goodman führt. Nur die Hommage an ein britisches Saxophonquartett droht die Connection bei aller Bereitschaft zur musikalischen Integration in Zeiten des Brexit künftig aus dem Programm zu streichen ...

Ein ums andere Mal verblüffte insbesondere, zu welchen Abstufungen das Ensemble im zurückgenommenen Leisespiel fähig ist (wenn etwa das herbstliche Stimmungsbild "September" in nur vier Takten vom Mezzoforte zum dreifachen Piano übergeht und der Klang dadurch in keinem Moment brüchig wird). Natürlich darf immer wieder auch jeder Einzelne glänzen und seine Virtuosität zeigen, ohne dass die Connection aber auf bloße Zirkusnummern der Finger- und Lippenfertigkeit setzt. Die Verbindung von Klassik und Jazz, Volkston und Improvisation, rhythmischer Raffinesse und swingender Lockerheit, so etwas geht nicht immer restfrei zusammen; aber bei der Clarinet Connection geht es hörbar schon. Und vermutliches geht es deshalb so gut, weil die Ensemblemitglieder nicht Modeströmungen nachahmen, sondern seit langem die Musik machen (und schreiben), die sie für richtig halten. Das Publikum im Pavillon, darunter amtierender Landrat und städtischer Kulturreferent, sah das ebenso und verlängerte das Programm durch ausgedehnten Applaus im mehrfachen Forte. Der Jazz-Standard der Autumn Leaves brachte dann schlussendlich noch einmal auf fünf Minuten komprimiert ein Kompendium, was man auf der Klarinette alles anstellen kann - wenn man es denn so kann wie die Vier der Vienna Clarinet Connection.

Florian Erdle