Steinerskirchen
Salz für die Heiligabendsuppe

Pater Norbert Becker und Christian Lucya verkürzten Hunderten die Zeit bis zur Bescherung

26.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:29 Uhr
Mitmachspiel an Heiligabend: Wer hat die Fehler in der Weihnachtsgeschichte erkannt, die Christian Lucya (auf der Bühne, l.) und Pater Norbert Becker (r.) erzählt haben? −Foto: Hofmann

Steinerskirchen (SZ) Würstl mit Kartoffelsalat oder Kraut? Karpfen? Vielleicht ein Fondue? Nein, das wahre Heiligabendessen ist eine Suppe mit Rindfleisch, viel Gemüse und etwas Salz. Warum? Weil Josef vor rund 2018 Jahren im Stall von Bethlehem auch schon so eine Suppe gekocht hat. Das wissen alle, die am 24. Dezember in Steinerskirchen waren. Also nicht gerade wenige.

Inzwischen haben Pater Norbert Becker und Christian Lucya sogar schon das Wetter weitgehend im Griff. Gut, für Schnee zu sorgen, das überstieg an diesem Heiligabend ihre Macht, aber zumindest stoppten sie den Regen. Und das war schon auch dringend nötig, denn "Weihnachten im Stadl", das Programm, mit dem die beiden inzwischen seit vielen Jahren zahlreiche Besucher kurz vor der Bescherung nach Steinerskirchen locken, bedeutet ja nicht, dass alle im Stadl sitzen. Nein, viele müssen draußen vor den Toren stehen, zumindest die, die nicht schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn da sind. Und das bedeutet nun nicht, dass der Stadl so klein wäre. Der ist ja eigentlich eine Maschinenhalle, in der Schlepper und Mähdrescher etwas zur Seite gefahren wurden, um Platz für eine Bühne und Bierbänke zu schaffen.

Dort oben auf der Bühne sind als erste natürlich die beiden Raben Moritz und Rudi an der Reihe. Die haben inzwischen offenbar schon ihren eigenen Fanclub, jedenfalls gibt's schon Vorschussapplaus. Rudi krächzt diesmal eher wie eine Krähe, was daran liegt, dass Christian Lucya ein wenig erkältet ist. Und Moritz, dem Pater Norbert seine Stimme leiht, macht sich über seine Gäste lustig - zur Freude der zahlreichen Kinder vor allem über die Erwachsenen: Da seien schon einige bekannte Gesichter unter den Besuchern (stimmt natürlich), meint der freche Rabe, "und die Großen sind ganz schön alt geworden" (stimmt natürlich nicht).

Dann gibt es, auch das ist Tradition, die Weihnachtsgeschichte mit ein paar kleinen Fehlern. "Wenn der Retter der Welt kommt, kommt er so wichtig daher wie der bayerische Ministerpräsident", erzählt Rabe Rudi und bekommt schon die ersten Lacher. Natürlich wissen auch die kleinen Besucher, dass Maria das Jesuskind nicht in den Fernsehsessel gelegt hat, die Hirten nicht auf Skiern kamen und Gott auch nicht durch einen Lautsprecher zu den Menschen sprach. Gott habe da mit einem langen Verlängerungskabel, beginnt Rudi, wird aber von Moritz unterbrochen: "Erzähl nicht so einen Schmarrn - das war Bluetooth!"

Es darf gelacht werden bei dieser speziellen Heiligabendveranstaltung. Dazwischen wird immer mal wieder gesungen - und es sind jedes Jahr die selben, beliebten Lieder. "Gloria in excelsis deo" oder "Alle Jahre wieder", mit "Hirten hatten in der Nacht" auch eines der Neuen Geistlichen Lieder aus der Feder von Pater Norbert. Den Abschluss bildet natürlich "Stille Nacht". Begleitet wird das alles von den Reichertshofener Musikanten. Tradition hat auch schon der große Kessel, der draußen über dem offenen Feuer hängt und aus dem es verführerisch nach fruchtigem Weihnachtspunsch duftet.

Und dann ist da ja noch die Geschichte mit der Suppe, die Pater Norbert erzählt. Josef habe damals in der heiligen Nacht aus Gemüse und ein wenig Rindfleisch eine schmackhafte Suppe gekocht, der nur eine Kleinigkeit fehlte: Salz. Da hatte Esel Fridolin (wir sind hier in Steinerskirchen im Landkreis Pfaffenhofen, also ist dieser Name sicherlich nicht im Zusammenhang mit dem Landratswahlkampf zu sehen) eine Idee: Er knabberte ein Stück Salz von einem Leckstein ab und brachte es Josef. Die köstliche Suppe war damit fertig. Und weil die Steinerskirchen-Besucher nicht ohne Geschenk nach Hause gehen sollen, haben Christian Lucya und Pater Norbert Becker von der Saline Bad Ischl kleine Salzstreuer besorgt. Die kann man daheim dann auch beim Kartoffelsalat oder Fondue eventuell gut brauchen.

Bernd Hofmann