Schrobenhausen
Kinderhilfe Litauen: In Kürze startet wieder ein Transport

Am 17. November findet eine öffentliche Abgabe statt

09.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:55 Uhr
  −Foto: Pascale, Ute de, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) "Ein bisschen wie St. Martin möcht ich manchmal sein, will an andre denken, ihnen auch mal etwas schenken", sangen die Schiltberger Schüler. Und sie machten ihre Worte auch gleich wahr, überreichten Litauenhilfevorsitzender Eva Klingenberg liebevoll gepackte Weihnachtstüten, die diese in Kürze mit auf ihren Transport nach Litauen nimmt.

Dass der nach einem Jahr Pause heuer wieder vonstatten gehen kann - die Erleichterung steht Eva Klingenberg ins Gesicht geschrieben. "Ich bin echt glücklich, dass es mit der Humanitären Hilfe so gut weiterläuft, wir auch den Lkw zu gleich guten Konditionen kriegen", erzählt sie. Und sie freut sich: "Schorsch Ottinger, der zweite Vorsitzende, macht ganz im Sinne von Toni Drexler weiter." Das ist schließlich kein reiner Selbstläufer. Worum sich der vor einigen Monaten verstorbene Drexler neben dem ohnehin Bekannten so alles gekümmert hat - einiges davon hatten Klingenberg und ihr Team da gar nicht auf dem Schirm.

Mit einer Art Mixedteam macht sich die Vorsitzende der Kinderhilfe Litauen am 26. November auf den Weg. Als Vertreter der Humanitären Hilfe wird Max Weigert aus Hohenwart dabei sein. Mit Josef Stegmayr aus Berg im Gau hat sich ein zusätzlicher Fahrer gemeldet; auch Stefan Schwarzbauer wird der Litauenhilfe unter die Arme greifen. "Frische, tatkräftige Männer", freut sich Eva Klingenberg. Und mit Bernhard Koppold, Michi Bauer und ihr selber seien auch noch "drei alte Hasen" mit dabei.

So glücklich Klingenberg auch darüber ist, dass wieder ein Transport zustandekommt - ganz so rund läuft bei den Vorbereitungen freilich nicht alles. Dass dazwischen auch mal eine Whatsappnachricht aus Litauen eintrudelt, die darüber informiert, dass das eigentlich angepeilte Hotel ausgebucht ist, ist einer der kleinen Rückschläge. Davon entmutigen lässt sich Klingenberg allerdings nicht. Irgendeine Bleibe wird sich für das sechsköpfige Team schon finden, ist sie überzeugt. Jedenfalls werde am Abfahrttermin nicht gerüttelt. Läuft alles nach Plan, will das Team am 4. Dezember wieder daheim sein.

Auf die bewährten und überaus fleißigen Kräfte vom Frauenbund kann das Litauenhilfeteam bei den Vorbereitungen auch heuer wieder zählen. Und auch darüber freut sich Eva Klingenberg: "Alle Schulen und Kindergärten von vor zwei Jahren sind wieder mit dabei." Unterstützt von ihrem Mann Sven klappert sie die nun der Reihe nach ab, um die von den Kindern gepackten Weihnachtstüten einzusammeln. Einen "wunderbaren Auftakt" gab es bereits, und zwar an der Grundschule Königsmoos. "Das war so süß", schwärmt Klingenberg. "Ich habe angefangen, mich zu bedanken, da meldete sich schon der erste Junge und wollte wissen, ob er helfen könne." Mit dem Wunsch blieb er nicht allein, das Ganze mündete sogar in das Angebot, den Lkw-Führerschein zu machen, um ebenfalls mit anpacken zu können - sobald man das entsprechende Alter dazu habe, versteht sich. Wobei ein Mädchen eine Sorge plagte, die sie der Litauenhilfevorsitzenden auch direkt mitteilte: "Bis ich den habe, bist du ganz schön alt." Klingenberg gesteht: "Ich musste schallend lachen und der Stress der letzten Wochen war weg." Schmunzelnd fügt sie hinzu: "Jedenfalls ist die Nachfolgefrage in zehn Jahren damit schon geklärt." Zusätzlich gab es noch ein selbstgebasteltes Mandala, das ihr ein Mädchen in die Hand drückte. "Das leg ich als Glücksbringer für die Fahrt in den Bus", erzählt Eva Klingenberg. "In solchen Augenblicken denke ich mir: Mei ist das schön, dass ich euch wilde Hummeln wieder so erlebe." Gedanken, die ihr auch beim Besuch in Schiltberg durch den Kopf spukten. "Die Kinder haben mir ein Loch in den Bauch gefragt", freut sich Klingenberg. Wo denn Litauen überhaupt liege, wer alles beim Transport mitfahre, und - ganz wichtig - ob man auch genügend Tüten für alle Kinder habe. Momente wie diese sind es, in denen Eva Klingenberg wieder ganz genau weiß, warum sie das alles macht, weshalb sie das Lebenswerk ihres Vaters, Litauenhilfegründer Manfred Schwaak, fortführt.

Bei all der Euphorie, hin und wieder hat sie es auch mit kritischen Fragen - die dann meist von Erwachsenen -, wie dieser zu tun: Ob sich das alles denn überhaupt lohne, noch zeitgemäß sei. Davon beirren lässt sich Eva Klingenberg nicht. Dann denkt sie beispielsweise an die behinderten Menschen, die noch bis vor einigen Jahren in Litauen einfach weggesperrt wurden. Oder an die vielen Eindrücke, die sie von ihren Fahrten mit heim nahm. "Viele Leute in den Einrichtungen konnten sich anfangs gar nicht vorstellen, dass Menschen von so weit weg an sie denken, weil sie es ja nicht mal gewohnt waren, dass Menschen vor Ort an sie denken." Selbstverständlich habe man auch schon einiges an Aufbauarbeit geleistet. Doch über das Materielle hinaus: "Das sind auch Werte, die wir hinbringen", ist Eva Klingenberg überzeugt. Das war es auch, was ihr Vater von Anfang an im Fokus gehabt habe: den Kindern in Litauen Freude zu bringen. "Und das", ist Eva Klingenberg überzeugt, "kommt nie aus der Mode".

Wer ebenfalls etwas zum diesjährigen Transport beisteuern möchte, hat dazu am Samstag, 17. November, Gelegenheit. Gesammelt wird zwischen 10 und 12 Uhr bei Familie Haas in der Alten Dorfstraße 15. Auch beim Gedanken an diese Familie gerät Eva Klingenberg ins Schwärmen: "Solche Seelen, so zuverlässig."

Wie in den vergangenen Jahren können die Weihnachtstüten mit Süßigkeiten, Buntstiften, Malkreiden et cetera gefüllt werden. "Darüber hinaus werden Windeln gebraucht - und zwar für Kinder wie auch für die jungen Erwachsenen in der Sonderschule", erzählt Eva Klingenberg. Auch mit Hygieneartikeln wie Duschbädern oder Bastelmaterial will sie den Menschen in Litauen helfen. Selbstverständlich immer willkommen sind auch Geldspenden auf das Konto der Kinderhilfe Litauen (IBAN: DE74720512100040001729; BIC: BYLADEM1AIC).
 

Ute De Pascale