Waidhofen
Waidhofen für Forschungsprojekt ausgewählt

Bundesinstitut untersucht, welche Auswirkungen die Schließung des Edeka-Marktes hat

06.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:27 Uhr

Waidhofen (SZ) Wegen der bevorstehenden Schließung des Edeka-Markts ist Waidhofen jetzt für ein bundesweites Forschungsprojekt interessant geworden.

Das Thünen-Institut für Ländliche Räume, ein Forschungsinstitut des Bundes im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, will die Waidhofener Bürger zu ihrem Einkaufsverhalten befragen.

Interessant ist Waidhofen für die Forscher, weil sie hier untersuchen können, wie sich die Schließung der letzten Nahversorgungseinrichtung auf einen Ort auswirkt - und das nicht nur im Hinblick auf die damit nötigen Änderungen im Einkaufsverhalten der Bürger. "Für etwa zwei Drittel der ländlichen Bevölkerung fehlen Nahversorgungsmöglichkeiten in fußläufiger Entfernung" sagt Matthias Seel vom Thünen-Institut, das seinen Sitz in Braunschweig hat. Im Rahmen des Projekts "Dynamik der Nahversorgung in ländlichen Räumen" untersuchen Seel und seine Kollegen neuere Trends der Nahversorgung, um daraus Empfehlungen abzuleiten, wie man die Strategien zur Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen nachhaltig weiterentwickeln könnte. "Zudem", so Seel, der das Projekt in Waidhofen leitet, "soll so die Frage geklärt werden, wie sich Angebotsänderungen auf die Bewertung der Versorgungssituation durch die Bewohnerinnen und Bewohner betroffener Orte auswirken und welche Bewältigungsstrategien diese nutzen, um zum Beispiel auf die Schließung eines Ladens zu reagieren. "

Zwischen dem 18. und dem 20. September wollen Seel und seine Mitarbeiter an sämtliche Haushalte in Waidhofen einen Fragebogen verteilen. Der ist mit 34 Fragen recht umfangreich, aber auch durchaus interessant, was das Fragenspektrum angeht. Hier geht es nicht nur um das Einkaufsverhalten der Waidhofener oder allgemein den Lebensmitteleinzelhandel, sondern auch um das Zusammenleben in der Gemeinde. Da gibt es dann Aussagen wie "Die Menschen in Waidhofen helfen sich gegenseitig" oder "Wer in Orten wie Waidhofen lebt, muss damit rechnen, keinen Laden mit Waren des täglichen Bedarfs vorzufinden" zu beurteilen oder Fragen wie "Wie viele Personen kennen Sie, die Sie darum bitten könnten, für Sie einzukaufen oder Sie zum Einkaufen mitzunehmen? " zu beantworten.

In einem Dreivierteljahr wollen sich Seel und seine Kollegen noch einmal mit einem Fragebogen an die Waidhofener wenden. Dann wird der Edeka-Markt wohl bereits für einige Monate geschlossen haben - die Erfahrungen, die die Menschen in dieser Zeit gemacht haben, sind für die Forscher natürlich ebenfalls von großem Interesse.

Die Haushaltsbefragung des Thünen-Instituts hat übrigens nichts mit einer in der jüngsten Gemeinderatssitzung (wir berichteten) angesprochenen Studie, die von der Gemeinde initiiert werden könnte, oder mit dem auf Dorfläden spezialisierten Unternehmensberater Wolfgang Gröll, mit dem FW-Gemeinderat Herbert Ehrmeier Kontakt hat, zu tun. Das Thünen-Institut ist ein selbstständiges Forschungsinstitut des Bundes. Das Forschungsprojekt "Dynamik der Nahversorgung in ländlichen Räumen", das vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert wird, läuft bereits seit zwei Jahren, Waidhofen ist eine von mehreren Ortschaften in Deutschland, mit der sich die Forscher in diesem Rahmen beschäftigen.

"Diese Studie soll dazu beitragen, erfolgsversprechende Lösungen für die Nahversorgung in ländlichen Räumen zu entwickeln", sagt Matthias Seel und weist darauf hin, dass die Betreiber des Waidhofener Edeka-Markts sowie Bürgermeister Josef Lechner die Befragung unterstützten. Die Ergebnisse wollen die Braunschweiger Forscher auch den Bürgern vorstellen.

Bernd Hofmann