Aichach (SZ) Anastasia Zampounidis bezeichnet sich selbst als "trockenen Sugarholic".
Jahrzehntelang griff die Moderatorin immer, wenn sie Stress oder Schlappheit verspürte, zu Süßigkeiten. Vor 13 Jahren krempelte sie ihr Essverhalten radikal um und ging auf Zucker-Entzug. In ihrem Buch "Für immer zuckerfrei", das derzeit auf Platz elf der Spiegel-Bestsellerliste steht, berichtet sie von den daraus resultierenden Folgen für ihr gesamtes Leben und klärt über die Wirkungsweise des weißen Kristalls auf.
Bei einer Lesung in der Aichacher Buchhandlung Rupprecht konnten Interessierte mit der Autorin in den Dialog treten. Und dieses Angebot fand durchaus Anklang: 180 Menschen hatten am Dienstagabend den Weg in das Büchergeschäft am Stadtplatz gefunden. Vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgelegte Statistiken zum Zuckerkonsum der Deutschen regen zum Nachdenken an: Ihnen zufolge isst jeder Bundesbürger durchschnittlich rund 31,3 Kilogramm Zucker pro Jahr, was in etwa 100 Gramm pro Tag entspricht, also 32 Zuckerwürfel. Tendenz steigend. Die tatsächliche Verzehrmenge liegt demnach viermal so hoch wie der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Richtwert von 25 Gramm pro Tag. Die Liste an negativen Folgen, so Zampounidis, sei lang: Immer mehr Menschen würden an Übergewicht, Diabetes und schlechten Zähnen leiden.
Für die Autorin nur ein weiterer Grund, dem Zucker den Kampf anzusagen. Bevor sich Zampounidis vor rund 13 Jahren entschloss, auf das "süße Gift", wie sie es selbst nennt, zu verzichten, pflegte sie einen beinahe exzessiven Zuckerkonsum. Schokolade, überzuckerte Getränke oder Kuchen: Um ihrer Tätigkeit als Fernsehmoderatorin - unter anderem für den Musiksender MTV, Wetten, dass. . . ? , Sixx TV und ZDFneo - gerecht zu werden und jederzeit leistungsfähig zu sein, entwickelte sich Zucker zu einer festen Säule in der Ernährung der Moderatorin. Sie erlebte eine ständige Achterbahnfahrt zwischen Heißhunger und Schlappheit.
"Irgendwann hätte es einen großen Knall gegeben und mein Körper hätte mir signalisiert, dass er sich so nicht länger behandeln lässt", sagt Zampounidis heute. Mit ihrem Buch möchte sie andere dazu ermutigen, sich intensiver mit dem weißen Kristall auseinanderzusetzen und den Konsum zu hinterfragen. Denn Zucker, so die Autorin, tauche in den unterschiedlichsten Formen und Lebensmitteln auf.
Ob in alkoholischen Getränken, als Fruchtzucker oder getarnt als Zuckeraustauschstoff: Ein fast undurchschaubares Geflecht aus Lebensmittelbezeichnungen und chemischen Unterstoffen mache es dem Verbraucher schwer, den Überblick über seinen Konsum zu behalten. In "Für immer zuckerfrei" versucht Zampounidis, dieses Geflecht zu entwirren und dem Leser Rezepte und Tipps für ein zuckerfreies Leben an die Hand zu geben. Ob die Autorin je Probleme mit der Zuckerindustrie bekommen hat?
Bei Podiumsdiskussionen oder als Gast in der ARD-Fernsehsendung "Hart aber fair" tritt Zampounidis klar für ihre Standpunkte ein. "Da bekommen Vertreter der Zuckerlobby schon einmal große Augen", sagt sie und lacht. Doch die Erfahrungen, die sie in den 13 Jahren der Zuckerabstinenz gesammelt habe, gäben ihr recht: Sie habe keinen Heißhunger mehr, fühle sich nicht mehr so schlapp, könne besser schlafen, leide kaum an Krankheiten, und ihr Zahnarzt habe auch nichts zu tun.
David Holzapfel
