Schrobenhausen
Vorreiter in der Region

Kreiskrankenhaus als erstes Alters-Trauma-Zentrum zertifiziert

07.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:17 Uhr
Freuen sich mit ihrem Team über die erfolgreiche Zertifizierung als Alters-Trauma-Zentrum: die beiden Chefärzte Markus Walz (6.v.r.) und Einhard Springer (5.v.r.). −Foto: Foto: KKH Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) In der Altersmedizin liegt ein Baustein für die Zukunft des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen. Das propagiert Landrat Roland Weigert seit einiger Zeit. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Klinik nun getan - sie wurde als Alters-Trauma-Zentrum zertifiziert.

Zwei Experten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie nahmen das Alters-Trauma-Zentrum (ATZ) am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus genau unter die Lupe. Wie das Krankenhaus gestern mitteilte, attestierten die Experten dem ATZ sehr gute Arbeit und überdurchschnittlich gute Ergebnisse der Behandlung. Damit war der Weg frei für die Zertifizierung. Damit schließe das ATZ eine Lücke in der Versorgung der älteren Patienten im Norden Oberbayerns, da sich im Umkreis von etwa 80 Kilometern kein weiteres zertifiziertes ATZ befinde.

Aufgabe eines ATZ ist die enge interdisziplinäre Behandlung älterer Patienten von Beginn der Behandlung bis zu ihrem Ende. Involviert in den Prozess seien neben den Ärzten der Akutgeriatrie und der Unfallchirurgie die Pflege, Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Neuropsychologie und der Sozialdienst. Die Patienten werden direkt nach der Operation von all diesen Disziplinen gemeinsam behandelt. Alle an der Behandlung Beteiligten führen mehrfach in der Woche gemeinsame Visiten und Patientenbesprechungen durch. Behandlungen und Entlassungen oder Weiterbehandlungen werden eng untereinander und mit den Patienten oder den Angehörigen abgesprochen. Bei Bedarf wird im direkten Anschluss an die stationäre Phase im Kreiskrankenhaus eine weiterführende (geriatrische) Reha eingeleitet. Ziel der Behandlung im ATZ ist die Rückkehr in das gewohnte häusliche Umfeld und der Erhalt der Selbstständigkeit und Mobilität der Patienten.

Auch die anderen Abteilungen wie Anästhesie (altersentsprechende Schmerztherapie, Intensivüberwachung) oder die Radiologie (schmerzarmer Transport verletzter Patienten während der Diagnostik) sind eng ins Konzept des ATZ eingebunden. Dem ATZ ging die Gründung der Akutgeriatrie am Kreiskrankenhaus vor drei Jahren voraus.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Durch den demographischen Wandel wird sich das zahlenmäßige Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Menschen in den kommenden Jahrzehnten weiter erheblich verändern. Der Anteil der älteren Bevölkerung steigt stetig an, aber auch die Lebenserwartung nimmt zu. Laut statistischem Bundesamt steigt der Anteil der über 80-Jährigen von 6 Prozent im Jahr 2014 auf 13 Prozent im Jahr 2060 an. 1950 lag der Anteil der über 80-Jährigen bei lediglich einem Prozent der deutschen Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Zahl der älteren Patienten nach Unfällen signifikant an. Ein Anstieg der Oberschenkelbrüche von 25 Prozent bis 2030 ist zu erwarten. Das bedeutet nicht nur ein Umdenken im Bereich der Versorgungsstrukturen, da es einen erheblichen Anstieg an Pflegebedürftigen geben wird, so das Krankenhaus in einer Pressemitteilung weiter, auch aus medizinischer Sicht muss auf die geänderten Anforderungen älterer Patienten eingegangen werden.

Das ATZ steht auch älteren Patienten offen, die sich einer geplanten orthopädischen Operation unterziehen müssen, aber Bedenken wegen eines möglichen Delir-Risikos (Orientierungslosigkeit) nach der Operation haben. Diesen Patienten wird eine geriatrische Mitbehandlung sowohl vor als auch nach der Operation angeboten.