Schrobenhausen
Von Knöferle zu Knöferle

Anita Knöferle referierte bei der KEB über das Leben des Hofmusikers Franz Heinrich Wendelin Knöferle

11.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:02 Uhr
Stephan Witetschek, Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung im Kreis Neuburg-Schrobenhausen, stellte Anita Knöferle zum Vortrag über den Barockmusiker Knöferle vor. −Foto: Mayer

Schrobenhausen (SZ) Aus den Spuren einer Biografie entstand das Bild einer musikalischen Landschaft zwischen Barock und Klassik: Ein Vortrag in der KEB, der Katholischen Erwachsenenbildung, gab den Blick frei auf das Leben des Eichstätter Hofmusikers Franz Heinrich Wendelin Knöferle.

Anita Knöferle, Absolventin des Gymnasiums Schrobenhausen und mittlerweile promoviert in Psychologie mit einem klaren Akzent in Richtung Musik und Sprache, wurde nicht zuletzt durch die Namensgleichheit animiert, nach dem nicht unbedeutenden Franz Heinrich Wendelin Knöferle (1746 bis 1811) zu forschen.

Zu Beginn des Vortrags, zu dem KEB-Vorsitzender Stephan Witetschek an die 30 Besucher begrüßen konnte, stand die Frage: Was hat es mit einem jungen Musiker namens Knöferle auf sich, den im Jahre 1770 die beiden Mozarts, Vater und Sohn, auf ihrer musikalischer Bildungsreise durch Italien in Neapel kennenlernten? So führte Anita Knöferle ihre Zuhörer in das Leben Knöferles ein, erklärte, dass der Musiker zu Hause beim Fürstbischof von Eichstätt schon eingeführt war und sich acht Jahre lang in Italien fortbildete. 1772 hielt er es für an der Zeit, den Fürstbischof um eine Anstellung zu bitten. Der Musiker Knöferle, ein Enthusiast in seinem Metier, nahm alle Schwierigkeiten am Rande einer bürgerlichen Existenz auf sich, lebte mit einem Gehalt am Minimum und nahm daher weitere Beschäftigungen hinzu, um sein Salär aufzubessern. Zu den vielen Aufgaben gehörten auch die Pflichten eines Domorganisten.

"Unter mehreren Instrumenten beherrschte Knöferle besonders gut das Fagott, das zur Barockzeit ein recht kompliziertes Instrument war", erläuterte Knöferle. "Kritiker spendeten dafür höchstes Lob." Leider, so die Referentin, gingen von Knöferles Kompositionen zahlreiche Niederschriften verloren; ein Stück gab sie dem Publikum zu Gehör. In ihrer Forschung förderte Anita Knöferle eine Dynastie von drei Generationen Knöferle-Musikern zutage. Vater Johann Georg kam aus Igenhausen nach Eichstätt, wurde dort Hofmusiker und konnte aus dieser Position den Sohn in die Musik einführen; aus dieser Konstellation rührte auch der vom Fürstbischof vergebene Auftrag, sich in Italien musikalisch umzuhören, her.

Dessen Sohn wiederum, namensgleich nun als Franz Heinrich Wendelin Knöferle der Jüngere zu bezeichnen, wurde schon als Kind zur Hofmusik herangezogen, kam in den Chor, lernte wiederum eine Reihe Instrumente und musizierte vielfach mit dem Vater in verschiedenen Konzerten, auch außerhalb des Hofprogramms. "Die Stelle als Leiter der Hofkapelle war ihm vorgezeichnet, aber mit deren Auflösung zu Zeiten der Säkularisation geht der Forschung vorerst die Person des jüngeren Knöferle verloren", so die Referentin. Doch Anita Knöferle öffnete mit intensiver Arbeit auch diesen Weg: Der nun in Eichstätt beschäftigungslose Musiker wendete sich ins napoleonische Frankreich, kam nach Le Havre, gab seinem Namen eine französische Wendung samt Akzent auf der letzten Silbe, wurde Militärmusiker und gab diese Passion an die nächste Generation weiter.

Die französischen Knöferles waren dann bei der Eisenbahn tätig, auch mit Bahnbau in Afrika. In der Generationenfolge entdeckte Anita Knöferle noch eine alte Dame Knöferle in Südfrankreich, die ihrerseits den Weg der Vorfahren von Le Havre in den französischen Süden kennt und nun durch die jüngsten Beziehungen die Familie bis Eichstätt zurückverfolgen kann. Am Ende erwies sich der Vortrag von Knöferle als ein gelungener Glanzpunkt im Programm der KEB.

Franz-Josef Mayer