Aresing
"Vielleicht mal mit Leuten wie uns reden"

Thema Asyl: Bürokratie macht den Helfern das Leben schwer - die oft große Dankbarkeit motiviert sie

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr
Alte Grundschule und Containerdorf in Schrobenhausen: 180 Personen leben in diesen Unterkünften aktuell. −Foto: De Pascale

Aresing/Brunnen (SZ) Bestimmte das Thema Asyl 2015 die Schlagzeilen, ist es - zumindest in der öffentliche Wahrnehmung - etwas ruhiger geworden.

Doch das bedeutet nicht, dass alles reibungslos läuft. Ein Ungleichgewicht herrscht etwa bezüglich der Verteilung. Nach wie vor gibt es Gemeinden, in denen kein einziger Geflüchteter untergebracht ist (wie Langenmosen oder Gerolsbach), andererseits leben beispielsweise in Gachenbach derzeit 39, in Hohenwart 27 Asylbewerber. Beim Gespräch mit Menschen, die sich in den Helferkreisen engagieren, drängt sich vor allem dieser Eindruck auf: So richtig vorwärtsgekommen ist man in vielen Punkten seit 2015 nicht. Da wäre zum Beispiel das Thema Wohnraum (siehe auch Artikel unten), der so gut wie überall deutlich zu knapp ist. Oder: die sogenannte "große Politik", von der die Helfer wesentlich mehr Unterstützung fordern - die man übrigens eben jener auch schon mal persönlich mitgeteilt hat. Als vor wenigen Monaten Ministerpräsident Markus Söder in Aresing zu Besuch war, habe man ihn auf die Probleme angesprochen, erzählen Helfer aus Aresing. Auch wenn er versprochen habe, sich das Ganze anzuschauen - gehört habe man nichts mehr von ihm. Gerade was die ausufernde Bürokratie betrifft (auch das einer der Big Points, die den Helfern das Helfen schwermachen) gäbe es einen Riesenberg an Verbesserungspotenzial. "Bürokratie? Eine Katastrophe! ", schimpft Manfred Kroh, der sich in Brunnen engagiert. "Wir kriegen von Ämtern Briefe zugeschickt, die ich selbst kaum verstehe. " Das wiederum sei einer der Gründe, weshalb sich vieles zeitlich ewig ziehe. Laut Kroh eine weitere "Katastrophe" sind fehlende Busverbindungen, vor allem auf dem Land. Die bemängeln auch Birgit Irmler und Siegfried Sibinger vom Aresinger Helferkreis. Darüber hinaus würde sie sich von den Verantwortlichen "mehr Fingerspitzengefühl" wünschen, sagt Birgit Irmler. Beispiel Zuweisungen: Asylbewerber, die psychiatrische Behandlung brauchen, in einem kleinen Ort wie Aresing unterzubringen, wo der nächste Psychiater meilenweit entfernt sei und es an öffentlichen Verkehrsanbindungen fehle - ein Unding. "Ich wünsche mir auch eine schnellere Reaktionszeit", sagt Siegfried Sibinger. "Wenn wir sagen, das haut nicht hin, dass es nicht vier Wochen dauert, bis reagiert wird. " Dem Landratsamt wolle man keine Schuld geben, versichern beide, Abhilfe könnte eher an höherer Stelle geschaffen werden, etwa mit einem modifizierten Zuwanderungsgesetz. "Oder", wirft Irmler ein, "vielleicht mal mit Leuten wie uns reden, die täglich damit arbeiten". Zu erfahren wäre dabei auch, was ihrer Meinung nach rund ums Thema Integrationskurse falsch läuft, wie unsinnig es sei, einen Familienvater, der seine Familie selbst ernähren könnte, dafür aus der Arbeit zu holen - auch wenn die Kurse wichtig seien, nur eben kompakter sein müssten. "Die Politiker sollten sich mal fragen: Ist das praktikabel, was wir hier verlangen? ", ärgert sich Irmler. Weshalb sie sich trotz der Widrigkeiten engagieren? Die Dankbarkeit, man bekomme auch unglaublich viel zurück, auch weite sich der persönliche Horizont im Umgang mit Menschen anderer Länder und Kulturkreise, versichern viele der Helfer.

Ute De Pascale