Schrobenhausen
Vertreter sozialer Einrichtungen im Gespräch mit Bezirkstagskandidaten

Eines der drängendsten Probleme: die Wohnungsnot

21.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:09 Uhr
Eines der drängendsten Probleme sei die Wohnungsnot, sind sich die Teilnehmer einer von den Offenen Türen veranstalteten Diskussionsrrunde einig. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Mit Wahlkampf habe diese Veranstaltung im GreenHaus ja eigentlich nichts zu tun, sagt Joachim Siegl vom Verein Offene Türen. Vielmehr stecke dahinter die Idee, Vertreter sozialer Einrichtungen und Bezirkstagskandidaten zusammenzubringen, um aufzuzeigen, wo in sozialen Einrichtungen der Schuh drückt. Das tut er vor allem beim Thema Wohnraum.

Katharina Plangger und Katja Wirth von der Flüchtlings- und Integrationsberatung sowie Jule Strasser und Christina Kornell von den Offenen Hilfen, Caritas-Geschäftsführer Hans-Peter Wilk und Stefanie Buchner-Joppich sitzen den Bezirkstagskandidaten gegenüber; vom GreenHaus ist Franz Stoß dabei und schließlich Streetworker Benedikt Schmid.

Nachdem sich Stoß dafür stark macht, mehr Wert auf die Jugendarbeit zu legen, ist er es auch, der ein Stichwort nennt, das an diesem Tag noch zigfach fällt: die Wohnungsnot. Einkommensschwache Familien, Alleinerziehende, Obdachlose - auch obdachlose Jugendliche -, Menschen mit Handicap, Aslybewerber und auch immer mehr alte Menschen - für sie alle stehe viel zu wenig adäquater, bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig. "Ein Problem, das absehbar war", bemängelt Reinhold Deuter (Piraten), "weil man ja den sozialen Wohnungsbau bewusst zurückgefahren hat".

Rund um diese Thematik haben die Vertreter sozialer Einrichtungen noch wesentlich mehr auf dem Herzen. Gerade für Asylbewerber und Flüchtlinge sei es schwer, psychosoziale Unterstützung zu erhalten", sagt Hans-Peter Wilk. Vieles scheitere an der Schnittstelle Sprache. Und er benennt eines der Grundprobleme: "Soziale Arbeit darf nichts kosten."

Auf eine sensible Problematik weist Stephanie Buchner-Joppich von der Schuldner- und Insolvenzberatung hin. "Wohnungslose haben keine Lobby", was bei Flüchtlingen oft anders sei, weshalb die nicht selten als Konkurrenz empfunden würden. Und Katharina Plangger sagt: "Eine gelingende Integration ist die beste Prävention gegen Rechtspopulismus." Joachim Siegl bemängelt, dass sich Kleinkinder im Containerdorf mit Dutzenden anderen Menschen die sanitären Anlagen teilen müssen. Auch das Teilhabegesetz für Menschen mit Behinderungen kommt an diesem Nachmittag zur Sprache. Verbesserungsbedarf sehen die Diskussionsteilnehmer beim Thema Bürokratie, ebenso bei der Zusammenarbeit an den entscheidenden Schnittstellen, etwa Kommune - Landratsamt.

Doch was nehmen die Bezirkstagskandidaten unterm Strich aus dieser Runde mit? "Gute Wirtschaftspolitik ist die beste Form der Sozialpolitik", sagt Martina Baur (CSU). Thomas Hümmer (ÖDP) verweist auf die Notwendigkeit flächendeckender öffentlicher Nahverkehrskonzepte. Gabriele Nava (Landtagskandidatin, die für den Bezirkstagskandidaten der Linken einspringt), findet "erschreckend, wie wenig in diesem reichen Bundesland von dem vielen Geld im sozialen Bereich bleibt". Wäre in der Bevölkerung ein ausreichender Wille vorhanden, würde das die angespannte Wohnsituation lindern, ist Josef Dietenhauser (Freie Liste Oberbayern) überzeugt, schließlich ließen viele ihre Immobilien leer stehen. Mitunter fehle es auch an Unterstützung von ganz oben, so Dietenhauser, "weil Landkreis und Städte nicht alles schultern können". Sie habe berührt, wie stark Hilfebedürftige in Konkurrenz kämen, sagt Gertrud Hecht (Grüne). Und: "Ich wünsche mir, dass die Hellhörigkeit, die im Moment für soziale Themen da ist, auch nach dem 14. Oktober noch vorhanden ist."

So verschieden die Sorgen und Nöte in den sozialen Einrichtungen auch sind - einig ist man sich am Ende, dass es nicht darauf hinaus laufen dürfe, verschiedene Gruppen von Bedürftigen gegeneinander auszuspielen. Joachim Siegl resümiert, "dass es natürlich auch über Geld und die Frage der Kostendeckung geht". Und um Wertschätzung sowie generell die "Sichtbarkeit sozialer Arbeit". Schließlich leisteten die in den entsprechenden Einrichtungen Beschäftigten nicht zuletzt einen wertvollen Beitrag, um den sozialen Frieden aufrechtzuerhalten.

Ute De Pascale