Schrobenhausen
Vernissage der Ausstellung "Sechs Horizonte" im Pflegschloss

Harmonie in der Vielfalt

04.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:32 Uhr
Bei der Eröffnung: Landrat Peter von der Grün (von links) und Bürgermeister Harald Reisner im Gespräch mit den Künstlerinnen Silvia Hahn, Steffi-Babett Wartenberg, Angelica Nothas, Dagmar Laffert, Elisabeth Stromer und Christa Mesch. −Foto: Drexler

Schrobenhausen - Espressobecher als Collage, ein Kalender, der nur aus Farben besteht oder mit Vogelfedern gemalte Aquarelle.

 

Die sechs Künstlerinnen, die in der Galerie im Pflegschloss ausstellen, haben eine Gemeinsamkeit und sind doch ganz unterschiedlich. Unter dem Titel "Sechs Horizonte" zeigen sie im Rahmen der Paarkunst ihre neusten Arbeiten.

Sechs Künstlerinnen, sechs Positionen, sechs Techniken. Das hört sich im ersten Moment nach großen Unterschieden an. Tatsächlich spiegelt aber gerade die Vielfalt der Exponate eine gewisse Harmonie wieder. Diese Harmonie sei ein Zeichen des guten Miteinanders der Künstlerinnen, sagt Claudia Freitag-Mair, Leiterin des Kulturamtes, in ihrer Laudatio. "Die Vielfalt der künstlerischen Positionen, jeweils geprägt von einer eigenen Handschrift mit Charakter, ist beeindruckend. "

Die Künstlerinnen kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Gemeinsam haben, sie, dass sie vor zwei Jahren an der Akademie Faber-Castell bei Nürnberg die Meisterklasse unter Leitung von Markus Kronberger absolvierten und bereits einige Male zusammen ausgestellt haben. Eine von ihnen ist Christa Mesch aus Schrobenhausen. Sie gab auch den Anstoß zur Ausstellung im Pflegschloss.

 

Mesch sieht ihre künstlerischen Wurzeln in der konzeptionellen Kunst. Sie entwickelte eine besondere Technik aus dem Zusammenspiel von Farbstiften und Steinpapier. Freitag-Mair erklärte: "Mit einem speziellen Zufallsprogramm ermittelt sie aus 120 Farbstiften je drei Farben, die in einer meditativen Arbeitsweise vollflächig übereinander aufgetragen werden. " In der Ausstellung zeigt Mesch unter anderem einen Kalender aus 365 Farbquadraten, die jeweils einem Tag zugeordnet sind.

An magnetische Linien aus winzigen Eisenteilchen erinnern die Arbeiten von Steffi-Babett Wartenberg. Tatsächlich sind es kleine Stempelabdrücke oder Federstriche, mit denen die in Weimar lebende freischaffende Künstlerin die "Schwärme" aufs Papier bringt. Gleich am Eingang sind zwei Objekte, die aus der Reihe fallen. "Das ist ihre Art zu zeigen, dass Kunst nicht nur ernst sein muss", sagt Freitag-Mair.

Silvia Hahn, die in der Nähe von Karlsruhe lebt, experimentiert mit Wachs, Ölfarbe und Garnen auf Papier. Ähnlich den Sinneseindrücken, die unter die Haut gehen, sind die Spuren, die die Künstlerin mit Reiben und Ritzen auf ihren Arbeiten hinterlässt. Die kleinen, quadratischen Werke sind in verschieden hohe LED-Lichtsäulen eingebettet. "Der Blick wird dadurch nach innen in die tieferen Schichten gelenkt", so die Laudatorin.

 

Aus dem Raum Ingolstadt kommt Dagmar Laffert. Sie bevorzugt einen Materialmix aus Leinwand, Acrylfarbe und Upcycling-Produkten. Für die Ausstellung entwickelte sie extra die Serie "Espressobecher", die aus 25 Collagen auf Leinwand besteht.

Meist in Serien arbeitet auch Angelica Nothas. Sie setzt sich in ihren ungewöhnlich großformatigen Aquarellen mit Themen aus der Natur auseinander. Die Laudatorin: "Die Abrundung durch Zeichnungen mit Tusche und echten Vogelfedern lassen die Arbeiten sowohl zufällig als auch geplant und strukturiert erscheinen. "

Die sechste Künstlerin, Elisabeth Stromer, entwickelte die Malerei im Rahmen des Kunststudiums zu mehrteiligen Bild-Holz-Installationen weiter. Ihre Arbeiten fungieren als eine Art Baukastensystem und thematisieren das absichtslose Gestalten und sinnliche selbstvergessen Spielen.

Bürgermeister Harald Reisner, der ebenso wie Landrat Peter von der Grün zur Vernissage am Samstag gekommen war, freute sich, dass "nach vielen Wochen der künstlerischen Abstinenz, endlich wieder eine Ausstellung eröffnet". Sie ist heuer der Beitrag der Stadt zur Paarkunst, einem Kunstprojekt, an dem sich mehrere an der Paar anliegende Kommunen beteiligen.

Die Ausstellung ist bis zum 22. November in der Galerie im Pflegschloss zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 16 Uhr.

SZ

Gerlinde Drexler