Schrobenhausen
"Die Stadt ist ein Magnet"

Unternehmerin Evi Seitz sammelt Unterschriften, damit der verkaufsoffene Sonntag bleibt, wie er ist

05.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:36 Uhr
Sammelt Unterschriften für den Erhalt des verkaufsoffenen Sonntags: Unternehmerin Evi Seitz. −Foto: M. Schalk; Spindler

Schrobenhausen (SZ) Das Problem der verkaufsoffenen Sonntage in Schrobenhausen ist noch immer nicht gelöst. Abhilfe soll ein Gespräch aller Beteiligten in einer Woche bringen. Darauf will Evi Seitz aber nicht warten. Die Mitinhaberin der Baumschule Hörmann hat eine Unterschriftensammlung gestartet.

"Schrobenhausen ist an den Tagen einfach ein Magnet", sagt Evi Seitz, wenn sie auf die vier Dulten in der Altstadt schaut. Bislang durfte Seitz ihren Familienbetrieb an der Hörzhausener Straße an den verkaufsoffenen Sonntagen stets öffnen. Das soll nun eine Ende haben. Denn eine neue Satzung verhindert, dass die Baumschule und andere Betriebe in der Peripherie der Stadt sonntags öffnen dürfen.

Die 40-jährige Geschäftsfrau will das so nicht hinnehmen. Sie hat sich mit einem Brief an die 24 Schrobenhausener Stadträte und den Bürgermeister Karlheinz Stephan gewandt. In dem Schreiben hat sie ihre Bedenken deutlich gemacht. Evi Seitz sieht in der neuen Satzung für die verkaufsoffenen Sonntage einen Wettbewerbsnachteil für ihr Unternehmen. An jedem Dultsonntag kämen viele Menschen bei ihr vorbei, die den Betrieb auf dem Weg zur Dult besuchten. Aus Aichach, Pfaffenhofen, Altomünster, Geisenfeld, Obergriesbach, aus den Schrobenhausener Nachbargemeinden und sogar aus Wolnzach fänden die Menschen an die Hörzhausener Straße. "An diesen Wochenenden wird viel geredet", erzählt Seitz aus ihrer Erfahrung. Verkauft werde an den Sonntagen eher weniger. Das holten viele der Dultbesucher dann später nach.

Nicht verstehen kann Seitz, warum ein Baumarkt, der auch Pflanzen verkaufe, an den Dultsonntagen öffnen dürfe, sie aber nicht. Auch die Grenzziehung nach der neuen Satzung beinhalte für sie zu viele Ungerechtigkeiten. Warum dürfe in der Regensburger Straße ein Supermarkt nicht öffnen, in der Augsburger Straße schon? Und warum sei hinter dem Supermarkt in der Augsburger Straße Schluss?

"Ich habe Verständnis für Frau Seitz", sagt der Wirtschaftsreferent des Stadtrates, Gerhard Winter (CSU). Die Baumschule partizipiere mit ihrer Lage an einer viel befahrenen Einfallstraße nach Schrobenhausen von den Dulten. Aber auch die Bewohner Schrobenhausens und der Umlandgemeinden verließen sich nach langen Jahren auf die Öffnungszeiten bei den vier Dulten und auch darauf, dass nicht ausschließlich Geschäfte in der Innenstadt geöffnet seien. Natürlich sieht Winter einen Ausweg für manche Betriebe, die in Zukunft durch eine neue Satzung aus dem Bereich herausfielen, wo sie sonntags geöffnet haben dürften: Diese Firmen könnten an den Dultsonntagen ja einen Tag der offenen Tür veranstalten. Aber Winter hat auch dafür Verständnis, dass manche Betriebsinhaber dadurch abgeschreckt würden. Schließlich sei das wirtschaftliche Risiko für einen Betrieb deutlich höher als an einem verkaufsoffenen Sonntag einfach das eigene Geschäft geöffnet zu haben.

"Das Thema ist schwierig", sagt Winter mit Blick auf die aktuelle Lage. Eine neue Satzung hat der Stadtrat jüngst abgelehnt (wir berichteten) und die Stadtverwaltung beauftragt, mit dem Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen nochmals über Details zu verhandeln. Winter setzt seine Hoffnungen auf ein Gespräch bei der Industrie- und Handelskammer in Ingolstadt. Mit am Tisch werden neben ihm und IHK-Vertretern auch das Landratsamt, die Stadtverwaltung und die Gewerkschaft sitzen. "Ich will das Gespräch nutzen, um das Thema generell zu besprechen", sagt Winter. Vielleicht gäbe es ja Lösungen, die fast allen gerecht würden, an die bisher noch niemand gedacht habe.

"Wir wollen die größtmögliche Flexibilität an der Peripherie herbeiführen", nennt Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) ein Ziel, mit dem er in das Gespräch bei der IHK hineingeht. Doch die unterschiedlichen Interessen seien nicht leicht unter einen Hut zu bringen, so Stephan. Dabei richtet er seinen Blick vor allem auf das Schrobenhausener DGB-Ortskartell, dessen Vorsitzender Robert Huber den Stein der Debatte um die verkaufsoffenen Sonntage in Rollen gebracht habe. Bis es eine neue Satzung gebe, die der Stadtrat mehrheitlich verabschiedet, gelte noch die alte Satzung. Und damit gelten auch noch die alten Regeln für die Dultsonntage.

Das ist nicht im Sinne Hubers. "Wenn sich die Stadt so positioniert wie in den Vorgesprächen, dann ist das ein Termin zum Kaffeetrinken", sagt der Gewerkschafter mit Blick auf die Gesprächsrunde bei der IHK. Für den örtlichen DGB-Chef ist die Forderung klar: An den verkaufsoffenen Sonntage dürften in Zukunft - so wie im Gesetz vorgesehen - lediglich Geschäfte in der Altstadt und in der Bahnhofstraße öffnen.

Auch Huber gehört zu denen, die von Evi Seitz angeschrieben wurden. Und er hat ihr auch schon geantwortet. Er verweist auf die rechtlichen Bedingungen. Danach sei die Baumschule zu weit vom Markt bei den Dulten entfernt, um sonntags öffnen zu dürfen. Aber - ähnlich wie Winter - meint Huber: "Die grüne Wiese hat nach dem Gesetz die Möglichkeit, den verkaufsoffenen Sonntag auf die grüne Wiese zu holen." Ganz davon abgesehen ist Huber der Meinung, dass es seit 15 Jahren nicht möglich sei, in der Altstadt einheitliche Ladenöffnungszeiten zu schaffen. An den Dultsonntagen aber gehe es...

Wenn die neue Satzung für die verkaufsoffenen Sonntage vom Stadtrat verabschiedet werde, lasse die Gewerkschaft sie von einem Fachanwalt prüfen, kündigt Huber an. Je nach Prüfergebnis und danach, wie gut die Gewerkschaftskassen gefüllt seien, werde eine Klage erwogen: "Wir sind nicht scharf darauf."

"Unsere Mitarbeiter sind gerne da", sagt Evi Seitz über die Dultsonntage, "weil oft auch die Familien oder Nachbarn vorbei kommen." Natürlich bekomme jeder Mitarbeiter die Sonntagsarbeit auf dem eigenen Zeitkonto gutgeschrieben und erhalte einen Ausgleich dafür. "Ich habe gerne unter der Woche einen Tag frei", sagt Seitz und beschreibt damit das Prozedere. Sie und ihre Mitarbeiter sammeln für den Erhalt der verkaufsoffenen Sonntage wie bisher Unterschriften unter den Kunden. Weit mehr als 100 Unterschriften hat Evi Seitz bereits zusammen. Und täglich kommen weitere hinzu. Seitz hofft darauf, dass die Unterschriftenliste Eindruck auf die macht, die die Entscheidungen treffen. Evi Seitz: "Für mich wäre es einfach schade, wenn der Tag wegfallen würde."