Schrobenhausen
Im Zweifel entscheidet das Los

Wer außerhalb der Altstadt an den verkaufsoffenen Sonntagen bei den Dulten sein Geschäft öffnen will, muss einige Bedingungen erfüllen

21.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:27 Uhr
Einkaufen am Sonntag: Das ist auch in Zukunft bei den Schrobenhausener Dulten möglich. Außerhalb der Altstadt dürfen lediglich fünf Gerschäfte öffnen und müssen das bei der Stadt beantragen. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) In fünf Wochen sind die alten Zeiten vorbei: An den verkaufsoffenen Sonntagen bei den vier Dulten in Schrobenhausen kann nicht mehr jedes Geschäft öffnen. Seit einigen Tagen gilt die neue Verordnung, die der Stadtrat verabschiedet hatte. Danach ist alles nicht mehr ganz so einfach wie früher.

Die neuen Spielregeln für die verkaufsoffenen Sonntage sind eigentlich schnell erklärt. Innerhalb der Altstadt dürfen alle Geschäfte wie bisher aufgemacht werden. Dazu hat die Stadtverwaltung vom Innenstadtzentrum bis zur Bahnlinie den Radius für einen Kreis festlegt. Mit dem Zirkel wurde sozusagen der Kreis um die Altstadtzone gezogen und markiert von nun an den Bereich, in dem die Geschäfte keinen Antrag für ihre Öffnung an verkaufsoffenen Sonntagen stellen müssen. Kuriosum am Rande: War bei den ersten Versuchen, eine neue Verordnung zu entwerfen, die Firma Reich in der Regensburger Straße außen vor, wird sie nun vom Zirkel geteilt. Für Ordnungsamtsleiter Herbert Beck ist das kein Problem: "Damit sind sie drin."

Außerhalb der Altstadt dürfen in Zukunft noch genau fünf Geschäfte zusätzlich ihre Türen für Dultbesucher öffnen. Die Firmen, die dafür in Frage kommen, müssen Familienunternehmen mit Hauptsitz in Schrobenhausen sein. Darüber hinaus, so Beck weiter, müssen sie sich in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig an den verkaufsoffenen Sonntagen beteiligt haben. Und sie müssen begründen, warum ausgerechnet sie bei der Dult dabei sein sollten.

Die neuen Regeln stellen einen Kompromiss dar, der nach langen Jahren des Streites zwischen der Stadt Schrobenhausen, dem DGB und seiner Dienstleistungsgewerkschaft Verdi (wir berichteten) errungen wurde. Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan hatte schon lange nicht mehr daran geglaubt. Die Einigung kam ihm vor wie "die Zerschlagung des gordischen Knotens". Jeder Kompromiss, so Stephan weiter, sei mit Schmerzen für beide Seiten verbunden. Nun müsse sich die Regelung in der Praxis beweisen.

Und da sieht es so aus, dass sich jedes Unternehmen außerhalb des Altstadtkreises für jede der vier Dulten pro Jahr einzeln um die Teilnahme bewerben müsse. Das geht nicht ganz formlos. Auf der Internetseite der Stadtverwaltung (www.schrobenhausen.de) finden Interessenten unter der Rubrik Bürger und Stadt bei Aktuelles die neue Satzung sowie die Antragsformulare zum Herunterladen. Die Anträge müssen ausgefüllt bei der Stadt eingereicht werden. An einer Online-Beantragung wird derzeit gearbeitet.

Eigentlich sollten die Anträge für die jeweilige Dult spätestens zwei Monate vor der Dult im Rathaus vorliegen. Das geht aber bei der ersten Dult nach den neuen Regeln - der Michaeli-Dult am Sonntag, 30. September - aber nicht. Darum hat das Ordnungsamt eine Frist bis zum 31. August gesetzt. In der ersten Septemberwoche soll die Entscheidung über die fünf Firmen außerhalb der Altstadt fallen, kündigt Beck an. Für die letzte Dult des Jahres, die Kathreins-Dult am 4. November, gilt übrigens die in der Verordnung festgelegte Zwei-Monats-Frist für die Bewerbung - Annahmeschluss ist also Anfang September.

Die Entscheidung über die Teilnhemer trifft übrigens die Stadtverwaltung ganz alleine. Die Gewerkschaften werden über das Votum lediglich informiert. Bisher liegen bereits einige Anträge vor, sagt Beck. Er rechnet mit weiteren Anträgen. An Spekulationen, wie viele Unternehmen außerhalb der Altstadt sich für den 30. September interessieren werden, will er sich lieber nicht beteiligen. Sollten sich allerdings mehr als fünf Firmen bewerben, werde das Losglück entscheiden. Da sich das Prozedere für jede Dult des Jahres - also innerhalb des Jahres viermal - wiederhole, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Teilnahme der Firmen außerhalb der Altstadt wechsele.

Und was ist, wenn sich weniger als fünf Unternehmen für die verkaufsoffenen Sonntage bewerben? Ganz einfach, so Beck, dann werde aus den bisherigen Teilnehmern aufgefüllt. Die Auffüller müssten aber trotzdem Familienunternehmen aus Schrobenhausen sein. Die einzige Ausnahme, die dann greift: Sie müssen nicht seit zehn Jahren an den Dulten teilgenommen haben.

"Wir haben noch keine Erfahrungen damit", sagt Beck über das neue Prozedere, das in Bayern wohl bislang einmalig ist. "Am Anfang eines Systemwechsels ist der Aufwand immer besonders hoch", sagt Stephan. Doch er hofft, dass sich der Verwaltungsaufwand dann bald "auf ein Routineniveau" einpendele.

Jürgen Spindler